Thailand will bis 2022 frei von drei Arten von Kunststoffen sein

Thailand will bis 2022 frei von drei Arten von Kunststoffen sein

Bangkok. Laut einer dem Kabinett am Dienstag vorgelegten Roadmap will Thailand Ende dieses Jahres damit beginnen, bis zum Jahr 2022 frei von drei Arten von Kunststoffen sein.Dazu gehören:

  • Mikrokügelchen,
  • Deckeldichtungen
  • und oxo – abbaubare Kunststoffe,

sowie von vier anderen Arten von Einwegkunststoffen. Dies geht zumindest aus einem Vorschlag für die Roadmap von Thailand hervor, der am Dienstag dem Kabinett zum ersten Mal vorgelegt wurde.

Die Roadmap für die Entsorgung von Plastikabfällen 2018 – 2030 enthielt auch einen weiteren ehrgeizigen Plan für Thailand, bis 2027 zu 100 Prozent nur noch auf recyceltem Kunststoff in verschiedenen Formen zu bestehen. Zu dem ehrgeizigen Plan gehört auch die Umwandlung von Abfall in Energie, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Oberst Athisit Chainuwat gegenüber den thailändischen Medien.

Die vier Einwegkunststoffe, die bis 2022 entfernt werden müssen, sind:

  • leichte Plastiktüten mit einer Dicke von weniger als 36 Mikrometern;
  • Nahrungsmittelbehälter aus Styropor für Imbissbuden;
  • Plastikbecher und Plastikstrohhalme – mit Ausnahme derer, die sie noch brauchen, wie ältere Menschen, Patienten und Kinder.

Das Kabinett bestätigte am Dienstag ( 16. April ) die vorgeschlagene Roadmap und beauftragte das Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt mit der Erarbeitung eines Entwurfs eines Aktionsplans für die Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen. Damit entspricht es auch der bisher schon festgelegten 20-jährigen nationalen Strategie der Regierung, sagte Oberst Athisit weiter.

Das Kabinett forderte auch klare Details über die Rolle der zuständigen Behörden bei der Integration der Arbeiten zur Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen, an denen sich natürlich auch private und geschäftliche Akteure beteiligen werden.

Die zuständigen staatlichen Agenturen sollten verschiedene Mechanismen schaffen, um dies voranzutreiben, z. B. ein gutes Verständnis zwischen den Agenturen zu schaffen und kontinuierlich eine PR-Kampagne über die sozialen Medien durchzuführen, um die gesetzten Ziele zu erreichen, die das Kabinett beauftragt hat.

Das Arbeitsverfahren muss die Entsorgung von Kunststoffabfällen im Lebenszyklus berücksichtigen, so dass von Anfang an entsprechende Schritte unternommen werden. Das betrifft auch die Kunststoffprodukte, die nach dem sogenannten „ Eco Design “ -Ansatz entworfen werden. Weiter dazu gehören die Herstellung und die Entsorgung, einschließlich einer Mülltrennung, der Transport und die Lagerung, das Recycling und die ordnungsgemäßer Entsorgung der Kunststoffprodukte. All diese Bestimmungen müssen ausgearbeitet werden und sollen dann in einer entsprechenden Verfügung festgehalten werden.

Laut der Abteilung für Umweltqualitätsförderung erzeugen die thailändischen Bürger bis zu 1,14 Kilogramm Müll pro Kopf und Tag und tragen so zu den 27,04 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr bei.

Jeder thailändische Bürger verwendet ungefähr acht Plastiktüten pro Tag. Anders gerechnet heißt das, dass die gesamte Nation Tag für Tag rund 500 Millionen Plastiktüten pro Tag verschwendet. Damit gehört Thailand weltweit zu den größten Verbrauchern von Plastiktüten. Ein Vergleichdazu: in Frankreich verbraucht eine durchschnittliche Person pro Jahr nur 80 Plastiktüten.

Der meiste Plastikmüll landet dabei in den Ozeanen und macht etwa rund16 Prozent des Mülls in den Meeren aus. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht der US-amerikanische Umweltschutzgruppe „ Ocean Conservancy „ wird geschätzt, dass nur fünf Länder:

  • China,
  • Indonesien,
  • Philippinen,
  • Vietnam
  • und Thailand

für rund 60 Prozent der Kunststoffabfälle, die in den Ozean geworfen werden, verantwortlich sind.

