Tourist empfängt einen Brief – zwei Jahre Knast!

Seit Jahren verbringt der rund vierzigjährige J.M. aus der Schweiz seine Ferien in Phuket. Das Klima entspricht genau seinen Vorstellungen, und die Unterkunft in der Soi Sunset ist zwar einfach, dafür aber billig.
Einzig mit seinem Zimmer hat er bei seinem Aufenthalt im Jahr 2003 Pech. Zuerst steigt die Klimaanlage aus, dann gibt es sanitäre Probleme. Und so muß J. in den ersten Tagen mehrmals das Zimmer wechseln. Endlich scheint am 4. Tag seines Aufenthalts alles perfekt. Nachdem er erst morgens erneut umgezogen ist, genießt er nun das süße Nichtstun am Swimmingpool.

Ahnungslos begrüßt er den Boten von TNT, der ihn am Pool aufsucht. Der Kurier hält ein Kuvert aus der Schweiz in der Hand und fragt J., ob er der Gast aus Zimmer Nr. 12 sei. Kaum hat J. die Frage bejaht, klicken schon die Handschellen.
Der Bote entpuppt sich als verdeckter Polizeiermittler. Zum Verhängnis wird J. der Kuvertinhalt: 1 Gramm unerlaubte, importierte harte Drogen. J. wird verhaftet und nach Phuket ins Gefängnis verfrachtet. Auf der Polizeistation warten schon die Kautionsschlepper. Das sind junge Anwälte, die sich auf das Stellen der Kaution spezialisiert haben.

Nachdem J. auf Kaution freigelassen wird, kontaktiert er unverzüglich seine Familie in der Schweiz. Von seiner Schwester bekommt er finanzielle Hilfe. Er zahlt die Kaution zurück und nimmt sich einen Verteidiger. Doch die Sterne stehen schlecht, und J. wird von einem thailändischen Gericht wegen Imports harter Drogen zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Da J. regelmäßig Medikamente braucht und es im Gefängnis in Phuket keine Krankenstation gibt, wird VIMAMI durch die Schweizer Botschaft angefragt, ob sie die Gefangenenbetreuung übernehmen könnten. Und so besucht ein Mitarbeiter von VIMAMI 

den Inhaftierten regelmäßig und bringt ihm seine Medikamente. Die Monate vergehen, und eines Tages kommt die Nachricht, daß J. ins Zentralgefängnis nach Bangkok verlegt werde, wo es auch eine Krankenstation gibt. In der Zeit der Betreuung fällt den VIMAMI-Anwälten auf, daß bei der Gerichtsverhandlung etliche Fehler passiert sind. So sind zum Beispiel folgende Indizien nicht vorgebracht worden:

 

·         J. hat in den ersten 4 Tagen mehrmals das Zimmer gewechselt. Das Kuvert war adressiert für den Gast aus dem Zimmer Nr. 12. J. ist aber erst am Morgen seiner Verhaftung in dieses Zimmer eingezogen, der Brief war schon seit mehreren Tagen unterwegs.

·         Die Schweizer Botschat ließ den Absender überprüfen und fand heraus, daß dieser nicht existiert.

·         Es gab etliche Verfahrensfehler.

VIMAMI entschließt sich, den Gerichtsbescheid bei der nächsthöheren Instanz anzufechten, und für J. gibt es einen kleinen Funken Hoffnung. Die Zeit streicht ins Land, 1 ½ Jahre sind vergangen. Endlich kommt der Entscheid. Die Einsprache wird gutgeheißen! Das Urteil wegen groben Verfahrensfehlern aufgehoben. Der genaue Freilassungstermin steht jedoch noch aus.

Knapp 6 Monate später kommt die Glücksbotschaft. J. telefoniert mit VIMAMI. Er sei entlassen worden und befände sich in Auslieferungshaft. Ein Anruf bei der Schweizer Botschaft bestätigt die Aussage. Schnellstens beantragt VIMAMI beim Gericht in Phuket die Entlassungsdokumente. Denn: Die Bedingungen in der Abschiebehaft sind extrem hart, unmenschlich und erniedrigend.

Gut 2 Jahre, nachdem J. den Pool in Patong in Handschellen verlassen hat, sitz er im Flugzeug auf dem Weg in die Schweiz. Eine lange Zeit, doch es hätten leicht 25 Jahre daraus werden können.