Wohin marschiert der Baht?

Devisen – ein allgemein hochinteressantes Thema

Fast alle Expats, Geschäftsleute und Touristen mit Bezug auf Thailand beobachten mit großem Interesse die derzeitigen Wechselkurse ihrer Währung gegen den thailändischen Baht. Einige Währungen wie das Britische Pfund Sterling und der Australische Dollar befinden sich im „Freien Fall“ bezüglich des Umtauschkurses mit dem Thai-Baht – bei anderen Währungen wie beispielsweise den US-Dollar bleibt der Wechselkurs weitgehend konstant. Warum ist dies so – und wie steuert die Bank of Thailand (BOT)?

Wie hängen Währungsreserven und Wechselkurse zusammen?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Wert des Thai-Baht – unter anderem – in kausaler Verbindung mit den Devisenreserven der BOT steht. Diese angehäuften Devisenreserven sind eine Konsequenz der Devisenpolitik der BOT.

Die BOT kann in dieser Gleichung „intervenieren“. Die Zentralbank greift aktiv in das Marktgeschehen ein. Sie tritt als Anbieter oder Nachfrager auf, um den Wechselkurs zu manipulieren.

Kauft die BOT beispielsweise ausreichend US-Dollar durch einen Verkauf von Thai-Baht, so wird der US-Dollar aufgewertet und der Thai-Baht abgewertet – bedingt durch den Grundsatz von Angebot und Nachfrage.

Die BOT hat von diesem Instrument in den letzten Jahren häufig Gebrauch gemacht – die Zusammensetzung der derzeitigen Devisenreserven sind eine Konsequenz dieses Markteingriffs und ein Indikator für die Zukunft. 1997, beim Baht-Crash, hat sie sich aber total verzockt, die internationalen Spekulanten haben sie ausgepokert…

Anhäufung von US-Dollar bis März 2008

Die BOT agierte bis März 2008 als starker Käufer von US-Dollar. Auch wurden im März die Kapitalkontrollen für Investitionen in Thailand aufgehoben, der „freie Fall“ des US-Dollar gegen den Baht war gebremst. Ebenfalls bis März 2008 waren Devisenreserven und Devisentermingeschäfte proportional, d.h. sie wuchsen in direktem Zusammenhang.

Devisentermingeschäfte (engl. FX Forward) sind verbindliche Vereinbarungen, eine Währung gegen eine andere Währung zu einem im Moment des Geschäftsabschlusses vereinbarten Termin mit festgelegtem Kurs zu tauschen. Der Ausdruck Devisentermingeschäft kann beides bedeuten – Kauf oder Verkauf.

Der höchste Stand an Devisenreserven war mit 110 Milliarden US-Dollar ebenfalls Ende März erreicht – seitdem stagnieren die Devisenreserven. Im Dezember 2008 standen sie bei einem nur geringeren Wert von 107 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu: 1997 wurden in zwei Tagen etwa 30 Milliarden Dollar verzockt…

Dem Beobachter fällt auf den ersten Blicken somit keine markante Bewegung auf diesem Markt auf… Einiges hat sich jedoch markant verändert – das Volumen der Devisentermingeschäfte reduzierte sich drastisch von 25 Milliarden im März auf 7 Milliarden zum Jahresende 2008.

Man kann die Entwicklung der Volumina von Devisentermingeschäften durchaus als Indikator für die Währungsreserven der Zukunft interpretieren – theoretisch. Wichtig in dieser Betrachtung ist dabei auch deren Fälligkeit.

Der BOT Graph vom Oktober zeigt auf, das 50% der Geschäfte kurzfristig (über einen Monat) laufen – der Rest teilt sich in 25% mittelfristig und 25% langfristig. Um dieses Verhältnis einfach betrachten zu können, bedarf es einer Analyse der Netto-Volumina aus Devisentermingeschäften (Kauf minus Verkauf).

Was kann man daraus interpretieren?

Auch hier beobachten wir wieder einen Gipfel im März 2008, diesesmal der Netto-Volumina aus Devisentermingeschäften. Danach wird das Bild deutlicher: Devisentermingeschäfte fallen in Linie mit den Prozentwertenveränderungen aller Währungsreserven.

Was bedeutet das alles?

