Können sich die Kinder reicher Eltern in Thailand alles erlauben?

Können sich die Kinder reicher Eltern in Thailand alles erlauben?

Bangkok. Am 13. März kam es auf einer nahezu leeren Autobahnstrecke zu einem tödlichen Verkehrsunfall, dem zwei junge Studenten zum Opfer fielen. Der Unfall wurde von der Dashboard-Kamera (Armaturenbrett-Kamera) eines anderen Fahrzeugs aufgezeichnet.

Sohnemann-Unfall_01-01Dabei ist ein Mittelklasse Fahrzeug zu sehen, der auf der langsamen Spur der Autobahn unterwegs war. In dem Fahrzeug befanden sich zwei Studenten in den 30er Jahren.

Sohnemann-Unfall_01-03Plötzlich taucht ein schwarzer Mercedes im Blickwinkel der Kamera auf, der mit enorm hoher Geschwindigkeit unterwegs ist. Innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde knallt der schwarze Mercedes in das Heck des Studenten Fahrzeugs. Danach ist zunächst nur starker Rauch und durch die Luft fliegende Teile zu sehen.

Was als nächstes passiert, ist bereits durch alle Schlagzeilen gelaufen und hat wieder einmal eine wachsende Empörung unter den Thais ausgelöst. Der Wagen der Studenten fängt innerhalb von Sekunden Feuer und die beiden Studenten verbrennen in ihrem Fahrzeug.

Janepob Verraporn
Janepob Verraporn

Der Mercedes-Pilot, der Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmann, überlebte den Unfall mit leichten Verletzungen und verweigerte sowohl eine Alkohol als auch eine Drogenkontrolle. Obwohl das „Söhnchen“ laut den Angaben der Polizei mit rund 240 Stundenkilometern unterwegs, akzeptierten die Beamten die Verweigerung auf eine Alkohol- und Drogenkontrolle.

Der Sohnemann wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und wenig später auf Wunsch seiner Eltern in ein privates Krankenhaus verlegt. So konnte er sich auch weiteren Alkohol- und Drogenkontrollen entziehen.

Das Video verbreitete sich rasend schnell über die sozialen Netzwerke und sorgte für entsprechend empörte Kommentare. Wie kann es sein, dass ein Unfallverursacher nach so einem schweren tödlichen Unfall ohne irgendwelche Alkohol- oder Drogenkontrollen den Unfallort verlassen kann? Fragten die meisten Nutzer.

Der Mercedes Fahrer, der 37 Jahre alte Janepob Verraporn steht nun an der Spitze einer makabreren Liste einer Thai Zeitung mit dem Namen „Bangkoks tödliche reiche Kinder“. So nennt die Zeitung die Kinder, die mit ihrem schicken und schnellen Fahrzeugen andere Personen getötet haben. Mittlerweile wurde der Fall nicht nur in der Presse sondern auch in den anderen Medien und in vielen TV-Shows diskutiert. Dabei taucht immer wieder die gleiche Frage auf. „Wird es dieses Mal Gerechtigkeit geben oder ist das nur einer von vielen Unfällen, in denen die Kinder von reichen Eltern mit einem blauen Auge davonkommen“?

Die Polizei, die zunächst den Unfall in der Provinz Ayutthaya aufgenommen hatte musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie bei der Alkohol- und Drogenkontrolle des „Söhnchens“ gescheitert war. Dabei hatte ein Polizeisprecher den Unfallfahrer im Fernsehen noch verteidigt und erklärt, dass der Verdächtige das Recht habe, eine Atem- und Blutkontrolle zu verweigern. Außerdem fügte er noch schnell hinzu, hätten weder die Polizeibeamten noch die Rettungskräfte einen Alkoholgeruch bei Janepob festgestellt.

Janepob wurde später wegen rücksichtslosem Fahren mit Todesfolge und Sachschäden in Untersuchungshaft genommen. Hierfür könnten ihm maximal bis zu zehn Jahre Haft drohen. Nach seiner Einlieferung wurde der Sohnemann allerdings gegen eine Kaution von 200.000 Baht von der Untersuchungshaft verschont. Er befindet sich zurzeit in einem privaten Krankenhaus in Bangkok.

Vielleicht nur aufgrund des öffentlichen Aufruhrs hat die Polizei in der letzten Woche Janepob erneut wegen untauglichem oder berauschtem Fahren angezeigt. Für dieses Vergehen droht ihm eine Gefängnisstrafe von drei bis zu zehn Jahren.

Die Zeitung The Nation sagte in einem Leitartikel am Sonntag, dass dieser Fall einen Nerv in Thailand getroffen und die Frage aufgeworfen habe, ob für die einflussreichen und reichen Personen in Thailand eine Reihe von Regeln gelten, die für die Allgemeinheit nicht gelten.

„Stoppen sie mich sofort, falls sie so etwas noch nie gehört haben“, beginnt der Artikel. „Ein teures Auto verursacht einen Verkehrsunfall. Ein oder mehrere Menschen sterben. Eine Person mit einem bekannten Namen… kommt aus den Trümmern und begeht Fahrerflucht. Es wird kein Alkohol- oder Drogentest durchgeführt. Die Familie des Schuldigen bietet sofort eine Entschädigung an und versucht sich so, aus den rechtlichen Konsequenzen freizukaufen. Die Polizei scheitert dabei kläglich bei ihrer Arbeit“.

Sohnemann-Unfall_04Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt eine weitere Geschichte von einem von Thailands berühmtesten „Unberührbaren“. Wer kennt nicht den Enkel des Red Bull Gründers Vorayuth Yoovidhya, der 2012 mit seinem Ferrari einen Polizisten in Bangkok überfuhr und den Offizier mehrere Hundert Meter die Straße lang mitschleppte.

Sohnemann-Unfall_03Der 27-jährige hielt es ebenfalls nicht für notwendig anzuhalten sondern fuhr mit seinem Sportwagen in aller Seelenruhe nach Hause. Obwohl es um den Tod eines Kollegen ging versuchten hohe Offiziere zunächst, den Fall zu vertuschen und verhafteten einen falschen Verdächtigen.

Sohnemann-Unfall_02Ebenso bekannt dürfte der Fall der 16-jährigen Orachorn Devahastin Na Ayudhya sein. Sie war 2010 mit ihrer Limousine ohne gültigen Fahrausweis unterwegs. Dabei rammte sie auf der Autobahn von Bangkok einen Minivan. Bei dem schweren Unfall verloren neun Menschen ihr Leben. Die junge Frau hielt es nach dem Unfall für wichtiger, mit ihrem Handy zu spielen anstatt sich um die verletzten Personen zu kümmern. Orachon, die Tochter eines ehemaligen Militäroffiziers wurde zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt-

In einem Land, in dem die Polizei offensichtlich korrupt ist, gibt es sicherlich noch viele weitere ähnliche Fälle. Vermutlich erregt der Unfall von Janepob auch nur deshalb so viel Aufsehen, wie er von einer Kamera aufgezeichnet und sofort in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde.

Einer der Nutzer schrieb dazu: „Es ist so frustrierend denn es gibt nichts, was wir dagegen tun können. So etwas sehen wir ja nicht zum ersten Mal“, schreibt der Mann, der ein beliebtes Restaurant für LKW-Fahrer in Bangkok besitzt.

„Wir müssen uns fragen, wann die Polizei endlich beschämt genug ist, um sich in solchen Fällen an das Gesetz zu halten und das Richtige zu tun“.

Quelle: ChiangRaiTimes

 

Zum Thema Red Bull Urenkel:

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Zum Thema Orachorn Devahastin Na Ayudhya:

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