Thailands Flughäfen sind durch die Touristen aus China überlastet

Thailands Flughäfen sind durch die Touristen aus China überlastet

Bangkok. Durch die weiter andauernde Flut von chinesischer Touristen sind die thailändischen Flughäfen über ihre Kapazitätsgrenze hinaus belastet. Daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern, da neue Erweiterungen, um die Verkehrsstaus zu lindern, Jahre brauchen werden, während sich die Besucherzahlen fast ebenfalls weiter verdoppeln werden.

Thailands Flughäfen sind immer mehr überlastet, während die Regierung Milliarden dafür ausgibt, um die Infrastruktur aufzurüsten und neue Inseln und Städte für die Reisenden zu öffnen. Dabei wird weiterhin versucht, das Image von billigen Einkaufsmöglichkeiten, Hotels und Sex, das die Industrie für ein halbes Jahrhundert untermauerte, abzumildern.

Bangkoks zwei internationale Flughäfen: Suvarnabhumi und Don Mueang, die um 40 Prozent über der geplanten Kapazität liegen.
Bangkoks zwei internationale Flughäfen: Suvarnabhumi und Don Mueang, die um 40 Prozent über der geplanten Kapazität liegen.

Aber die Veränderung wird Jahre dauern und selbst dann nicht mit den steigenden Besucherzahlen Schritt halten können, die dem Land des Lächelns einen Ruf für Verzögerungen, Überfüllung und vor allem auch das fehlende Durchgreifen der Regierung eingebracht haben.

„Unsere Strategie bisher war mehr für weniger und nicht weniger für mehr. Deshalb luden wir viele Touristen aus China ein“, sagte Suvit Maesincee in einem Interview im vergangenen Monat, als er zu Besuch bei Ministerpräsident Prayuth Chan o-cha war. „Ich denke, in naher Zukunft müssen wir umdenken und von Volumen zu Wert wechseln“.

Die vom Militär unterstützte Regierung ist für 18 Prozent der Wirtschaft aus dem Tourismus Sektor angewiesen, und ausländische Zuflüsse haben den Baht in diesem Jahr zu einer der stärksten Performer in Asien gemacht. Zumindest ein Lichtblick inmitten einer schwachen inländischen Konsumnachfrage und privater Investitionen, berichtet die thailändische Presse.

Während Thailand plant, mehr als 5 Milliarden US-Dollar für die Verdoppelung der Kapazität an seinen internationalen Flughäfen auszugeben, plant es aber auch, die Zahl der ausländischen Touristen in einem ähnlichem Tempo zu erhöhen und will im nächsten Jahrzehnt 68 Millionen Besucher erreichen.

Herr Weerasak Kowsurat, der im November bei einer Kabinettsumbildung durch die Militärregierung auf den Posten des Tourismusministers zurückkehrte, ist offen gegenüber der Herausforderung: „Heute sind wir noch nicht einmal bereit“, sagte er nach einer Pressekonferenz in Bangkok am 1. Dezember „Es ist uns auch nicht einmal möglich, uns innerhalb eines Jahres vorzubereiten“, fügte er hinzu.

Im Mittelpunkt des Upgrades und der Überlastung stehen Bangkoks zwei internationale Flughäfen: Suvarnabhumi und Don Mueang, die mittlerweile bereits um gut 40 Prozent über ihrer eigentlichen geplanten Kapazität liegen.

Mit neuen Terminals, Einrichtungen und einer weiteren Start- und Landebahn können sie jährlich 130 Millionen Passagiere befördern, einschließlich Hin- und Rückreisen.

Aber die entsprechenden Arbeiten , Umbauten und Erweiterungen werden frühestens 2022 abgeschlossen sein. Deshalb ist im Moment der erste Geschmack, den die meisten Reisenden von der thailändischen Hauptstadt bekommen, eine lange Warteschlange und lange Wartezeiten bei der Einreise in das Königreich.

„In drei bis fünf Jahren werden wir unser angestrebtes touristisches Wachstum aufgrund fehlender Flughafenkapazitäten möglicherweise nicht mehr erreichen“, sagte Thongyoo Suphavittayakorn, ein Sprecher des Verbandes thailändischer Reisebüros. „Das Problem mit der thailändischen Regierung ist, dass sie die Anzahl der Besucher erhöhen wollen, aber sie hören nicht auf uns und überprüfen zuerst, ob wir überhaupt dazu in der Lage sind, diese Besucher auch alle unterzubringen“.

Sobald sie nach den langen Wartezeiten aus dem Terminalgebäude herauskommen, geht das nächste Problem für die Besucher los und sie müssen sich mit dem Verkehrsaufkommen in Bangkok herumschlagen, dem laut Verkehrsindex der TomTom NV weltweit am stärksten belasteten Verkehr nach Mexiko-Stadt.

„Wir brauchten mehr als fünf Stunden, um wegen des Verkehrs zum Hotel zu fahren“, sagte Diogo Matos, ein 28-jähriger Erstbesucher aus Portugal. „Es war ein schrecklicher Beginn unserer Reise“, fügte er hinzu.

Die Fahrt vom Flughafen Bangkok zu den Hotels in der Innenstadt kann bis zu fünf Stunden dauern.
Die Fahrt vom Flughafen Bangkok zu den Hotels in der Innenstadt kann bis zu fünf Stunden dauern.

Thailands Fähigkeit, Touristen anzuziehen, hat den Auswirkungen eines Militärputsches, den zahlreichen Überschwemmungen, den politischen Protesten, einem Tsunami, diverse Flughafenblockaden und sogar der globalen Finanzkrise getrotzt.

