Süden: Schüler und Lehrer sollen beschützt werden

Der 111eitige Bericht dokumentiert ausführlich, wie muslimische Aufständische, die das staatliche Bildungssystem als Symbol für die Unterdrückung durch den thailändischen Staat betrachten, Lehrer bedroht und getötet, staatliche Schulen niedergebrannt und Bombenanschläge verübt haben und unter Schülern wie Eltern Angst und Schrecken verbreiten.

Die Aufständischen haben zudem islamische Schulen zur Indoktrinierung und Rekrutierung von Schülern mißbraucht.

Die thailändische Armee und paramilitärische Kräfte hingegen stören den Unterricht an den Schulen und setzen die Schüler unnötig dem Risiko von Rebellenangriffen aus, indem sie die Schulen langfristig als Stützpunkte für die Aufstandsbekämpfung nutzen.

„Daß die Aufständischen Lehrer erschießen und Schulen niederbrennen zeugt von einem unglaublichen Sittenverfall“, so Bede Sheppard, von der Abteilung Kinderrechte bei Human Rights Watch und Autor des Berichts. „Dieses Vorgehen ist grausam und unmoralisch und bringt die Kinder um ihre Bildung und ihre Zukunft.“

Der Bericht basiert auf Besuchen von 19 Schulen in den Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat sowie auf Interviews mit mehr als 90 Personen, darunter Kinder, Eltern, Lehrer, Sicherheitskräfte, Mitglieder aufständischer Gruppen und lokale Beamte.

Die meisten Lehrer und anderen Mitarbeiter staatlicher Schulen, die von den Rebellen getötet wurden, gehörten der ethnischen Gruppe der Thai-Buddhisten an. Die Rebellen sollen seit Januar 2004 mindestens 108 Lehrer und 27 andere Mitarbeiter staatlicher Schulen in den südlichen Grenzprovinzen getötet haben, weitere 103 Lehrer und 19 Mitarbeiter wurden verletzt. Allein im Jahr 2010 wurden bisher 14 staatliche Lehrer getötet.

Auch auf malaiische Muslime sind Anschläge verübt worden. Die Rebellen haben malaiisch-muslimische Lehrer an staatlichen Schulen sowie Schulleiter islamischer Schulen ins Visier genommen, die sich der Indoktrinierung und Rekrutierung an ihren Schulen widersetzten.

Darüber hinaus haben die Rebellen – in der Regel abends – Schulen in Brand gesetzt und Bombenanschläge verübt. Seit Januar 2004 gab es in Südthailand mindestens 327 Brandanschläge auf staatliche Schulen.

Die thailändische Regierung hat im Rahmen der Aufstandsbekämpfung die Anzahl der im Süden stationierten militärischen und paramilitärischen Kräfte erhöht. Zur Unterbringung der Truppen in potentiell feindlichen Gebieten hat die Regierung oftmals Lager auf Schulgeländen oder in den Schulgebäuden selbst eingerichtet. Solche Besetzungen stehen meist nicht mit einer unmittelbaren Bedrohung der Schule in Zusammenhang und können über Jahre dauern.

„Für die Sicherheit an den Schulen ist zwar die Präsenz von Regierungstruppen in der näheren Umgebung erforderlich, allerdings gibt es viele Besorgnis erregende Beispiele dafür, daß die Schulen für erweiterte Truppeneinsätze zur Aufstandsbekämpfung genutzt werden“, so Sheppard. „Die Regierung soll die Bildung der Kinder nicht gefährden, nur weil sie einen geeigneten Ort für ihre Militärlager braucht.“

Diese langfristigen Besatzungen stören den Schulunterricht erheblich und sollen untersagt werden, wenn sie das Recht der Kinder auf Bildung gefährden, so Human Rights Watch. Viele Eltern nehmen ihre Kinder von diesen Schulen, weil sie befürchten, daß die Schüler dort dem Risiko von Rebellenangriffen aussetzt sind oder daß die Kinder, insbesondere Mädchen, von den Sicherheitskräften belästigt werden. Schüler, die aus einer besetzten Schule ausscheiden, müssen auf eigene Gefahr und Kosten weiter entfernte Schulen besuchen, was dort wiederum zu überbelegten Klassen führen kann.

Sicherheitskräfte haben auch zahlreiche Razzien und Durchsuchungen nach mutmaßlichen Rebellen und Waffen an islamischen Schulen durchgeführt. In manchen Fällen kam es zu willkürlichen Massenverhaftungen von Schülern oder die Razzien schlugen in Gewalt um und brachten Schüler und Lehrer in Gefahr.

„Lehrer in Südthailand zu sein bedeutet leider, in der Schußlinie dieses Konflikts zu stehen“, so Sheppard. „Die Anführer der Separatisten müssen ihre Anschläge auf Lehrer und Schüler beenden. Gleichzeitig soll die Regierung Schulen nicht weiter als langfristige Militärstützpunkte nutzen und von weiteren Massenverhaftungen an islamischen Schulen absehen. Dieses Vorgehen gefährdet die Kinder und führt zu weiteren Problemen, die die Aufständischen für sich nutzen können.“ HRW