Auch Herrn Narong Ruengsri, dem Leiter der Bangkoker Entwässerungs- Stadtbehörde, ist das Problem nur zu gut bekannt und führt zu einem täglichen und ständigen Kampf. „Jeden Tag fischen wir rund 2.000 Tonnen Abfall aus den Entwässerungsrinnen der Stadt “, sagt er.

„ Das wird sich solange nicht ändern, bis eine groß angelegte Kampagne der Regierung eine Veränderung im Konsumverhalten der Bürger bewirkt “, fügt er hinzu. „ Ansonsten wird sich ganz sicher der Abfall weiter Tag für Tag in den Abwasserkanälen sammeln und für Verstopfungen und für Hochwasser in der Hauptstadt sorgen “, betonte er.

Im September 2017 reagierte Thailand und schloss sich der europäischen Initiative an, um Plastik aus den Ozeanen der Welt zu entfernen. Thailand ist damit das erste asiatische Land, dass sich einem europäischen Projekt angeschlossen hat, das speziell dazu entworfen wurde, um rund um den Globus Plastik aus den Ozeanen zu entfernen.

Das Projekt läuft in Europa bereits seit 2012 und hat seit diesen Jahren mehrere Mode – Kooperationen mit Harrods, mit Barneys in New York, mit Apple und mit der Gwyneth Paltrows Goop – Webseite gemacht. Sie schätzen, dass sie seit ihrer Einführung schon 70 Millionen Plastikflaschen recycelt haben.

Die anfänglichen Anstrengungen zum Entfernen des Plastiks in der südostasiatischen Nation geschehen an den am meisten verschmutzten – und am meisten touristenfreundlichen – Küstengebieten wie Ko Samet, Ko Samui, Phuket und Ko Tao.

Im September 2017 begannen in Thailand die Bemühungen für das Projekt zunächst vor Ko Samet, südlich von Bangkok. Die Insel ist eines der beliebtesten Reiseziele für die Stadtbewohner aus Bangkok, die ihr Wochenende gerne an einem Strand verbringen.

In nur fünf Stunden sammelten lokale Fischer und zertifizierte Taucher mehr als eine halbe Tonne Plastikabfälle aus dem Ozean. Viel davon waren Plastikflaschen und verlorene oder weggeworfene Plastikfischernetze.

Gerade das Thema Müll ist in Thailand schon seit Jahren ein großes Problem, das gerne immer wieder beiseite geschoben wird.

Hier nur einige der bekannten Müllprobleme in Thailand:

 

Auf einer Konferenz im Dezember 2017, bei der verschiedene Fachleute und Experten anwesend waren, haben die Teilnehmer erkannt, dass es Zeit wird, dass die Thailänder den Plastiktüten endlich den Krieg erklären.

Die von der NIDA, der Thammasat-Universität und von verschiedenen Umweltgruppen organisierte Konferenz fand unter dem Motto statt: „ Plastiktüten. Wir alle benutzen sie, aber wer muss letzten Endes dafür bezahlen “?

Bei den Gesprächen der Fachleute und Experten wurde schnell und ganz offensichtlich klar, das Thailand im Müll der Plastiktüten erstickt. Ebenso wurde deutlich klar, dass dringend etwas gegen Verschwendung der Plastiktüten getan werden muss. Eine der Möglichkeiten zur Minderung der Plastiktüten, die dabei von den Teilnehmern genannt wurde, ist die schon so oft diskutierte Variante, dass die Verbraucher für die Plastiktüten bezahlen sollen.

Die Vertreter der Kunststoffindustrie machten sich dagegen den Weg sehr einfach und sagten, es sei nicht ihre Schuld an sich, sondern die Schuld der Menschen und deren Angewohnheiten, die Plastiktüten nach dem Gebrauch einfach achtlos wegzuwerfen.

Einige der Teilnehmer waren der Ansicht dass es sehr wichtig sei, dass es bessere Standards für die Plastiktüten geben sollte. Wenn die Plastiktüten so schnell und einfach kaputt gehen, wäre kein Bürger dazu bereit, dafür auch noch Geld auszugeben, bemerkte ein großer Teil der Teilnehmer.

Daher müssten dringend bestimmte Standards eingeführt werden, die die Qualität einer Plastiktüte auf Dauer gewährleistet.

