Verzweifelte Indonesier fliehen nach dem Tsunami aus der Erdbebenzone da das Ausmaß der Katastrophe unklar ist

Verzweifelte Indonesier fliehen nach dem Tsunami aus der Erdbebenzone da das Ausmaß der Katastrophe unklar ist

Palu / Indonesien. Nach dem Erdbeben am Freitag mit einer Stärke von 7,5 und den nachfolgenden Tsunami Wellen von bis zu sechs Metern ( 20 Fuß ), ist die Zahl der bisher offiziell bestätigten Toten auf 844 angestiegen. Allerdings sagen die Verantwortlichen vor Ort, das die Zahl der Toten mit Sicherheit noch weiter ansteigen wird, da sie erst am Rande der Katastrophe mit ihren Hilfsmaßnahmen begonnen haben.

Dutzende Menschen sollen in den Trümmern mehrerer Hotels und eines Einkaufszentrums in der kleinen Stadt Palu, 1.500 Kilometer nordöstlich von Jakarta, gefangen gewesen sein. Hunderte weitere Menschen wurden in Erdrutschen begraben, die ganze Dörfer verschlangen.

Besonders besorgniserregend ist Donggala, eine Region mit 300.000 Einwohnern nördlich von Palu und in der Nähe des Epizentrums des Bebens sowie zwei weitere Bezirke, in denen die Kommunikation unterbrochen wurde.

Die vier betroffenen Bezirke haben zusammen eine Bevölkerung von etwa 1,4 Millionen.

Ein nationales Rettungsteam, das bereits vor Ort ist, konnte über Nacht eine Frau im Palu Viertel von Balaroa lebend aus den Ruinen bergen. Alleine hier wurden etwa 1.700 Häuser von den durch das Erbeben ausgelösten Schlammlawinen beschädigt und zum Teil begraben.

„Wir wissen noch nicht, wie viele Opfer dort unter den Trümmern und den Schlammlawinen begraben liegen. Es wird auf Hunderte geschätzt“, sagte Sutopo Purwo Nugroho, der Sprecher der National Disaster Mitigation Agency.

Alle bis auf 23 der bestätigten Todesfälle befanden sich in Palu, einer Stadt mit etwa 380.000 Einwohnern, in der Arbeiter ein Massengrab vorbereiteten, um die Toten zu beerdigen, sobald sie identifiziert sind.

Fast drei Tage nach dem Beben war das Ausmaß der Katastrophe noch immer nicht bekannt. Die Behörden bestätigen bisher nur, dass die Zahl der Toten weiter steigen würde – vielleicht sogar in die Tausende -, da die Verbindungen mit den entlegenen Gebieten entlang der Küste erst wieder hergestellt werden müssen.

Helferin Frau Lian Gogali, die mit dem Motorrad in den Bezirk Donggala gekommen war, sagte, dass Hunderte von Menschen, die mit Nahrungs- und Medikamentenmangel konfrontiert seien, aus den betroffenen Gebieten fliehen wollen. Allerdings sind bisher die Evakuierungsteams noch nicht angekommen, da viele der Straßen und Zufahrtswege gesperrt bzw. noch immer blockiert sind. „Die Situation ist verheerend“, sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters per SMS.

Die Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes Aulia Arriani sagte, eine Kirche in einem Gebiet von Sigi, südlich von Palu, sei in Schlamm und Trümmern versunken gewesen. Beamte sagten, dass das Gebiet Verflüssigung erlitt, als der Schock des Bebens vorübergehend den Boden destabilisierte.

„Meine freiwilligen Helfer fanden hier alleine schon 34 Leichen, darunter viele Kinder, die in der Kirche gebetet hatten“, sagte Frau Arriani.

Sulawesi ist eine der fünf Hauptinseln des erdbebengefährdeten Archipels und liegt auf den Bruchlinien. Zahlreiche Nachbeben haben die Region erschüttert.

