Was geschieht mit den Spenden der Hoffenheim Supporters in Bangkok?

Hinweis: Zu diesem Thema existiert eine Diskussion in unserem Forum: http://forum.thailandtip.de/topic=4489.0

hmh. Bangkok. Am gestrigen Samstag fand bereits das dritte Wohltätigkeitturnier statt. Das Ergebnis kennen wir noch nicht, aber es soll Anlaß dazu sein, noch einmal an die bisherigen Aktionen zu erinnern. Das erfolgreiche Konzept der vergangenen Jahre: Meist unter deutscher Leitung stehende Firmen wie Schenker, Lufthansa, BM Quality Food, Siemens, Grottino und andere sponsern ganz oder teilweise das für die Verpflegung der Zuschauer benötigte. Der Erlös geht an bedürftige Kinder.

2009 wurde die Behandlung eines vierjährigen Mädchens aus Birma („Myanmar“) finanziert, die an lymphoplastischer Leukämie erkrankt war und ohne Hilfe gestorben wäre. 200 000 Baht gingen an das Kinderheim des Wat Sakeo.

2010 flossen 500 000 Baht für die medizinische Behandlung von Kindern aus den Karen-Flüchtlingslagern im Norden Thailands. Die beim Turnier in Bangkok anwesende Dr. Maria Dung-Pham vom Malteser Hilfsdienst garantierte, daß alle Spenden zu hundert Prozent zweckgebunden verwendet werden.

Malteser International (MI) ist seit 1993 in Nordthailand. Spenden der Hoffenheim Supporters gehen an diese Organisation, die sich dort um Menschen kümmert, die in Thailand nicht als Flüchjtlinge anerkennt werden und mit dieser Begründung nicht unterstützt.

Dabei handelt es sich sehr wohl um Flüchtlinge: Angehörige von Birmas Minderheiten suchen unter anderem in Thailand Schutz vor Übergriffen der grausamen und korrupten Militärregierung dieses bettelarmen Landes, das am Tropf des rohstoffgierigen und insofern moralarmen Chinas hängt.

Weil Thailand diese Menschen nicht als Flüchtlinge anerkennt, sind sie auf Unterstützung von außen angewiesen. Verschiedene Organisationen versuchen in den Lagern die Nahrungs- und Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Nach den Informationen auf ihrer Internetseite führen die Malteser seit 1993 in zwei Lagern mit insgesamt 33000 Flüchtlingen je ein Gesundheitsprojekt durch. Es umfaßt auch vorbeugende Maßnahmen, um den Gesundheitszustand der Flüchtlinge zu verbessern, sowie Ausbildungsmaßnahmen, um ihre Selbsthilfefähigkeiten zu stärken.

Im Einzelnen sieht es so aus:
 
• Grundversorgung in Gesundheitsstationen, Bambushospitälern und Labors.
• Aufklärungskampagnen, z.B.über Hygiene, Mangel- und Fehlernährung, Familienplanung, Infektionskrankheiten.
• Förderung der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung, Latrinenbau.
• Schwangerenvorsorgeuntersuchungen und Impfaktionen.
• Lokales Personal (Schwestern, Pfleger, Hebammen und Laborassistenten) verbessert die örtliche Infrastruktur.

Ziele sind:

1. die Verbesserung der Gesundheitszustands der Flüchtlinge durch die Bereitstellung einer angepaßten und umfassenden Gesundheitsversorgung;

2. die Stärkung der Selbsthilfe-Fähigkeiten der Bevölkerung im Bereich Gesundheitsvorsorge.

Wie es vor Ort aussieht, haben sich Michaela und Lisa von den Hoffenheim Supporters selbst angesehen. Nachfolgend der Bericht von Michaela Ehrmann von ihrer gemeinsamen Reise nach Chiangmai.

