Die (Thai)Handwerker – Eine wahre Geschichte – Mai Pen Rai

Beim Zukauf einer weiteren Räumlichkeit in unserem Condominium stellte ich fest, daß der Vorbesitzer (ein Thai) irgendwann mal neue Fliesen verlegen ließ, daß aber dadurch die Eingangstüre dann nicht mehr ganz paßte und die Fliesen im Eingangsbereich zerkratzt wurden, störte ihn anscheinend nicht.
Im Zuge der Renovierung gab ich einen Handwerker den Auftrag, die Tür zu kürzen, um nicht weiteren Schaden zu verursachen
Der sah mich nur verständnislos an und meinte, no no, man müßte nur die Scharnierbänder  auswechseln. Hielt die Hand auf, was soviel bedeutet, gib mir Geld ich kaufe neue Bänder.
Gesagt, getan, nur die Türe ließ sich dann nicht mehr schließen. Ich sagte, was nun, er meint, der Verkäufer hätte ihm falsche Bänder gegeben. Hielt die Hand auf, was soviel bedeutet, gib mir Geld, ich kaufe neue Bänder. Gesagt getan, er kam mit neuen Bändern, aber die paßten schon gar nicht.
Mai pen rai, er versetzte einfach die neuen Bänder. Türe ging wieder nicht zu. Er hielt die Hand auf, ich hatte genug, wollte nicht mehr. Sagte zu meiner Frau, er soll die Türe so herstellen, wie sie vorher war, und ging zum Strand, um meinen Frust loszuwerden.
Nach zwei Stunden kehrte ich zurück, oh Wunder: die Tür ging zu und streifte auch nicht mehr am Boden. Fragte meine Frau, was habe er nun gemacht. Ihre Antwort: Er hat die Tür gekürzt.
Was lernen wir daraus: Sag einen Thai nie, wie er etwas machen soll, sondern sage ihm nur, daß er es machen soll.

Das Badezimmer ließ ich aber komplett neu verfliesen. Als es dann fertig war, mußte ich mit Bedauern feststellen, daß das Wasser aber nur zögerlich ablief. Hatte der gute Mann doch tatsächlich vergessen, eine Neigung zum Abfluß hin anzubringen. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, hielt er die Hand auf, was soviel bedeutet, er muß neue Fliesen kaufen. Hatte ich doch glatt den Bedarf zu genau berechnet. Gesagt, getan, neue Fliesen wurden gekauft und auch verlegt. Nun hatte der gute Mann die Neigung vom Abfluß weg verlegt, was wiederum das Abrinnen des Wassers verhinderte. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, hielt er die Hand auf, was wiederum bedeutet, er muß neue Fliesen kaufen. Gesagt, getan, nun hat er es mittlerweile doch noch gelernt.

Beim Elektriker verlor ich meine Geduld und habe ihn kurzerhand  seiner Aufgaben entbunden.
Er kam nicht, wann er es versprochen hat, blieb immer nur für kurze Zeit und verschwand dann wieder, ohne jemals eine Arbeit fertigzustellen.
Ein neuer Elektriker mußte her. Der war schnell gefunden, hatte ich ja die Empfehlung unserer Managerin, die für seine verläßliche und gute Arbeit bürgte.
Erstmals wurde eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Materialien gemacht und der Arbeitslohn mußte neu verhandelt werden.
"Alles Mist", meinte dieser. Hielt die Hand auf und neues Material mußte gekauft werden.
Einen Unterschied der neu gekauften Materialien kann meines Erachtens aber nur ein Fachmann erkennen.
Die Arbeit war dann aber zufriedenstellend.

Zu allerletzt war dann der Maler dran. Meine Wünsche waren nicht extravagant. Ein schlichtes Weiß würde mir genügen. Der Arbeitslohn war schnell mal ausgehandelt, Material extra.
Er hielt sein Versprechen und begann genau zum festgelegten Termin mit seiner Arbeit. Auch das Restgeld von der Materialrechnung, das ich ihm bevorschussen mußte, stimmte ganz genau.
Einigermaßen erstaunt war ich, daß er neues Werkzeug und für meine Begriffe viel zu viel von der Farbe gekauft hat. Auf meine Frage, ob er den nicht zuviel Farbe gekauft hätte, meinte er: mai pen rai, man kann die Farbe wieder zurückgeben.
Als er denn nun mit seiner Arbeit fertig war, hatte er von dem einem Kübel (à 25 Liter) die Farbe zu Dreiviertel verbraucht, dann den neuen Kübel geöffnet und davon ein Viertel der Menge verbraucht.
Ich fragte ihn nun, ob er denn die restliche Farbe jetzt zurückgeben kann. Das geht nun leider nicht mehr, denn die nehmen nur ungeöffnete Kübel zurück.
Mai pen rai, sagte ich mit einem (gezwungenen) Lächeln. Ich werde die Farbe meinem Freund schenken und das Werkzeug gleich dazu. Ich denke, das war nicht ganz so nach seinem Sinn.

phumphat