Die BOT reduziert Woche für Woche die Zukunftspositionen der Devisentermingeschäfte – das heißt ihre Bereitschaft, als Nachfrager aufzutreten und Devisen gegen Thai-Baht zu kaufen. Tückisch jedoch können voreilige Schlüsse sein. Es gibt da viele Möglichkeiten und Unsicherheitsfaktoren.

Faktor 1:
Man weiß nicht, welche Währung die BOT in Devisenmarktgeschäften kaufen wird

Faktor 2:
Wir kennen die genaue Zusammensetzung der Währungsreserven nicht! Sie sind ein Geheimnis der BOT. Tarisa, BOT Präsidentin, sagte im Mai 2008, ca. 60% bestehen aus US-Dollar. Man muss das nicht unbedingt glauben…

Faktor 3:
Alle Daten der BOT sind in US-Dollar berechnet – dies heißt auch, das alle Daten auf den zu dieser Zeit gültigen Wechselkurs abgeglichen sind.

Faktor 4:
Man sollte sich nicht von optischen Täuschungen manipulieren lassen. Wenn die BOT behauptet, 60% der Reserven seien in US-Dollar angelegt, und man nimmt an, daß die verbleibenden 40% aus Euro bestehen, dann heißt das: Wenn der Dollar stärker oder schwächer gegenüber dem Euro wird, ändern sich ebenfalls Geldmenge des Euros, quotiert in US-Dollar.

Man sieht daher eine Steigerung der gesamten Währungsreserven in US-Dollar. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die BOT deswegen mehr US-Dollar kauft. Man konnte das sehr gut in der Woche vom 5.12 zum 12.12. beobachten: Damals stiegen die gesamten Währungsreserven von 103.4 auf 104.8 Milliarden Dollar. In dieser Zeit wurde der Euro auch stärker zum US-Dollar…

Faktor 5:
Den Bezug zum globalen Kontext sollte man unter diesen Umständen ebenfalls nicht verlieren. Nach einem dramtischen Fall des US-Dollars gewann dieser erneut an Wert im letzten Sommer – global betrachtet.

Viele ausländische Investoren haben ie thailändische Börse (SET) verlassen. Aktien wurden in Thai-Baht verkauft und dann in Devisen zurückgetauscht und haben damit Thailand verlassen…

Was passiert nun mit dem Thai-Baht?

Aufgrund der Situation bei den Devisentermingeschäften und des Peaks im März 2008 sowie der Tatsache, daß die Reserven nicht gestiegen sind, kann man zu dem Schluß kommen, daß die BOT als Verkäufer von USD agierte – um die eigene Währung zu stützen.

Global sind viele Bänker derzeit entsetzt über die Dimension der Weltwirtschaftskrise und deren Folgen. Wie alle Nationalbanken weltweit setzte die BOT auf Stabilität – und damit ist es nun vorbei. Thailand steht zudem unter einem besonderen Druck – eine neue Regierung ist im Amt, wir haben eine Weltwirtschaftskrise und werden mit fallenden Exporten konfrontiert. Alles dies wird die BOT zwingen, den Thai-Baht zu schwächen…

Die Abwertung des Baht steht bevor…

Thailand steht aber dieser Entwicklung nicht allein gegenüber – man nennt diese Situation auch „Asiatisches Bias“. Viele asiatischen Länder haben mit der Manipulation ihrer Währung gegen den US-Dollar angefangen. Eine starke einheimische Währung gegen den Dollar vernichtet die Exporte. Es ist daher ebenfalls vorhersehbar, das Thailand den gleichen Kurs einschlagen wird! Der Thai-Baht wird gegen den US-Dollar abgewertet werden…

Der Trumpf im Ärmel

Die USA spielt derzeit das gleiche Spielchen – nicht um Exporte zu bewerben, sondern aufgrund der Tatsache, daß durch 0% Leitzins die Geldmenge des US-Dollars massiv steigen wird.

Das Fazit
  • Es ist wichtig, die Währungsreserven zu beobachten. Sie sind das Resultat einer manipulativen Geldpolitik und Werkzeug zur gleichen Zeit.
  • Die Devisentermingeschäfte sind ein Indikator für Zukunftsprognosen – sie sind der „Kanarienvogel in der Kohlemine“.
  • Die BOT hat aufgehört, massiv Devisen einzukaufen (US-Dollar). Der Beweis sind die fallenden Devisentermingeschäfte.
  • Ein wichtiges Instrument, um den Thai-Baht gegen den US-Dollar zu stabilisieren, wird schwächer und schwächer …

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