Im Februar 2018 unternahm Thailand dann einen weiteren Schritt und kündigte an, dass es ab dem 1. April 2018 keine Plastiksiegel mehr auf den Wasserflaschen geben sollte. Die Industrie wurde dazu aufgefordert, auf den Wasserflaschen keine zusätzlichen Plastikverschlusskappen mehr zu verwenden. In einer Kampagne, die am 1. April 2018 begann, plant die Umweltschutzbehörde, die Verwendung von den zusätzlichen Plastik Verschlusskappen für abgefülltes Wasser bis Ende 2019 vollständig einzustellen.

Im Juni 2018 flammten die Diskussionen über den Plastikmüll erneut auf, nachdem ein kranker Kurzflossen Grindwal, der zuvor in einem Kanal in Songkhla gefunden wurde, an rund 8 kg Plastikmüll in seinem Magen gestorben war.

Nur kurz darauf entdeckten die Behörden bei einer Razzia in zahlreichen Containern auf dem Hafengelände von Laem Chabang weiteren Plastikabfall. „ Was wir bei der Razzia fanden, war ein minderwertiger, nicht recycelbarer Plastikmüll aus 35 Ländern “, sagte Polizei Genearl Wirachai.

„ Dieses Ergebnis zeigt uns, dass Thailand still und leise zu einem globalen Mülldeponieplatz geworden ist. Die Regierung muss hart kämpfen, da immer mehr Unternehmer illegale Abfälle aus Übersee importieren “, sagte Polizei Genearl Wirachai, nachdem er eine Untersuchung im Hafengelände von Laem Chabang leitete.

Unter den 35 Ländern, aus denen der beschlagnahmte Kunststoff nach Thailand geschmuggelt wurde waren: Hongkong, die USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Deutschland, Korea, die Niederlande, Japan, Malaysia, China, Nigeria, Iran, Spanien, Vietnam, Türkei, Frankreich, Pakistan, Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate ( VAE ), sagte Polizei General Wirachai weiter.

Mitte Juni 2018 hatte dann die für alle 154 Nationalparks in Thailand zuständige Behörde offiziell angekündigt, dass ab sofort in allen Nationalparks landesweit alle Plastik und Styropor Tüten und Verpackungen verboten sind.

In der Zwischenzeit tauchten dann auch immer mehr Berichte und Bilder über die vom Plastikmüll übersäten Strände in Thailand auf. Einer dieser Berichte betraf dabei auch den beliebten Ban Ampher Strand in Sattahip.

„ Der Ban Ampher Strand in Sattahip ist nicht mehr wieder zu erkennen und gleicht eher einer Müllhalde als einem Strand. Weder Einheimische, noch die Touristen wagen sich hier noch ins Wasser zu gehen, da sie zuerst über einen Müllberg aus Plastik und Abfall steigen müssen um dann im Wasser auf weiteren Plastikmüll und Abfall zu stoßen.

Nachdem das Thema „ Plastikmüll „ in den letzten Wochen und Monaten in Thailand, neben der aktuellen Politik, immer mehr für Diskussionen und Aufregung gesorgt hatte, richtete die Webseite Change.org in den sozialen Netzwerken eine Kampagne gegen den Plastikmüll ein.

Change.org hatte in seiner Kampagne alle großen Geschäfte aufgefordert, ihren Plastikmüll zu reduzieren.

In der Kampagne wurden die großen Convenience-Stores wie 7-Eleven, Tesco Lotus, Big C sowie die großen Einkaufszentren Central, The Mall und Terminal 21 Gruppen dazu aufgefordert, keine kostenlosen Plastiktüten mehr an ihre Kunden zu verteilen. Die Unternehmen sollten ihre Kunden stattdessen mit einer Gebühr für die Plastiktüten belasten.

Der Plastikmüll könnte innerhalb kurzer Zeit bis zu 80 – 90 Prozent reduziert werden, wenn die Geschäfte keine Plastiktüten mehr an ihre Kunden aushändigen und sie stattdessen mit einer Gebühr für Plastiktüten belasten. Außerdem sollten die Geschäfte auf die Verwendung von Einwegprodukten verzichten, empfahl Change.org.

Gleichzeitig wiesen die Macher der Webseite aber auch darauf hin, dass die entstandenen Kosten für die Plastiktüten „ Peanuts „ im Vergleich zu den Kosten sind, die für eine ordnungsgemäße Entsorgung des Plastikmülls anfallen. Gleichzeitig würden sich bei einem Verzicht auf die Plastiktüten aber die langfristigen Gefahren für die Umwelt enorm verringern, betonten die Gründer von Change.org.

