David Carradine tot in Bangkok aufgefunden

Sein Name wird nicht nur mit der Kunst der Schauspielerei, sondern immer auch mit der Kunst des meisterhaften Schlags verknüpft sein: Berühmt wurde David Carradine mit der Fernsehserie „Kung Fu“, sein großes Comeback erlebte er in Quentin Tarantinos „Kill Bill“ – in beiden spielte er fernöstlich geschulte Kämpfer.

Jetzt ist der amerikanische Schauspieler in Bangkok tot aufgefunden worden. Der 72jährige sei entweder am 3. oder 4. Juni gestorben, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in der thailändischen Hauptstadt.

Die Polizei sagte, der Schauspieler sei in einem Schrank in seinem Hotelzimmer mit einem Strick um den Hals vom Zimmermädchen aufgefunden worden.

Ob es sich um einen Selbstmord oder einen Unfall handelt, ist offenbar noch unklar. Laut einem Bericht von „The Nation“ geht die örtliche Polizei allerdings derzeit von einem Selbstmord aus.

Der Star habe sich nach Angaben seines Managers aber nicht selbst umgebracht: „Wir können 100prozentig bestätigen, daß er niemals Selbstmord begangen hätte. Es war ein Unfall-Tod“, sagte er dem Internetdienst „tmz.com“. Nach Angaben seines Managers hielt sich Carradine zu Dreharbeiten für den Film „Stretch“ in Bangkok auf.

Carradine fand nicht sofort zum Beruf – er habe, so bekannte er einmal, zunächst einige Jugendstrafen gesammelt. Er studierte Musikwissenschaften in San Francisco, ging zur Armee und trat schließlich am Broadway auf. Mit Mitte zwanzig schaffte er den Sprung ins Fernsehgeschäft. 1964 spielte er in seinem ersten Kinofilm mit, dem Western „Taggart“.

Berühmt wurde David Carradine in den siebziger Jahren durch die Rolle des Kwai Chang Caine in der Fernsehserie „Kung Fu“. Darin geht es um die Abenteuer eines Shaolin-Mönches im Wilden Westen. Später war er unter anderem in Ingmar Bergmanns Film „Das Schlangenei“ zu sehen und in „Dies Land ist mein Land“, Hal Ashbys Verfilmung des Lebens von Woody Guthrie. In den Achtzigern trat Carradine in der Fernsehserie „Fackeln im Sturm“ auf. Dort spielte er den skrupellosen Plantagenbesitzer Justin LaMotte.

Danach geriet der Schauspieler in die Untiefen des Filmgeschäfts und wirkte zunehmend in Produktionen mit, denen kein Ehrenplatz in der Filmgeschichte beschieden sein sollte: So „Die Galgenvögel“, „Auf der Jagd nach dem Schatz von Dos Santos“ oder „Angst um Mitternacht“.

Sein großes Comeback feierte er zuletzt 2004 mit einem grandiosen Auftritt in Quentin Tarantinos Zweiteiler „Kill Bill“. Darin geht es um die Aussteigerin aus einer Killerbande (Uma Thurman), die kurz vor ihrer Hochzeit von ihren früheren Kampfgefährten aufgespürt und in einer brutalen Strafaktion schwer verletzt wird. Nach vierjährigem Koma erwacht sie und beginnt einen Rachefeldzug. In der Titelrolle gab Carradine den Boss der Bande und brillierte vor allem im Finale des zweiten Teils.

Carradine entstammte einer Schauspielerfamilie. Sein Vater war der bekannte Western-Darsteller John Carradine. Auch seine Brüder Bruce, Keith und Robert sind Schauspieler. AP/dpa, tn, Spiegel, Focus