Thailand braucht mehr Toleranz, um eine gesellschaftliche Kluft zu vermeiden

Thailand braucht mehr Toleranz, um eine gesellschaftliche Kluft zu vermeiden

Bangkok. Die Thailänder müssen gegenüber Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen und Ideologien toleranter werden, um eine Vertiefung der gesellschaftlichen Kluft zu vermeiden. Wenn das Königreich verhindern will, dass sich die bereits schon jetzt tiefgreifenden gesellschaftlichen Risse weiter verschlimmern, müssen die Menschen lernen, toleranter zu werden, hieß es am Mittwoch in einem Seminar an der Chulalongkorn Universität.

Mehrere Akademiker berichteten während der Versammlung an der Chulalongkorn Universität, dass die thailändische Gesellschaft bereits von Gewalt heimgesucht wurde und dass das weiter wachsende Hassverbrechen von Menschen verursacht wurde, denen es einfach an Toleranz gegenüber ihren Andersdenkenden Mitmenschen fehlt.

Das Forum forderte daher die Menschen im Land auf, die Meinungen und Überzeugungen anderer zu respektieren, auch wenn sie dabei mit ihren eigenen Meinungen in Konflikt geraten. Gleichzeitig forderten die Akademiker auch die Medien dazu auf, bei der Meldung von Nachrichten professionell und objektiv zu sein. Die Aufgabe der Medien ist es, der Öffentlichkeit genaue Informationen zu einem bestimmten Thema zu liefern, ohne dabei die politische Parteilichkeit zu polarisieren oder eine soziale Zwietracht zu entfachen, stellten die Akademiker weiter fest.

Sirawith " Ja New " Serithiwat
Sirawith “ Ja New “ Serithiwat

Chantana Banpasirichote Wungaeo, eine Dozentin an der Fakultät für Politikwissenschaft der Universität Chulalongkorn sagte, die jüngsten gewaltsamen Angriffe auf die linken politischen Aktivisten Sirawith “ Ja New “ Serithiwat und Ekkachai Hongkangwan hätten gezeigt, dass die Feindseligkeit gegenüber Menschen unterschiedlicher politischer Ideologien immer schlimmer wurde. Es ist daher dringend notwendig, den Hass endlich zu beenden, bevor dadurch noch weitere Gewalt ausgelöst wird, fügte sie weiter hinzu.

“ Jeder von uns hat unterschiedliche Erfahrungen in seinem Leben gemacht und kommt dazu auch noch aus einem anderen Umfeld. Daher ist es völlig normal, dass jeder von uns eine unterschiedliche Sicht und Meinung auf ein und dasselbe Thema hat und sich dadurch auch an unterschiedliche Werte und Ideologien hält „, sagte Frau Chantana während des Seminars.

„ Vielen Thailändern wird jedoch beigebracht, zu glauben, dass Ideen, die im Widerspruch zu ihrer eigenen Meinung nach richtig sind, falsch und schlecht sind. Deshalb lehnen sie diese Ideen nachdrücklich ab und fürchten sie sogar, was dann letzten Endes zu Hass und Diskriminierung gegenüber denjenigen führt, die anders denken als sie selber “, betonte sie weiter.

Sie forderte die Menschen auf, zu lernen, unterschiedliche Gedanken zu akzeptieren und die Rechte anderer Menschen auf freie Meinungsäußerung zu respektieren. Sie sagte, dass freie Meinungsäußerung und Toleranz gegenüber den Mitmenschen für den Aufbau einer gesunden demokratischen Gesellschaft unerlässlich seien.

Darüber hinaus müsse aber auch die Regierung mehr Toleranz gegenüber denjenigen zeigen, die mit ihnen nicht einverstanden seien. Die Regierung darf ihre Gegner nicht so einfach unterdrücken, fügte sie weiter hinzu.

Frau Chantana sagte jedoch weiter, dass es auch ein Verbrechen sei, diejenigen Bürger mit gegensätzlichen Überzeugungen körperlich anzugreifen. Daher müssen die Behörden die Übeltäter vor Gericht bringen und dabei auch sicherstellen, dass die Meinungsfreiheit der Menschen weiter gewahrt bleibt.

„ Wir müssen die Menschen im gesamten politischen Spektrum respektieren und mit den Menschen zusammen leben, die unterschiedliche Ideologien haben. Wir können unsere Überzeugungen diskutieren und sogar verteidigen, aber es darf dabei nicht so weit führen, dass es zu Diskriminierung und zu Gewalt kommt “, betonte sie.

Der Direktor des Friedensinformationszentrums der Thammasat Universität, Herr Chaiwat Satha-Anand warnte auch davor, dass die Bemühungen einiger politischer Hardliner, die Würde und die Menschenrechte ihrer Gegner abzuwerten, um ihre Diskriminierung zu rechtfertigen, sehr gefährlich seien und zu schrecklicher Gewalt führen könnten.

Herr Chaiwat sagte weiter, es sei wesentlich, dass die Menschen alle anderen mit Respekt und Würde behandelten, unabhängig davon, ob sie die gleichen Überzeugungen teilten oder nicht.

Der erfahrene Journalist Vanchai Tantivitayapitak betonte in seiner Rede auch die einflussreiche Rolle, die die Medien spielen müssen, um die tiefen politischen Risse in der Gesellschaft zu beseitigen und die gewaltsamen Konflikte zu verhindern.

“ Aufgrund der sich wandelnden Medienlandschaft und politischen Situation schließen sich viele Medienorganisationen offen den politischen Gruppen an und sind daher auch für die Uneinigkeit und den Hass in der Gesellschaft mit verantwortlich „, sagte er weiter.

„ Die Journalisten sind jetzt durch die Politik der Eigentümer ihrer Organisationen dazu gezwungen, den professionellen objektiven Journalismus aufzugeben und stattdessen dramatisierte und oft voreingenommene Nachrichtenberichte zu produzieren, um so das Publikum weiter anzulocken. Dies dient nur dazu, politische Ideen weiter zu polarisieren und den Hass gegenüber Menschen mit unterschiedlichen politischen Standpunkten zu fördern “, betonte er.

Deshalb forderte er die Medienorganisationen auf, nicht länger ein Sprachrohr für politische Fraktionen zu sein und zum professionellen Journalismus zurückzukehren. Nur so könnten die Medien die soziale Zwietracht lindern, und die Glaubwürdigkeit ihrer Unternehmen wiederherstellen, fügte er hinzu.

 

  • Quelle: The Nation