Immer mehr Thailänder kämpfen mit ihrer steigenden Verschuldung

Immer mehr Thailänder kämpfen mit ihrer steigenden Verschuldung

Bangkok. Ende März 2018 hatten die thailändischen Haushalte einen Schuldenberg von 12,17 Billionen Baht ( rund 324 Milliarden Euro ) angehäuft. Das entspricht in etwa rund 77,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit gehören die thailändischen Haushalte zu den größten Kreditnehmern in Asien, und es fällt ihnen immer schwerer, ihre weiter steigende Verschuldung wieder zu tilgen, da sie mit den Rückzahlungen kaum noch Schritt halten können.

Die 31 Jahre alte Pimpa Panlao kämpft mit einem Bankdarlehen in Höhe von 80.000 Baht ( ca, 2.130 Euro ) und gibt ein Drittel ihres Einkommens aus, um das Darlehen zurückzuzahlen. Frau Pimpa verkauft Damenaccessoires auf einem Markt in Bangkok.

Sie sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Das Geschäft ist schlecht und es ist sehr hart, wenn man Schulden hat und sie zurückzahlen muss“. Sie hat einen Teil ihres Kredits für die Finanzierung ihres Unternehmens verwendet. Damit steht sie allerdings nicht alleine da. Viele thailändische Kleinunternehmer haben sich einen Kredit aufgenommen, um ihre Geschäfte weiter finanzieren zu können.

Darüber hinaus könnte es jetzt noch schwieriger für sie werden, da die thailändische Zentralbank signalisiert hat, dass sie wahrscheinlich den anderen Zentralbanken auf der ganzen Welt folgen und die Zinssätze von nahezu Rekordtiefständen aus anheben wird. Dadurch würden die Leiden der thailändischen Privat Haushalte noch weiter verstärkt.

Die sogenannten „ Non-performing „ Hypotheken, die als diejenigen definiert werden, die seit mehr als drei Monaten nicht mehr bedient bzw. abgezahlt wurden, waren am Ende des zweiten Quartals in diesem Jahr mit 3,39 Prozent der gesamten Wohnungsbaudarlehen, der höchste Stand seit dem Ende der globalen Finanzkrise im Jahr 2009.

Dazu kommen weitere Auto-Kredite, die ebenfalls bereits seit ein bis drei Monaten säumig sind. Sie stiegen Ende Juni auf 7,25 Prozent, den höchsten Wert seit September letzten Jahres, verglichen mit 6,97 Prozent Ende März 2018.

Der private Konsum ist ein wichtiges Element, das die thailändische Wirtschaft antreibt und die Hälfte des BIP von 490 Milliarden US-Dollar ausmacht.

Die thailändischen Verbraucher borgten sich im zweiten Quartal weiterhin in einem robusten Tempo noch immer Geld, obwohl die Gesamtverschuldung der Verbraucher gegenüber dem Vorjahr bereits um 8 Prozent angestiegen war. Dazu gehörten ein Anstieg der Hypothekarkredite um 6,2 Prozent und ein Anstieg der Autokredite um 12,4 Prozent.

Das Risiko besteht jedoch darin, dass eine zunehmende Schuldenlast die zweitgrößte Wirtschaft Südostasiens in Mitleidenschaft ziehen wird.

Die jüngsten BIP-Zahlen für das zweite Quartal zeigten, dass sich die Expansion der Wirtschaft gegenüber dem ersten Quartal verlangsamte, obwohl die staatliche Planungs- und Entwicklungsbehörde ihre Wachstumsprognose für 2018 unverändert bei 4,2 bis 4,7 Prozent beließ.

Die Wirtschaftsexperten sind jedoch der Ansicht, dass die Expansion weiterhin stark vom Export abhängig ist, da die hohe Verschuldung der privaten Haushalte die Verbraucher belastet. Dies wurde durch einen Zentralbankindex unterstrichen, der zeigte, dass der private Verbrauch im Juni genüber dem Mai nicht mehr weiter angestiegen ist.

JMT Network Services, Thailands Verbrauchersammelstelle für Konsumgüter, geht davon aus, dass die Verschuldung der privaten Haushalte in diesem Jahr weiter steigen wird, wobei erschwerend dazu kommt, dass die Hälfte der gesamten Wohnungsbaudarlehen fällig wird.

„Wenn die Konsumentenkredite weiter steigen, werden auch die Forderungsausfälle steigen. Jetzt sehen wir auch mehr ungesicherte Kredite, vor allem Wohnungsbaukredite. Wir kaufen mehr davon“, Herr Sutthirak Traichira-aporn, der Geschäftsführer von JMT, der nicht nur faule Kredite kauft sondern auch Inkassodienstleistungen in Thailand anbietet.

JMT prognostiziert für 2018 eine Steigerung des Gewinns um 30 Prozent gegenüber dem Rekordgewinn des Vorjahres, sagte Herr Sutthirak weiter.

Das Unternehmen verwaltet bereits 3,2 Millionen „ Distressed-Debt-Accounts „ im Wert von 128 Milliarden Baht und strebt an, in diesem Jahr noch mehr davon zu sammeln, sagte er weiter.

„Wir können jeden schlechten Kredit kaufen, den wir auf dem thailändischen Markt haben wollen. Sie sind sehr groß, viel größer als wir“, fügte er hinzu.

Frau Roskoon Chakkrapongwan, eine kämpfende Schuldnerin, befürchtet, dass sie ihr Haus verlieren könnte, da sie sich schwer tut, die Zahlungen für ein Darlehen von 4 Millionen Baht, das sie vor drei Jahren aufgenommen hat, aufrecht zu erhalten bzw. zurück zu zahlen.

„Es war noch bis vor zwei Jahren kein Problem. Aber in diesem Jahr ist das Geschäft sehr schlecht, da die Leute kein Geld mehr ausgeben“, sagte die 44-jährige Händlerin, die 30.000 Baht im Monat verdient, indem sie Kosmetik verkauft. Mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen davon dienen der Tilgung ihrer Schulden, sagte sie weiter.

„Ich habe es jetzt schon versäumt, meine Schulden seit drei Monaten zu bedienen. Ich kann sie im Moment nicht mehr zurück zahlen“, erklärt sie. Sie befürchtet auch das Schlimmste, wenn die Zentralbank die Zinsen noch weiter erhöht. „Das würde das Leben und die Rückzahlung des Kredits noch schwieriger machen. Ich weiß nicht, ob ich dann noch mein Haus behalten kann“, sagte sie.

 

  • Quelle: Nachrichten Agentur Reuters