Im Juli 2018 hatte Thailands Umweltminister General Surasak Kanjanarat dann ebenfalls den Krieg gegen die Plastiktüten angesagt und dabei den 21. Juli 2018 zum D-Day erklärt. Dabei soll der Kampf gegen die Plastiktüten in verschiedene Phasen eingeteilt werden, sagte er.

In der Anfangsphase des Kampfes werden die thailändischen Behörden eine sogenannte Charme-Offensive durchführen, um die Händler und die Öffentlichkeit zu stoppen, die landesweit so viele Plastiktüten auf den Märkten für frische Lebensmittel verwenden, sagte Umweltminister Surasak.

Er erklärte weiter, dass Thailand alleine schon unglaubliche 45 Milliarden Plastiktüten pro Jahr verbraucht. Davon werden rund 40 % auf den Frischkost Märkten an die Kunden ausgegeben. Das sind alleine schon rund 18 Milliarden Plastiktüten, betonte er weiter.

Nachdem er diese schon fast unglaublichen Zahlen erfahren habe, habe er sich dazu entschlossen, endlich eine Kampagne und en Kampf gegen die Plastiktüten einzuleiten.

In der Zwischenzeit hatten die zahlreichen Diskussionen um den Plastikmüll dazu geführt, dass der stellvertretende Direktor der Abteilung für Industriebetriebe gegenüber den nationalen Medien erklärte, dass Thailand ab dem Jahr 2021 den Import von ausländischem Plastikmüll verbietet.

Das bedeutet, dass die großen Exporteure von Plastikmüll wie das Vereinigte Königreich, Japan und die Vereinigten Staaten woanders nach einem Abnehmer ihrer tausenden Tonnen von Plastikmüll suchen muss, die es jeden Monat zur Wiederverwertung ins Land schickt, sagte er weiter.

Die Zeiten, in denen das Vereinigte Königreich, Japan und die Vereinigten Staaten jeden Monat ihren Plastikmüll nach Thailand schicken, sind ab 2021 vorbei, betonte der stellvertretende Direktor der Abteilung für Industriebetriebe.

Ende Oktober 2018 sorgte dann ein Bericht von Wissenschaftlern für weiteres Aussehen und Diskussionen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass zwischen Thailand und dem Great Barrier Riff rund 11 Milliarden Plastikstücke in Korallen und in den Korallenriffen treiben und die Korallenriffe und die Unterwasser Welt immer mehr zerstören.

Alleine in der asiatisch – pazifischen Region seien insgesamt 11,1 Milliarden Plastikartikel im Meer verstreut. Darunter befinden sich neben zahlreichen Einkaufstaschen, Fischernetze und Windeln sogar Teebeutel, die an den Riffen verstrickt sind, schrieben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science.

Sie prognostizierten, dass die Zahl bis 2025 um weitere 40 Prozent ansteigen würde, da die Meeresverschmutzung nicht nachlässt und sogar noch immer schlimmer wird, warnen die Wissenschaftler.

Für dieses Jahr hat sich das Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt zum Ziel gesetzt, die Verwendung von Einweg Plastiktüten innerhalb des Haushaltsjahres 2019 um 3,6 Millionen Plastiktüten zu reduzieren.

Außerdem will das Ministerium weitere steuerliche Maßnahmen ergreifen, um auch die Verwendung von Styropor Lebensmittelbehältern einzustellen, sagte der Natural Resources und Umweltstaatssekretär Vicharn Simachaya gegenüber den nationalen Medien.

Herr Vicharn sagte weiter, dass der nächste Schritt darin besteht, die Zusammenarbeit der Anbieter in den Frischmärkten zu suchen, um hier ebenfalls die Verwendung von Plastiktüten zu reduzieren. Dabei wird darauf hingewiesen, dass die Käufer normalerweise mehrere Einweg-Plastiktüten von verschiedenen Anbietern in nur einer einzigen Plastiktüte erhalten sollten.

Diese Handhabung würde auf jeden Fall positiv dazu beitragen, die Verwendung der Plastiktüten zu reduzieren, sagte Herr Vicharn. Er fügte dabei auch weiter hinzu, dass diese Methode, sowie die Zusammenarbeit der Käufer und der Verkäufer dabei funktionieren müssen. Die neue Kultur, die die Verwendung von Plastiktüten ablehnt oder die Verwendung der Taschen verringert, muss im ganzen Land etabliert werden, betonte er.

 

  • Quelle: Thailändische Medien