Die Bilder zeigen zersplittertes Holz, verwaschene Autos und Bäume, die von den Erdmassen einfach zusammengestampft wurden, sowie zersplitterte Dächer und zerstörte Straßen. Der Zugang zu vielen Gebieten wird durch die beschädigten Straßen, durch weitere Erdrutsche und eingestürzte Brücken noch immer stark behindert.

Ein Zeuge von Reuters sagte, dass an den Tankstellen auf dem Weg nach Palu Kilometerlange Warteschlangen entstehen. Konvois, die Essen, Wasser und Treibstoff transportierten, warteten auf Polizeibegleiter oder Militär, um den Diebstahl zu verhindern, bevor sie weiter in Richtung Stadt fahren. Zeitgleich strömen auch noch immer mehr Menschen aus den entlegenen Gebieten auf der Suche nach Hilfe in die Stadt.

Das staatliche Energieunternehmen gab bekannt, dass es 4.000 Liter Treibstoff in die Gebiete geschickt hat, während Indonesiens Logistikagentur sagte, dass es hunderte von Tonnen Reis schicken würde. Die Regierung hat 560 Milliarden Rupiah (37,58 Millionen Dollar) für die Erholung bereitgestellt.

Die Regierung hat gegenüber den Medien die Sorge vor Plünderungen heruntergespielt, obwohl Zeugen bereits mehrere Vorfälle gesehen und gemeldet haben.

Der Chef des Sicherheitsministeriums, Wiranto, sagte, mehr als 2.800 Soldaten seien eingesetzt worden, und es bestünden Pläne, weitere 2.000 Polizisten einzusenden.

Die Regierung würde Hilfsangebote aus 18 Ländern akzeptieren und 20 Bagger aus Minen und Plantagen beschlagnahmt, um dem Mangel an Ausrüstung auszugleichen und dabei zu helfen, durch Wrackteile zu graben und blockierte Straßen zu räumen, sagte er weiter.

Fast 60.000 Menschen wurden vertrieben, viele von ihnen wurden durch die starken Nachbeben erschreckt. Sie brauchten Zelte, Wasser und sanitäre Einrichtungen, während der Energieversorger daran arbeitete, die Elektrizität wiederherzustellen, sagte er.

Kommerzielle Flüge werden bisher noch ausgesetzt, aber Militärflugzeuge fliegen bereits Leute aus Palu heraus. Ungefähr 3.000 Menschen drängten sich um den kleinen Flughafen und hoffen, dass sie irgendwie herauskommen. Die Offiziere vor Ort haben große Mühe, die Ordnung einzuhalten, berichten lokale Augenzeugen.

„Ich möchte irgendwo ein Flugzeug bekommen. Ich warte jetzt schon seit zwei Tagen. Ich habe noch nichts gegessen und kaum etwas getrunken“, sagte der 44-jährige Lebensmittelhändler Wiwid.

„Wir trauern um die Menschen in Zentral Sulawesi, wir alle trauern zusammen“, twitterte Präsident Joko Widodo am späten Sonntagabend.

Die Sozialarbeiterin Lian Gogali twitterte aus der Gegend, dass mehrere Dörfer an der Westküste von Sulawesi dringend Nahrung, Medikamente und Unterkünfte brauchten und dass der Zugang zu den Straßen noch immer begrenzt sei.

Fünf Ausländer – drei Franzosen, ein Südkoreaner und ein Malaysier – gehörten zu den Vermissten, sagte Nugroho. Zu den 832 Toten gehörten Menschen, die im Erdbeben zerschmettert und vom Tsunami hinweggefegt wurden.

Vizepräsident Jusuf Kalla sagte, dass die Zahl der Todesopfer auf Tausende steigen könnte.

Der frühere Präsident Widodo besuchte eine Wohnanlage, die dem Erdboden gleich gemacht wurde, als das Beben den Boden verflüssigte, auf dem sie stand

Er forderte von allen Opfern und Helfern Geduld und sagte: „Ich weiß, dass es viele Probleme gibt, die in kurzer Zeit gelöst werden müssen, einschließlich der Kommunikation“, betonte er

 

  • Quelle: Thai PBS World