Um Kosten zu sparen schlägt Thailand einen langsameren Hochgeschwindigkeitszug vor

Um Kosten zu sparen schlägt Thailand einen langsameren Hochgeschwindigkeitszug vor

Bangkok. Ist das lang diskutierte Projekt für einen Hochgeschwindigkeitszug von Bangkok nach Chiang Mai schon zu Ende bevor es überhaupt richtig begonnen hat, fragt sich die thailändische Presse in ihren Artikeln? Das geplante Projekt über einen Hochgeschwindigkeitszug, der auf der japanischen Shinkansen-Technologie basiert, hat eine unerwartete Wendung genommen.

Thailand hat aus Kostengrüden vorgeschlagen, einen langsameren Hochgeschwindigkeitszug für die Strecke einzusetzen, um die Kosten deutlich zu senken. Der Vorschlag könnte entweder zu Zugeständnissen aus Japan oder aber sogar zum Ende des Projekts führen, berichtet der japanische Journalist Hiroshi Kotani.

„Das 670 km lange thailändisch-japanische Hochgeschwindigkeitszugprojekt, das sich von Bangkok nach Chiang Mai erstreckt, soll seine Höchstgeschwindigkeit senken, um die Gesamtkosten des Projekts deutlich zu reduzieren“, hatte die englischsprachige Bangkok Post bereits am 27. Dezember berichtet.

Wie mittlerweile berichtet wird, soll Premierminister Prayuth Chan o-cha, der auch der Chef der Junta ist, die zuständigen Beamten angewiesen haben, die Höchstgeschwindigkeit des Zuges auf der Strecke Bangkok – Chiang Mai von 300 km / h auf 180 bzw. auf 200 km / h zu senken. Dadurch sollen Kosten eingespart und die gesamte Planung des Projekts erheblich günstiger ausfallen, berichtet die Bangkok Post weiter.

Die erstaunliche Wendung zu dem Projekt kam weniger als zwei Wochen, nachdem ein Bericht von japanischen Entwicklern veröffentlicht wurde, die die Kosten des Projekts auf 420 Milliarden Baht ( 13,1 Milliarden US-Dollar ) berechnet hatten. Laut den weiteren Angaben in den Medien wird diese Summe allerdings von der Regierung für viel zu hoch gehalten.

Thailands Antwort überraschte Japan, das drei Jahre lang mit zahlreichen thailändischen Beamten und Ingenieuren zusammengearbeitet hat, um den Shinkansen Zug in Thailand einzuführen. Dieses Projekt und die dementsprechende Arbeitsleistung der japanischen Ingenieure stehen auf der Wunschliste von Japan ganz oben, da sie gerne die Hochgeschwindigkeitstechnologie in die ganze Welt exportieren möchten. Ein solches, fertiggestelltes Projekt in Thailand würde die Japaner bei ihrem Vorhaben sicherlich unterstützen, berichten die thailändischen Medien.

Sollte jetzt allerdings die Geschwindigkeit des Zuges bzw. der Strecke gesenkt werden, könnte dies Japans Begeisterung für das Projekt ebenfalls abbremsen, da die Schienenverbindung Bangkok – Chiang Mai dann nicht mehr ein hochmodernes, sondern ein fast schon alltägliches Projekt wäre.

Ein langsamerer Zug würde wahrscheinlich einige Ausgaben reduzieren. Dazu gehört mit Sicherheit der Bau von Lärmschutzwänden und einigen anderen Maßnahmen. Allerdings, so geben Fachleute und Experten zu bedenken, würde die Verlegung von 670 km neuer Schienen für eine Hochgeschwindigkeits- oder selbst nur für eine „ Mittelschnellbahn „ fast das Gleiche kosten.

Langsamere Züge hätten aber auch noch einen weiteren entscheidenden Nachteil und würden auch die Rentabilität beeinträchtigen, da einige potenzielle Kunden sich aufgrund des Zeitfaktors dazu entscheiden könnten, wie bisher auch, einen Flieger für die Strecke Bangkok – Chiang Mai zu nehmen.

Schon seit den 1960er Jahren weiß Japan ganz genau, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Eisenbahn ihre Shinkansen Kunden an die Flugzeuge verliert, steigt, wenn die Reise mehr als drei Stunden dauert.

Selbst bei 300 km / h würde die Fahrt von Bangkok in die nördliche Stadt Chiang Mai fast dreieinhalb Stunden dauern, geben die Experten weiter zu bedenken. Potentielle Kunden können daher auf die ebenfalls günstigen Flüge umsteigen, falls die Fahrzeit jetzt aufgrund des langsameren Zug noch weiter in die Länge gezogen wird.

Raucht der Hochgeschwindigkeitszug an Thailand vorbei?
Raucht der Hochgeschwindigkeitszug an Thailand vorbei?

Die thailändische Regierung schlug bei ihrer Kalkulation einen Preis von nur rund 1.200 Baht für die gesamte Strecke vor. Das entspricht allerdings weniger als einem Drittel des Preises, um eine entsprechende Strecke von Shinkansen in Japan zurückzulegen. Dies ist angesichts der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den beiden Ländern sehr gering, berichten die Experten.

Japan legte daraufhin einen Geschäftsplan vor und berichtete auf der Grundlage des vorgeschlagenen Tarifs von nur 1.200 Baht, dass diese begrenzten Einnahmen das Projekt leicht in die roten Zahlen treiben könnte.

Die Geschwindigkeit des Zuges zu reduzieren, um Kosten zu sparen, könnte somit ein Todesurteil für das Projekt darstellen, spekulieren Fachleute und Experten gleichermaßen.

 

 

  • Quelle: Asia.Nikkei, Bangkok Post, Thai Visa