In den letzten 15 Jahren kamen mehr Besucher aus Europa, Nordamerika, Japan und Südostasien. Aber es ist die Explosion der chinesischen Besucher seit dem chinesischen Roadmovie „Lost in Thailand“ von 2012, das die Branche derart schnell verändert hat.

Die Anzahl der chinesischen Besucher in Thailand hat sich in den letzten fünf Jahren auf 8,8 Millionen im Jahr 2016 verdreifacht. Sie machen laut offiziellen Angaben mittlerweile mehr als ein Viertel aller ausländischen Touristen und rund 28 Prozent der Einnahmen aus.

Frau Yu-Chen Wang, die 34-millionste Ankunft im Königreich im Jahr 2017, wurde bei ihrer Ankunft am Suvarnabhumi Airport als "Thailands glücklichster Besucher" bezeichnet
Frau Yu-Chen Wang, die 34-millionste Ankunft im Königreich im Jahr 2017, wurde bei ihrer Ankunft am Suvarnabhumi Airport als „Thailands glücklichster Besucher“ bezeichnet

Der plötzliche Zustrom, verstärkt durch die angebotenen Pauschalreisen in China, führte zu Vorwürfen des sogenannten Null-Dollar-Tourismus, bei dem die Gruppen durch Einkaufs- und Sightseeingtouren geführt wurden, die dem Gastland und den Einheimischen Geschäftsleuten allerdings sehr wenig nützen konnten.

Im letzten Jahr wurden 29 Betreiber für diese Null-Dollar Touren strafrechtlich verfolgt. Das führte zu einem vorübergehenden Rückgang der chinesischen Ankömmlinge. Allerdings erholten sich diese Besucherzahlen wieder sehr schnell und die Anzahl der unabhängigen Reisenden aus China, die mit Hilfe ihrer Smartphones und dank Google Translate durch das Land zogen, steigt wieder weiter an.

Unterdessen bemüht sich die Regierung weiter, das Image des Landes zu verbessern. Die frühere Tourismusministerin Kobkarn Wattanavrangkul, die bei der Kabinettsumbildung abgelöst wurde, begann im vergangenen Jahr mit einer Razzia gegen Sextourismus. Daraufhin überfielen Polizei- und Armeeangehörige Bars und Herbergen im Rotlichtviertel von Pattaya.

Auf der Insel Phuket wurden Versuche unternommen, die Strände von den Liegestuhl Anbietern zu räumen und den Müll zu reduzieren. Im Oktober verlängerte die Regierung ein Verbot von Ausflügen zu den nahe gelegenen Ko Khai Inseln, weil das Korallenriff von Schnellbooten beschädigt wurde, die Tausende von Tagesausflüglern zu den Inseln brachten. Im vergangenen Monat wurden für 21 Strände in beliebten Orten wie Pattaya und Krabi ein Rauchverbot erlassen.

„Sie wollen die Betonung von Quantität auf die Qualität der Touristen verlagern“, sagte Patrick Cooke, Redakteur der Oxford Business Group Ltd. in Manila. „Dafür sind natürlich mehr Investitionen im Luxussegment und im Wellnessbereich erforderlich“, betonte er.

Ein Plan beinhaltet dabei eine von Japan unterstützte 15 Milliarden Dollar teure Doppelgleisverbindung von der Hauptstadt nach Chiang Mai im Norden, die die Städte entlang ihrer Route öffnen würde. Ein anderer Plan ist der Bau eines neuen regionalen Flughafens im Süden von Betong, einem Gebiet, das von den muslimischen Separatisten zu Unruhen neigt.

Phuket eröffnete letztes Jahr ein neues internationales Terminal, um ein Gateway für die umliegenden Regionen wie Phang Nga und Krabi zu werden.

Außerdem rüstet die Regierung den alten U-Tapao-Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Pattaya auf, von dem aus die US-B-52 in den 1960er Jahren Vietnam bombardierten. Eine chinesisch finanzierte Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung würde das Strandresort mit den 150 Kilometer nördlich gelegenen Flughäfen Bangkoks verbinden.

„Was sie tun, ist mehr Spots zu sehen, während sie nicht darauf achten, die alten Flecken, die sich abnutzen, zu bewahren“, sagte Puttachard Lunkam, ein Tourismus-Analyst bei Krungsri Research in Bangkok. „Man sieht, dass Inseln geschlossen werden oder dass nationale Reservierungen für Touristen gesperrt werden, um Dinge zu reparieren, nachdem bereits zu weit gegangen wurde. Aber es wird nicht genug getan, um die bisherigen Stätten zu erhalten, bevor es zu überhaupt zu diesem Punkt kommt“.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die Mehr-für-Weniger-Strategie Wirkung zeigen könnte. Die Einnahmen aus dem Tourismus stiegen in den ersten zehn Monaten dieses Jahres um rund 9 Prozent und übertrafen die bisherigen Besucherzahlen sogar um 6,4 Prozent. Dies geht so zumindest aus den Daten der thailändischen Tourismusbehörde hervor.

Aber es wird in der Zukunft nicht einfach sein, mehr Profit von den Besuchern zu ziehen. Thailand ist bereits eine der Top-Destinationen der Welt für Medizintourismus, und High-End-Resorts haben sich in seinen einsamen Buchten und malerischen Wäldern seit Jahrzehnten eingebettet.

 

  • Quelle: Tourismus Ministerium Thailand (TAT), Chiang Rai Times