Neue Demonstrationen im Oktober

Die Truppe schwerbewaffneter „Männer in Schwarz“ marschierte ungehindert in Parkhäusern des Internationalen Flughafens von Bangkok auf, kassierte Autofahrer ab und warf Parkhauswächter kurzerhand aus ihren Buden.

Thailands Polizei griff ebenso wenig ein wie die Flughafensicherung oder gar das Notstandskomittee CRES der Armee.

Die Erklärung lieferte die Presse: Die „Männer in Schwarz“ gehörten zu einem Flügel der Bumjaithai-Partei, und die wiederum unterstützt die Koalition, mit deren Hilfe Premierminister Abhisit regiert.

Im Zentrum der Hauptstadt verhält sich die Regierung weniger feinfühlig. Vor Wochen zogen Soldaten mit Schrotflinten, Stahlhelmen und kugelsicheren Westen in den Bahnhöfen der städtischen Hochbahn auf. In Bangkok und Umgebung ist zudem immer noch der Ausnahmezustand in Kraft.

Dennoch erschütterte am 5. Oktober Oktober eine massive Bombenexplosion in Nonthaburi nahe Bangkok den Glauben, daß Thailands Regierung die Lage unter Kontrolle hat. Vier Menschen kamen ums Leben. Der Sprengsatz war explodiert, als die Bombe zusammengebaut wurde.

In der zerstörten Wohnung fanden sich Aufkleber mit dem Schriftzug „Neuer Thai Staat“. Diese Forderung wird von einer besonders radikalen Fraktion der Rothemden erhoben. Sicherheitskreise warnen, daß der Oktober mit einigen symbolträchtigen Jahrestagen unruhig werden könnte. Tatsächlich ist das Königreich weit von der Rückkehr zur Normalität entfernt. In den Provinzen demonstrierten zuletzt Tausende von Rothemden, am 10. Oktober gingen sie in Bangkok auf die Straße.

Die Regierung hatte gehofft, den Widerstand mit Hilfe des Notstands brechen zu können. Im Dezember sollen zudem zwei Dutzend Führer der Protestbewegung wegen terroristischen Straftaten vor Gericht gestellt werden.

Die „Bangkok Post“ berichtete, der als Hardliner geltende neue Armeechef Prayuth Chan-Ocha habe 200 der etwa 1000 Generäle das Landes wegen angeblicher roter Tendenzen auf unwichtige Posten abgeschoben.

Der Politikwissenschaftler Thitinan Pongsudhirak betrachtet den General als so mächtig, daß er bereits von Thailands Rückkehr zu einer „Weichen Diktatur“ spricht.

Diese Entwicklung geht mittlerweile sogar wichtigen Mitgliedern der regierenden Demokratischen Partei von Premierminister Abhisit gegen den Strich.

„Wir sind seine Partei, die Freiheit und Demokratie vertritt“, verkündet ein hochrangiger Vertreter, der nicht genannt sein will, „und keine Partei, die mit Notstandsgesetzen regieren kann, die Meinungsfreiheit unterdrückt und sich auf die Macht des Militärs stützt.“

Nur die Wirtschaft zeigt sich unbeeindruckt. Die thailändische Währung ist dank massiver ins Land fließender ausländischer Gelder so stark wie seit der asiatischen Wirtschaftskrise im Jahr 1997 nicht mehr. bz, bp