Freier und Frau in Thailand: „Wa(h)re Liebe“, eine Speziallektüre zur Abschreckung

Hinweis: Diese Besprechung betrifft eine frühere Version dieses Buches, die leider in entscheidenden Teilen stark gekürzt wurde. Sie enthält nun auch Beiträge von Autoren, die ihr Einverständnis zu dieser veränderten Neuauflage nicht gegeben haben, kein Honorar erhalten haben und noch nicht einmal Belegexemplare. Von der neuen Version distanziert sich der Online-TIP ausdrücklich. Näheres in unserem Forum: http://forum.thailandtip.info/index.php?topic=5230

Von Hans Michael Hensel

Bangkok. Über wenige Themen wird mehr dummes Zeug geschrieben als über den Prostitutionstourismus nach Thailand. Wer sich darüber informieren will, stößt nicht selten auf aufwühlende Dokumentationen, geschrieben von gutmeinenden Menschen, die aber in die wirkliche Situation kaum Einblick haben können oder auf „offizielle“ Untersuchungen; deren Autoren vor allem das politisch-korrekte Weltbild ihrer Auftraggeber herbeischreiben möchten.

Verbreitet sind auch Ergüsse von Journalisten, die, um ein mir bekanntes Beispiel zu nennen, am Rande ihres tiefgekühlten Urlaubsghettos mit dem Teleobjektiv ein Mädchen geknipst haben, das seiner Mutter beim Nudelsuppenverkaufen half und gerade etwas ausdruckslos in die Ferne starrte. So ein Bild hat fast zwangsläufig das Zeug, Teil einer mit Herzblut geschriebenen aufsehenerregenden Reportage über Kinderprostitution in Asien zu werden, sei es im Reiseteil irgendeines Provinzblatts oder auch in der Zeit, in Emma, im Stern oder im Spiegel.

In solchen Machwerken würde zwar, von der Grammatik in Glücksfällen vielleicht  abgesehen, so gut wie nichts der Nachprüfung standhalten. Das traut sich aber, von seltenen Ausnahmen wie etwa Andreas Altmann abgesehen (Der Preis der Leichtigkeit. Eine Reise durch Thailand, Kambodscha und Vietnam, München 2006; empfehlenswert) normalerweise kein Kollege zu schreiben, falls (oder gerade weil) der in dem Bereich durchblickt…

Noch erschütternder als vorgenannte Werke sind nur noch die Plädoyers selbsternannter Thailand- und Thaifrauenversteher, die sich in gewissen Thailand-Foren im Internet herumtrollen. Kenner haben diese modernen Medien nach dem oft selbstgestrickten Weltbild ihrer Nutzer nicht ganz ohne Grund „Strick und Häkelforen“ getauft.

Bestimmten Erfahrungen kann man sich als Ausländer in Thailand allerdings tatsächlich kaum entziehen: Wer länger hier lebt, wird unweigerlich mit den Auswirkungen des Liebesmarktes und den teilweise kaum glaublichen — nicht selten auch traurigen oder abstoßenden — Geschichten von Europäern und ihren einheimischen Partnern konfrontiert. Diese Geschichten entsprechen zum größten Teil nicht dem gängigen Klischee vom armen, unschuldigen Mädchen und dem bösen, gierigen Sextouristen.

Nicht selten sieht es so aus: Der unerfahrene Kunde, der sich Hals über Kopf in eine mandeläugige Barschönheit verliebt hat, wird nach Strich und Faden ausgenommen und geht in kürzester Zeit pleite. In gewissen Kreisen läuft das hier schon seit Jahrhunderten so. Happy End aus Sicht der Nutznießer geht dann so: Ausländer weg, Vermögen da. Im Idealfall folgt der nächste naive Ausländer auf dem Fuß.

Es ist das Verdienst von Rolf Dettmar, dem Herausgeber und langjährigen Chefredakteur der TIP Zeitung für Thailand, daß er insofern die Dinge immer beim Namen genannt hat, ohne deshalb allerdings zu verallgemeinern, denn selbstverständlich gibt es auch Fälle, in denen solche Verbindungen gutgehen. Dettmar hat das Wort „Liebeskasper“ geprägt, das die Situation treffend beschreibt, in die sich unerfahrene Ausländer in Thailand erst freiwillig begeben und aus der sie dann oft nur noch schwer und unter erheblichen Vermögensverlusten herauskommen.

