„Indirekte“ Majestätsbeleidigung: Gewerkschafterin entlassen

Jitra Kotchadet, Vorsitzende der Triumph International (Thailand) Gewerkschaft, trug ein schwarzes T-Shirt mit den Worten: „Nicht Aufstehen ist kein Verbrechen. Anders denken ist kein Verbrechen“. Das T-Shirt trug sie am 24. April bei einer Talkshow, die vom Fernsehsender NBT ausgestrahlt wurde. In der Talkshow war über Abtreibung diskutiert worden.

Nach der Talkshow wurde Jitras modischer Geschmack u. a. von der PAD scharf kritisiert. Sie wurde von ihrem Arbeitgeber daraufhin um Stellungnahme gebeten, und Jitra erklärte, sie sei als Privatperson aufgetreten. Sie trug das T-Shirt abends außerhalb der regulären Arbeitszeit, außerdem habe ihre Gewerkschaft nichts mit der Angelegenheit zu tun. Sie bestand darauf, ihre Kleidung selbst auswählen zu dürfen.

Der Arbeitgeber schien sich zunächst damit zufrieden zu geben, reichte dann aber Kündigungsklage beim Arbeitsgericht ein, weil Jitra das Ansehen der Firma durch das Tragen des besagten T-Shirts geschädigt habe.

Jitra teilte mit, sie sei am 29. Juli zu ihrem Arbeitgeber bestellt worden. Anläßlich dieses Treffens sei ihr mitgeteilt worden, das Arbeitsgericht habe am 8. Juli einer Entlassung zugestimmt. Der Arbeitgeber habe sich aber „großzügig“ gezeigt, das Arbeitsverhältnis würde erst einen Tag später, am 30. Juli, enden. Angeblich soll Jitra zwei gerichtliche Vorladungen erhalten haben, aber die hat sie nie erhalten. Sie wußte daher weder etwas von dem Gerichtsverfahren, noch von dem Urteil.

Jitra vermutet, daß ihr Arbeitgeber versucht, die Gewerkschaft zu zerschlagen, und der Vorwurf der Majestätsbeleidigung nur ein vorgeschobener Grund ist.

Als Gewerkschafterin stand Jitra immer für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen ein. Sie kämpfte für Sozialleistungen, Busse für die Arbeitnehmer und die Anschaffung von Arbeitskleidung auf Firmenkosten.

Jitra bezweifelt, daß sie aufgrund ihres Alters und ihres Engagements für Arbeitnehmer jemals einen anderen Arbeitsplatz finden könnte. Prachatai