Verleumdungsprozess gegen den britischen Menschenrechtsaktivist Andy Hall beginnt in Bangkok

pch Bangkok. Andy Hall verfasste einen Bericht, in dem er der Firma vorwirft, Zwangsarbeit und Kinderarbeit, rechtswidrig niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten seien an der Tagesordnung. „Natural Fruit“ ist ein wichtiger Zulieferer des europäischen Getränkemarktes. Hall hatte im vergangenen Jahr Berichte für die in Finnland ansässige Watchdog-Gruppe von Finnwatch geschrieben. Darin geht es um eine von ihm gemachte Untersuchung der „Natural Fruit“, die Hunderte von Migranten aus dem Nachbarland Myanmar beschäftigt.

Es stellte dabei fest, dass das Unternehmen illegal Pässe beschlagnahmt, weniger als den Mindestlohn bezahlt und dass Hitzschläge an der Tagesordnung sind, weil die Mitarbeiter unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen.

Hall wird wegen vier zivil- und strafrechtlichen Fällen verklagt. Der Erste begann nun am Dienstag wegen Verleumdung in einem Interview zu dem Thema, das er dem Sender Al Jazeera gab. Er hat seit einigen Jahren in Thailand gearbeitet und ist ein ausgesprochener Aktivist in Migrantenfragen.

Hall sagt, dass Unternehmen versucht, mit den rechtlichen Schritten die Aufmerksamkeit von seinen Erkenntnissen abzulenken. Dem 34-Jährigen, dessen Pass von den thailändischen Behörden bis zum Prozess beschlagnahmt wurde, droht Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu zehn Millionen $.

„Natural Fruit“ bestreitet die Vorwürfe. Sein Besitzer, Wirat Piyapornpaiboon sagte, er sei über die Vorwürfe traurig. Nichtsdestoweniger verklagt er Andy Hall auf eben die zehn Millionen $.

Aktivisten, darunter Phil Robertson, stellvertretender Direktor der Asienabteilung von „Human Right Watch“ kritisieren den Prozess. Er soll eine „abschreckende Wirkung“ auf unabhängige Ermittler haben, um an Informationen über die Branche zu kommen.

„Natural Fruit“, sagt Robertson, hat beschlossen, eine Strafverfolgung einzuleiten, anstatt die Probleme in ihren Fabriken anzugehen. Und das nur, um zu versuchen, Menschen, die bereit sind, Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen einzuschüchtern.

Der Prozess kommt nur Monate nach dem das US-Außenministerium Thailand auf den niedrigsten Level in einem Bericht über Menschenhandel und Verletzungen der Rechte von Arbeitern unter anderem in der Fischereiindustrie zurückstufte.

Millionen von verarmten Migranten aus ärmeren Ländern wie Myanmar, Kambodscha und Laos kommen nach Thailand, um in wichtigen Branchen Arbeit zu finden. Vielen fehlen die legalen Papiere und eine offizielle Arbeitserlaubnis. Daher sind sie bevorzugte Opfer, die sich nicht wehren können.

Der Prozess kommt nun nach der jüngsten Einschränkung der Redefreiheit, nach einem Putsch im Mai dieses Jahres. Dabei hat die nun an der Macht stehende Regierung ihre Gegner unter Strafandrohung zum Schweigen gebracht. Ihnen droht bei Zuwiderhandlung Strafverfolgung, wenn sie die öffentliche Ordnung stören. 

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