Aus den im TIP erschienenen einschlägigen Beiträgen hat Dettmar seit 1999 eine Dokumentation zusammengestellt, die auf dem Buchmarkt einzigartig ist.

Diese in jeder Beziehung schonungslose Informationsquelle sollten Sie kennen, bevor Sie gewisse thailändische Eigentümlichkeiten im zwischenmenschlichen Bereich kennenlernen — und zwar ganz unabhängig davon, ob Sie nun etwa am Nachtleben teilnehmen wollen oder nicht.

Lehrgeld zahlen hier nämlich selten die echten Sextouristen, die genau wissen, was sie tun. Diese werden überall im Land von Profis handwerklich hervorragend, preiswert und freundlich bedient. Den Weg in den Bankrott nehmen in Thailand wie auch in anderen Entwicklungsländern, in denen es nach westlichem Verständnis angenehm anzusehende Menschen gibt, dagegen fast immer die Sozialromantiker, darunter übrigens nicht wenige Frauen. Sie haben keine Ahnung von Land und Leuten, wollen sich aber dennoch am Strand, aus einer Bar heraus oder gar durch Vermittlung im Dunstkreis der Rotlichtviertel einen Lebenspartner aus einem völlig anderen Kulturkreis anlachen.

Wenn dieser Lebens- und Vertrauenspartner dann, wie nicht selten in solchen Fällen, aus einer einschlägig erfahrenen Familie kommt, in der man schon seit Jahrzehnten ‹mit Farang arbeitet›, wie das hier heißt, ist die Katastrophe programmiert.

In „Wa(h)re Liebe“ ist zu lesen, was in solchen Fällen in Thailand zwischen westlichem Freier und einheimischem Partner abgeht. Es steht oft in krassem Gegensatz zu dem, was einige Journalisten, die im Urlaub ein paar Bars in Pattaya oder Bangkok gesehen haben, gerne als Wirklichkeit herbeischreiben wollen.

Im Vorwort heißt es:

„Ziel der Sammlung ist die Desillusionierung des Lesers und damit der entscheidende Schritt zur Vermeidung von finanziellen und auch seelischen Schäden auf dem Schlachtfeld der Liebe in Thailand. Um den heißen Brei herumzureden, nützt niemandem. Die Wahrheit ist auch im vorliegenden Falle nicht immer ganz so, wie sie manche Journalistenkollegen sehr oft gerne herbeischreiben würden. Ein tieferes Verständnis der Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen und mit höchst unterschiedlichen Zielen kann allen Seiten – gerade auch dem außenstehenden Beobachter – nur nützen.“

Diese Broschüre der TIP Edition ist in allen Touristenzentren Thailands und per Versand (auch direkt ins Hotel) erhältlich. Über 200 informative, engbedruckte und vor allem nützliche Seiten, die man jedem Thailand-Reisenden mit gutem Gewissen empfehlen kann. Die 17. Auflage wurde überarbeitet und um neue aktuelle Beiträge ergänzt. Zudem wurde ein neues Kapitel angefügt, das die Lage der Dinge aus der Sicht thailändischer Frauen in Thailand und Deutschland schildert.

Rolf Dettmar (Hg.): Wa(h)re Liebe. Clevere Mädchen und Liebeskasper. Romanzen, die in Pattaya, Patong und Patpong begannen. 17. Auflage. Bangkok und Phuket: TIP Edition, 209 Seiten, 350 Baht (in Thailand), 18 Euro/28 Franken (bei Versand nach Europa).

Nachtrag 2014: Der bis Februar 2013 bestehende TIP Verlag in Bangkok und Phuket, der die TIP Edition begründet hat, existiert nicht mehr, eine offenbar neu gegründete gleichnamige Firma gibt inzwischen eine Adresse in Khon Kaen an. Von dort aus werden unter neuer redaktioneller Leitung TIP-Drucksachen vertrieben, und zwar in mehreren uns bekannten Fällen unautorisiert und ohne Honorarzahlung, die oft auch zu ihrem inhaltlichen Nachteil von offenbar wenig kenntnisreichen Machwerkern stark verändert wurden. Empfehlenswert sind Exemplare früherer Auflagen dieses Werkes bis zur 17. Auflage, die gelegentlich antiquarisch erhältlich sind.