Thaksin gibt nicht auf

„Thaksin wird nie zugeben, daß er sich selbst mit dem Rücken an die Wand befördert hat. Das Problem mit Thaksin ist, daß er einfach nicht aufgibt. Er wird nie akzeptieren, daß genug genug ist“, schreibt „The Nation.“

Dann folgt ein Ausflug in die jüngere Thai-Geschichte:

„In der Vergangenheit haben alle Thai-Führer, die ihre Macht verloren, zum Wohl ihres Landes still gehalten. Entweder gingen sie ins Exil oder lebten zurückgezogen in Thailand. Niemand von ihnen stachelte seine Leute auf, zurückzuschlagen. Aus diesem Grunde wurde dem modernen Thailand viel Blutvergießen erspart.“

Dann folgen einige Beispiele:

„1932 wurde König Rama VII durch einen Militärputsch gestürzt, der 700 Jahre absolute Monarchie beendete. Der König fügte sich, denn er wollte nicht, daß sich Thais gegenseitig töten. Er übergab die Macht dem Volk und dankte 1935 ab. Er ging ins Exil nach England und starb dort. Er plante nie ein Comeback.

Der Staatsmann Pridi Panomyong flüchtete ins Exil nach China, als er von Pibun Songkram 1947 vertrieben wurde. Pridi ging später nach Frankreich und starb dort. (Eine Rückkehr nach Thailand, wo er gerne gestorben wäre, wurde ihm verweigert). Pridi hielt still und machte zumindest öffentlich niemandem Vorwürfe. Das Land war wichtiger als persönliche Interessen.

1958 neigte sich die Macht von Pibun Songram ihrem Ende entgegen. General Sarit Thanarat übernahm und Pibun flüchtete nach Japan. Er hatte nie Pläne, Thailand zu zerstören, auch wenn er das Militär dafür hätte nutzen können.

Nach dem Blutbad von 1973 trat Feldmarshall Thanom Kittikatom zurück. Er war einer der mächtigsten Machthaber in Thailands Geschichte und hätte Gewehre und Panzer einsetzen können, um diese zu erhalten. Aber zum Wohle des Landes trat er zurück und lebte in Abgeschiedenheit.

General Suchina Khrapayoon ergriff durch einen Putsch die Macht, der schließlich zum Blutbad im Mai 1992 führte. Danach trat auch er zum Wohle des Landes zurück und versuchte nie ein Comeback.

Thaksin ist der erste Thai-Führer der sich nicht an die Spielregeln hält. Er will seine Niederlage nicht eingestehen. Er hat Pläne für ein politisches Comeback und heizt damit die politische Krise weiter an. Er wird niemals ein Opfer für sein Land erbringen.“ tn

Kommentar zum Kommentar:

Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob alle Führer, die von der „Nation“ erwähnt wurden, durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen sind, zumal in dem Text ständig von „Putsch“ oder „Blutbad“ die Rede ist.

Weiterhin berücksichtigt die „Nation“ nicht, daß sich die Zeiten ändern. Irgendwann ist immer ein erstes Mal, zumal im Internetzeitalter Zensur sehr schwierig ist und die Bürger weitaus aufgeklärter sind als noch vor 20, 30 oder 50 Jahren.

Es gibt überhaupt keinen Grund für Thaksin aufzugeben, der sich dank der PAD und der Elite, was sein Image anbelangt, vom Saulus zum Paulus gewandelt hat. Thaksin, der die Korruption erfunden hätte, wenn es sie nicht schon gegeben hätte, sich als Premierminister die Taschen vollstopfte und gegen Menschenrechte verstieß (Drogenkrieg, Massaker im Süden), wird inzwischen als Märtyrer stilisiert, der sich als erster Premierminister überhaupt für die ärmere Bevölkerung interessierte, ihnen Kredite gab und eine Krankenversicherung einführte.

Der geldgierige Stratege Thaksin bediente sich nicht nur an der Staatskasse, er versuchte gleichzeitig, die Lebensgrundlage der einfachen Bevölkerung zu verbessern, damit er die nächsten Wahlen übersteht. Deshalb wird er vom Volk so geliebt, sicherlich mehr als ein General Suchinda, der in Bangkok Hunderte von Studenten abschlachten ließ, um den Machterhalt zu garantieren. Gegen Suchinda wurde nie ermittelt, er lebt nach wie vor unbehelligt in Thailand, trotz der vielen Toten und Vermißten im Schwarzen Mai 1992 (auch das übergeht „The Nation“ sehr elegant) – eben weil sich Suchinda an die Spielregeln hielt…

Daß es zwischen ihm und Thaksin, dem Helden der armen Bevölkerungsschichten, möglicherweise einen Unterschied gibt, das sieht „The Nation“ nicht.