Phuket: Wie groß ist die Quallengefahr wirklich?

Die Frau schreit, schleppt sich aus dem Wasser an den Strand von Patong Beach, fällt in den Sand und stirbt drei Minuten später. Sie war von einer Qualle gestochen worden. Es bleibt nicht bei diesem Vorfall, denn das Meer wimmelt von Quallen. Die Touristen bleiben aus, Resorts müssen schließen. Das Ende von Phuket?

Manch einer träumt diesen Alptraum, nachdem an der Ostküste Würfelquallen gefunden wurden und ein zehn Jahre altes schwedisches Mädchen im April auf Koh Lanta nach der Berührung mit einer Qualle starb.

Niemand kann sicher sein, ob dieses Szenario eintreffen wird, aber niemand kann sicher sein, daß es nicht so sein wird. Zwei Arten von Würfelquallen (auch „Seewespe” genannt) sind plötzlich in einer Region aufgetaucht, in der sie zuvor nicht gesichtet wurden. Woher sie kommen, ist unbekannt.

Die Quallen in Phuket scheinen flache Gewässer in der Nähe von Mangroven zu bevorzugen. Dennoch sind Meeresbiologen, Mitarbeiter der Tourismusindustrie und die lokalen Behörden, die sich dazu durchrangen, eine Warnung auszusprechen, äußerst beunruhigt darüber, was als nächstes geschehen könnte.

Inzwischen fahren Wissenschaftler jeden Tag zur Nam Bor Bay, die etwa vier Kilometer von Phuket City entfernt ist, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Jeden Tag werden Quallen in der Bucht in zwei kleinen Fallen gefangen. Bedeutet daß, das im Meer Tausende andere sind? Offensichtlich handelt es sich bei den gefangenen Quallen um Jungtiere. Niemand weiß, was passiert, wenn sie größer werden. Ob sie bleiben oder sich an anderen Buchten niederlassen – alles ist bislang völlig unbekannt.

Thai-Kinder schwimmen in einer naheliegenden Bucht unbeeindruckt im Meer, nur wenige Kilometer vom Fundort der Quallen entfernt, während Meeresbiologen lange Hosen und Schuhe tragen, um die gefangenen Quallen einzusammeln. Auf die Frage, ob ein Stich tödlich sei, sagt einer von ihnen: „Das müssen weitere Untersuchungen zeigen. An uns selbst wollen wir das jedenfalls nicht ausprobieren.”

Nachdem bekannt wurde, daß es in Phuket tödliche Quallen gibt, sehen einige Leute die Berichterstattung der Presse in jüngster Zeit in einem anderen Licht.

Der erste Vorfall ereignete sich 2002. Die Tentakeln einer Qualle legten sich in Koh Phangan einem Australier beim Schwimmen ums Bein. „Es muß ein schrecklicher Tod gewesen sein”, wird ein Behördenmitarbeiter zitiert.

Wieviel Thais starben an Quallenstichen? Ertranken Touristen durch hohen Wellengang und starke Strömungen oder kamen sie in Wirklichkeit mit Quallen in Berührung? Es bleibt viel Raum für Spekulationen…

Das mag nicht verwunderlich sein, denn wenn Zensur herrscht oder sich die Behörden zu keiner Stellungnahme herablassen, schaffen sie für erst den Nährboden für Spekulationen

Die Rückkehr der Stachelrochen

Im August fuhr die Touristin Vinncci Wai Chi Chan aus Hongkong mit ihrer Familien auf einem Wochenendtrip zu der kleinen Insel Koh Yao Noi. Beim Baden wurde die Frau von einem Stachelrochen angegriffen.

„Der Schmerz war unerträglich”, erzählte die Lehrerin, deren Ehemann, John Tse, Hochschulprofessor ist. „Ich habe noch nie so starke Schmerzen gehabt.”

Die Stachelrochen waren einige Jahre völlig verschwunden, fanden aber in großer Anzahl wieder ihren Weg in die Gewässer nahe Phuket. Die Behörden „vergaßen”, die Touristen über diesen Umstand zu informieren.

In Australien werden Touristen regelmäßig über die Gefahren gefährlicher Tiere informiert. Das hält die Australier aber nicht davon ab, zu Stränden zu fahren, an denen Würfelquallen gesichtet wurden.

Nach dem Tod des schwedischen Mädchens auf Koh Lanta sagte Dr. Peter Fenner von der James Cook Universität: „Die Warnung vor möglichen Gefahren wird auf Dauer keine Auswirkungen auf die thailändische Tourismusindustrie haben. Aber wenn man Gefahren ignoriert und Touristen sterben, dann schon.”

Letztes Jahr bot der Ocean Park in Hongkong Meeresbiologen aus Phuket Schulungen über Quallen an. Doch es wurde kein Budget bereitgestellt… South China Morning Post

Weitere Berichte über Quallen und ein Interview mit einer australischen Meeresbiologin und Quallenexpertin im nächsten TIP 11/2, ab 17. November an allen TIP-Verkaufsstellen erhältlich.