„Wir bleiben am Ball“

Von Michaela Ehrmann, Bangkok

Saw Pah Ber hat immer noch Schmerzen. Als wir ihn im Maharat Nakhon Krankenhaus in Chiang Mai besuchen, kann er sich zwar noch nicht bewegen, aber er strahlt, als wir ihm den Playmobil-Ritter schenken.
    Paw Sah Ber ist ein Kind der Karen. Ein Kind, das durch die Turniereinnahmen eine Chance erhält.
    Die Karen sind eine ethnische Minderheit, die in Birma von der Militärregierung unterdrückt und verfolgt wird. Seit Jahrzehnten flüchten viele nach Thailand und leben in insgesamt neun Lagern mitten im Dschungel im Nordwesten an der Grenze zu Birma. Sie werden von der thailändischen Regierung geduldet, aber nicht anerkannt. Das bedeutet, daß sie von Thailand keinerlei Unterstützung erhalten.
    In zwei dieser provisorischen Dörfer stellen die Malteser International (MI) die gesundheitliche Versorgung für 33000 Flüchtlinge sicher. Die Arbeitsbedingungen sind schwierig. Über drei Stunden dauert die Fahrt von der MI-Basis in Mae Sariang zu den Lagern.
   In der Regenzeit ist ein Durchkommen manchmal unmöglich. Vor Ort stehen nur einfachste medizinische Mittel zur Verfügung, die oft nicht ausreichen.  Immer wieder benötigen Karen-Kinder dringende Behandlungen außerhalb der Lager in staatlichen Krankenhäusern. Die Kosten hierfür müssen durch Spenden abgedeckt werden. Gelder, die nicht immer vorhanden sind, weshalb die MI jedesmal aufs Neue eine schwere Entscheidung in Abhängigkeit der Behandlungskosten treffen müssen.
   Dank der Sponsoren und durch die Einnahmen des Turniertages wurden 500 000 Baht erwirtschaftet. Spenden, mit denen Karen-Kindern wie Saw Pah Ber eine Zukunft geschenkt werden kann. Wir sind nach Chiang Mai gereist, um uns selbst zu vergewissern, daß das Geld ankommt.
   Unsere Männer sind Mitgründer des Fanclubs. Das Turnier Ende Januar war ein voller Erfolg und danach sollte das Geld so schnell wie möglich dort ankommen, wo es dringend gebraucht wird.
    Saw Pah Ber ist 10 Jahre alt. Er leidet an einer schweren Osteomyelitis, Sepsis und Fehlbildung des linken Beines. Seit drei Monaten lebt er mit seiner Mutter nun schon im Maharat Nakon Krankenhaus. Ein schwerer Sturz beim Spielen veränderte sein Leben.
    Dies geschah vor 12 Monaten in Birma, wo es in seinem Heimatdorf weder Ärzte noch Medikamente gab. Als der Mutter mit ihm und den drei anderen Söhnen die Flucht ins Lager glückte – der Vater lebt nicht mehr –, war das Bein so in Mitleidenschaft gezogen, daß man davon ausging, es müsse amputiert werden. Das Kind wurde sofort in ein Spezialkrankenhaus gebracht und mit hochdosierten Antibiotika behandelt.
    Er hatte einen Schutzengel, daß er die Blutvergiftung überlebte. Auch die Amputation konnte verhindert werden.
    In einer ersten Operation wurde das Bein mit einem Metallstab fixiert. Zusätzlich wird Antibiotika verabreicht. „Schmerzen?“ – „Ja, es tut weh“, sagte er.
    Seine Bewegungsfreiheit ist nach der OP stark eingeschränkt und es ist leider nicht absehbar, wie lange er noch in der Klinik ausharren muss.
     Trotzdem hat er sein Lachen nicht verloren. Lisa und ich schlossen den aufgeschlossenen, aufgeweckten und  klugen Jungen sofort in unsere Herzen.
   Auch Naw Chi Bwei Wah ist ein Kind ohne Heimat. Einen Tag vor unserem Besuch wurde sie ins Suandok Universitätskrankenhaus eingeliefert. Naw Chi Bwei Wah, Rufname Pii-ä, ist inzwischen über 2 Jahre alt und hat die angeborene Herzschwäche PDA, Persistierender Ductus Arteriosus. Bei ihr hat sich der Ductus Arteriosus nach der Geburt nicht wie üblich geschlossen, so daß Blut von der Aorta wieder in den Lungenkreislauf gelangt und sich dort der Blutfluß erhöht.
   Im Januar wurde die Krankheit bei dem Mädchen diagnostiziert, die sich durch Herzrasen, Kurzatmigkeit, immer wiederkehrende Infekte, verminderte Belastbarkeit, Müdigkeit und Erschöpfung bemerkbar macht. Pii-ä und ihre Mutter haben eine anstrengende Reise vom Lager nach Chiang Mai hinter sich. Die Kleine reagierte mit Fieber und Schnupfen. Um die Herzoperation durchführen zu können, muß erst dieser Infekt behandelt werden.
   Auch das gibt es häufig: warten bis zur letzten Minute, ob die Kinder wirklich für die OP bereit sind. Zwei Tage nach unserer Reise war es soweit: Der Eingriff konnte durchgeführt werden. Der Ductus Arteriosus wurde erfolgreich verschlossen. In der Regel erholen sich Kleinkinder schnell.

Weitere Informationen im Internet auf der Seite der Malteser International unter Mae Sariang; „medizinische Hilfe für Flüchtlinge aus Myanmar“ in Thailand: http://www.malteser.de/