Der Anstieg der Virusinfektionen in Deutschland gibt Anlass zur Sorge

Der Anstieg der Virusinfektionen in Deutschland gibt Anlass zur Sorge

BERLIN. Wie die offiziellen Daten am Sonntag (10. Mai) zur Covid-19 Krise in Deutschland zeigen, scheint die Ausbreitung des Coronavirus wieder an Fahrt zu gewinnen. Nur wenige Tage vorher hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel noch gesagt, dass das Land allmählich wieder zu einem Normalzustand zurückkehren könnte.

Das Robert Koch Institut (RKI) für öffentliche Gesundheit gab an, dass die in Deutschland genau beobachtete Reproduktionsrate (R0) auf 1,1 gestiegen ist, was bedeutet, dass 10 Menschen mit Covid-19 durchschnittlich 11 andere Personen infizieren.

Das RKI hat weiter davor gewarnt, dass der R0 unter eins bleiben muss, damit die Infektionsrate unter Kontrolle ist und sich verlangsamt.

Noch am Mittwoch (6. Mai) lag die deutsche Zahl bei 0,65.

 

Laut den Daten der Johns Hopkins Universitätvom 11. Mai 2020 9.32 Uhr, hat Deutschland mittlerweile 171.879 bestätigte Covid-19 Fälle

 

Seitdem hat das Land jedoch neue Fälle in Schlachthöfen und in Pflegeheimen für ältere Menschen gemeldet.

Inzwischen hatte Frau Merkel auch schon den Startschuss für die Wiederaufnahme der Bundesliga ab Mitte Mai angekündigt. Die meisten Vereine bereiten sich daher schon wieder auf den Neustart der Bundesliga vor, berichten die deutschen Medien.

Das RKI warnte allerdings davor, dass es noch zu früh sei, um Schlussfolgerungen zu ziehen, sagte jedoch, dass die Anzahl der Neuinfektionen „in den kommenden Tagen sehr genau beobachtet werden müsse“.

Nach den Auswertungen der jüngsten Daten haben Experten Alarm geschlagen, nachdem Merkel erst am Mittwoch erklärt hatte, Deutschland habe die „erste Phase“ der Pandemie hinter sich gelassen, und die Bundesländer kündigten eine Lockerung der sozialen Beschränkungen an.

Die meisten Geschäfte und Spielplätze haben schon wieder geöffnet, und die Kinder kehren allmählich wieder in die Klassenzimmer zurück und die Länder eröffnen in unterschiedlichem Maße Restaurants, Fitnessstudios und Kultstätten.

Die deutschen Kommunen haben sich jedoch darauf geeinigt, eine „Notbremse“ zu ziehen und soziale Beschränkungen wieder einzuführen, wenn die Infektionsrate über eine Woche über 50 Fälle pro 100.000 Einwohner steigt.

Dies ist laut dem Robert Koch Institut (RKI) in den letzten Tagen bereits in mindestens drei Bundesländern geschehen.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalens gab es in einem Schlachthaus im Landkreis Coesfeld einen Anstieg, in dem rund 200 der 1.200 Beschäftigten positiv auf das Virus getestet wurden.

Viele von ihnen sind ausländische Arbeitnehmer aus Osteuropa, die in Wohngemeinschaften lebten.

Die Regionalregierung hat die Arbeiter in allen Schlachthöfen des Staates angewiesen, sich Tests zu unterziehen. Es hat auch die Lockerung einiger Haftmaßnahmen im Landkreis verzögert.

Ein Ausbruch von Covid-19 in einem Schlachthaus im Norden von Schleswig-Holstein hat den Landkreis Steinburg ebenfalls über die Infektionsschwelle gebracht.

Im östlichen Thüringen hat der Bezirk Greiz einen Anstieg der Infektionen bei Bewohnern und Angestellten mehrerer Pflegeheime und eines Geriatrie Krankenhauses gemeldet.

Es gab auch neue Befürchtungen hinsichtlich des geplanten Neustarts der Bundesliga-Fußballsaison am 16. Mai, nachdem die Spieler des Zweitligisten Dynamo Dresden wegen zweier Coronavirus Fälle in Quarantäne gestellt wurden.

Das Schlimmste ist noch „nicht hinter uns“, berichten viele deutsche Medien.

Während Merkel versucht, das Land vorsichtig in eine neue Phase zu lenken, die mehr wirtschaftliche Aktivität ermöglicht, haben einige Politiker ihre Befürchtungen darüber geäußert, dass jede abrupte Aktion eine zweite Welle von Infektionen auslösen könnte.

„Wir befinden uns in einer kritischen Phase. Es ist zu befürchten, dass nach den ersten Dekonfinierungsmaßnahmen bestimmte Personen unklug werden“, warnte Katrin Göring-Eckardt, eine hochrangige Persönlichkeit der Grünen, in einem Interview mit der Finanzzeitung Handelsblatt.

„Die Dekonfinierung hat das Signal gegeben, dass das Schlimmste hinter uns liegt – aber das ist nicht der Fall“, fügte auch Karl Lauterbach von Merkels Koalitionspartnern, den Sozialdemokraten, hinzu.

Trotz dieser Bedenken glauben einige Deutsche, dass das Land bei der Lockerung der Haftmaßnahmen nicht schnell genug vorankommt.

Tausende Menschen gingen am Wochenende landesweit in zahlreichen Städten auf die Straße, um gegen die verbleibenden Einschränkungen zu protestieren, wie das Tragen einer Maske im öffentlichen Verkehr und die Einschränkung sozialer Kontakte.

Bei einer Kundgebung in Berlin am Samstag nahmen die Spannungen zu, bei der Hunderte von Demonstranten „Freiheit, Freiheit“ sangen und einige Flaschen auf die Polizei warfen. Mehrere Dutzend Menschen wurden während der Demo von der Polizei in Gewahrsam genommen.

In München, wo sich am Samstag rund 3.000 Demonstranten versammelten, kritisierte die Polizei die Teilnehmer dafür, dass sie sich nicht an die Regeln der sozialen Distanzierung hielten.

Die Demos, die in den letzten Wochen größer geworden sind, haben größtenteils eine Mischung aus Sympathisanten ganz rechts und ganz links angezogen. Aber sie werden immer mehr zum Mainstream.

Ein bekannter Politiker der Liberalen freien Demokratischen Partei (FDP), Thomas Kemmerich, geriet unter Beschuss, weil er sich einem Protest im Thüringer Staat angeschlossen hatte, an dem auch Mitglieder der rechtsextremen AfD Partei teilnahmen.

 

  • Quelle: Bangkok Post