Über acht Jahre Gefängnis für Bankräuber aus Pattaya

Zufrieden und erleichtert über das Gerichtsurteil zeigten sich gestern drei Bankangestellte der Raiffeisenbank Kerpen-Türnich, die Opfer eines brutalen Überfalls geworden waren. Der Bankräuber, der zwei vollendete und zwei versuchte Überfälle zugegeben hatte, ist zu acht Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.

Der 52 Jahre alte ehemalige Wirt einer Gaststätte in Elsdorf-Oberembt marschierte stets als Gentleman mit Perücke und angeklebtem Schurrbart in die Banken in Linnich und Kerpen. Wilhelm R. erbeutet insgesamt mehr als 100 000 Euro.

Nach den Überfällen flog der Mann, der 2005 nach Thailand ausgewandert war, zurück nach Pattaya. Dort betrieb er eine Gaststätte. Sein Luxusleben in einem großen Haus mit zwei Thai-Mädchen verschlang schnell die Beute, so daß der frühere Elsdorfer immer wieder zurück in die Heimat flog, um Banken zu überfallen.

Die Polizei war dem Mann schon einige Zeit vor seiner Festnahme auf die Spur gekommen. Über einen BKA-Verbindungsbeamten in Thailand und einen ehemaligen Polizisten aus dem Rhein-Erft-Kreis führte die Spur zu Wilhelm R., der in Pattaya unter falschem Namen lebte. Der Verdacht verdichtete sich, als ermittelt wurde, daß er zwei Tage vor den Taten von Bangkok nach Düsseldorf und zwei Tage später wieder zurückgeflogen war.

„Nach dem letzten Überfall am 15. Oktober 2009 mußten wir schnell handeln. Wir haben die Kollegen vom Flughafen Düsseldorf eingeschaltet, die feststellten, daß er mit seinem falschen Namen auf der Passagierliste nach Bangkok stand“, berichtete Beamter dem Gericht. Im Bus zum Flugzeug wurde der Mann festgenommen.

Die Kammer folgte mit ihrem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Das Gericht hielt dem Angeklagten zugute, daß er ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte und nicht vorbestraft ist.

„Wir hatten während der Verhandlung den Eindruck, daß Sie reinen Tisch machen wollten“, sagte die Vorsitzende Richterin. Als strafschärfend werteten die Richter aber die Vorgehensweise. Wilhelm R. hatte die Angestellten gefesselt und bis zu 50 Minuten in seiner Gewalt, bevor er mit der Beute flüchtete.

„Die Tatsache, daß er gefaßt ist und für mehrere Jahre ins Gefängnis kommt, hilft uns bei der Verarbeitung der Vorkommnisse“, sagten zwei Bankangestellte. Eine von ihnen kann die Bankfiliale, in der sie gearbeitet hat, nicht mehr betreten. ksta