Eine starke Polizeipräsenz hält die Demonstranten in Hongkong in Schach

Eine starke Polizeipräsenz hält die Demonstranten in Hongkong in Schach

Hongkong. Eine starke Polizeipräsenz hat am Samstag (7. September) in Hongkong die Demonstranten in Schach gehalten und verhindert, dass die Demonstranten den Transport zum und vom Flughafen für eine zweite Woche lähmen konnten.

Die Bereitschaftspolizei bewachte zwar zahlreiche Stationen, aber trotzdem war der Schienenverkehr von und zum Flughafen für einige Stunden des Tages eingeschränkt. Am Freitagabend hatten die Ordnungskräfte in einem besiedelten Gebiet Tränengas eingesetzt, um die Demonstranten zu zerstreuen, die Ampeln an einigen Kreuzungen demontierten und verschiedene Brände auslösten.

Die Polizei führte zahlreiche Straßenkontrollen durch und inspizierte dabei auch die Passagiere in den Zügen und Bussen, die zum Flughafen fuhren. Laut den Angaben der Polizei wurden dadurch viele Demonstranten „ausgesondert“.

Ein Journalist von Associated Press in der Nähe des Flughafens sah, wie mindestens zwei Busfahrgäste mit Handschellen gefesselt und weggebracht wurden, nachdem die Polizei bei einer Durchsuchung Gesichtsmasken in ihren Taschen gefunden hatte.

Der Expresszug zum Flughafen fuhr von und in die Innenstadt von Hongkong, allerdings übersprang er dabei jedoch alle Stationen dazwischen und hielt an keiner Station an. Am Flughafen kontrollierten die Beamten alle Personen die den Flughafen betreten wollten. Nur Personen mit gültigen Flugtickets durften die Terminals betreten, und diejenigen, die an einem angrenzenden Busterminal vorbeikamen, wurden von der Polizei wieder vertrieben.

Mehrere hundert wütende Demonstranten, viele davon in Masken, versammelten sich in einer U-Bahn Station in der Nähe des Flughafens in Tung Chung. Sie sangen Slogans und nannten die Polizei „Mörder“ inmitten der allgemeinen Wut über die angebliche Brutalität gegenüber den Demonstranten während der dreimonatigen Proteste in der Stadt, die mit der Zeit immer gewalttätiger wurden.

Viele Geschäfte wurden geschlossen und der Bahnhof wurde am Abend ebenfalls von den Ordnungskräften geschlossen, als die Stimmung immer angespannter wurde. Die Demonstranten liefen zwar wieder auf die Straße, mussten sich aber bald wieder entfernen, nachdem sie von der Bereitschaftspolizei mit Schlagstöcken konfrontiert wurden.

Die Chief Executive Carrie Lam hat Anfang dieser Woche den Auslieferungsentwurf gestrichen, der die anhaltende Welle von Demonstrationen auslöste.

Aber Aktivisten sagen, dass sie trotzdem noch nicht nachlassen werden, bis sie auch ihren anderen Forderungen, einschließlich einer unabhängigen Untersuchung des Fehlverhaltens der Polizei und des allgemeinen Wahlrechts, zustimmt.

Am vergangenen Wochenende gab es in der ehemaligen britischen Kolonie einige der schlimmsten Gewalttaten seit der Rückkehr zur chinesischen Herrschaft im Jahr 1997. Die Demonstranten warfen Molotow-Cocktails und setzten eine massive Straßensperre in Brand. Die Polizei reagierte mit Tränengas, Schlagstöcken und Wasserwerfern, die blauen Farbstoff versprühten, um Demonstranten zu markieren.

Lams Ankündigung konnte die Unruhen kaum unterdrücken, da die Demonstranten am Donnerstag und Freitag erneut auf die Straße gingen.

In Online-Nachrichtenforen, die von der weitgehend führungslosen Bewegung genutzt wurden, wurden Demonstranten aufgefordert, den Flughafen am Samstagnachmittag einem „Stresstest“ zu unterziehen, um Vorschläge zur Unterbrechung der Straßen- und Schienenverbindungen zu den Terminals zu unterbreiten.

Der 26-jährige Tao Tsz Fung schaffte es, die Sicherheitskontrollen zu durchlaufen und erreichte am Samstag den Flughafen, zusammen mit ein paar Dutzend weiteren Demonstranten, die vor dem Terminal herumhingen.

„Es gibt hier einfach zu viele Polizisten“, sagte er. „Aber wir werden morgen wieder draußen auf den Straßen sein und weiter Protestieren“, fügte er hinzu.

Am Flughafen selbst herrschte eine ruhige Atmosphäre, aber die Passagiere mussten sich anstellen, um die Taschen zu durchsuchen und die Bordkarten überprüfen zu lassen, bevor sie den Flughafen betreten durften.

„Auf dem Weg zum Flughafen hielt unser Bus für eine Durchsuchung durch die Polizei an. Die Beamten stiegen zu uns in den Bus und haben alle Personen überprüft“, sagte James Reis, ein Passagier, der neun Stunden vor seinem Heimflug nach Portugal am Flughafen ankam.

Ein Mann, der sich nur als Wong ausweisen würde, wurde von der Bushaltestelle am Flughafen ausgestoßen, wo er auf einer Bank gesessen hatte. Gerichtsvollzieher, ein Anwalt und Beamte der Flughafenbehörde in Hongkong lasen ihm eine Anordnung vor, die Behinderungen oder Operationen am Flughafen verhindert. Sie begleiteten ihn in einen Bus.

Gruppen von Demonstranten schafften es am Samstagnachmittag, in Einkaufszentren in der Nähe von Bahnhöfen zu sitzen, aber die Beamten konnten nicht viel unternehmen, da die Anzahl der Personen nicht der Massendemonstration vom vergangenen Wochenende, bei der der Verkehr zum und vom Flughafen gestoppt wurde, entsprach.

In einer anderen Entwicklung wies die Polizei die im Internet verbreiteten Behauptungen zurück, dass am 31. August ein Todesfall am Bahnhof von Prince Edward stattgefunden habe, und wies die Anschuldigungen als „völlig falsch und unbegründet“ zurück.

In einer Erklärung teilte die Polizei mit, dass sowohl die Feuerwehr als auch die Krankenhausbehörde bestätigten, dass sieben Personen von Krankenwagenmitarbeitern ins Krankenhaus gebracht wurden und dass es keine Aufzeichnungen über irgendwelche angeblichen Todesfälle gab.

An anderer Stelle sei ein Boykott der Oberschulklassen am Dienstag geplant, teilten die Studentenorganisatoren bei einer Pressekonferenz am Samstag mit. Die Gruppe werde eine Genehmigung beantragen, sagten sie. Die Aktion folgt einem Streik am 2. September.

„Wir schließen die Möglichkeit einer weiteren Eskalation nicht aus“, sagte Isaac Cheng, der stellvertretende Vorsitzender der politischen Partei Demosisto.

 

  • Quelle: Bangkok Post