Könnten Mikrokredite eine Lösung gegen Kredithaie sein?

pch Bangkok. Der Plan wird im Ministerium erörtert, um Leitlinien zur Lösung von Problemen mit Schulden außerhalb des Bankensystems, in der Regel durch Kredithaie verursacht, zu lösen. Dabei geht man von Einzelkreditsummen bis maximal 120`000 Baht aus. Für diese Kredite sollen zwar höherer Zinsen als bei gleichen Bankkrediten fällig werden, jedoch in jedem Fall niedriger sein als bei Kredithaien, sagte Finanzminister Sommai Phasee.

Mikrokredite“ sind Kleinstkredite von einem Euro bis zu einigen Tausend Euro an Kleingewerbetreibende, überwiegend in Entwicklungsländern. Sie sind neben „Mikroversicherungen“ und „Mikrosparen“ eine wesentliche Mikrofinanz-Dienstleistung. Die Kredite werden in der Regel von spezialisierten Finanzdienstleistern und nicht staatlichen Organisationen meist zur Förderung der Entwicklung vergeben.

Das Finanzministerium sucht nun Interessenten, die bereit sind, solche Mikrokredite zu vergeben. Die Zinsen sollten sich demnach voraussichtlich zwischen 30% -36 % „per anum“ einpendeln. „Das Ministerium wird vorschlagen, dass der stellvertretende Ministerpräsident Pridiyathorn Devakula, in den nächsten 10 Tagen prüfen soll, ob man dafür die Zustimmung des Kabinetts bekommen könnte“, sagte Sommai.

Weiter sagte er, dass in der Regel das Ministerium Finanzinstitute auffordern würde, Kredite von nicht mehr als 200`000 in ihrer Laufzeit zu verlängern, um Menschen nicht in die Hände von Kredithaien fallen zu lassen. Diese Zinssätze wurden bei 28 Prozent pro Jahr begrenzt. Viele Banker äußerten jedoch die Sorge, dass dies nicht leicht durchzusetzen sei und es würde das Problem nicht lösen.

Laut einer aktuellen Umfrage liegt die Verschuldung von privaten Haushalten außerhalb der Banken bei rund 50 Prozent. Vom Ministerium bewilligten Mikrokreditbetreibern würden steuerliche Anreize geboten, Unteranderem bei der jährlichen Körperschaftsteuer. Der Minister glaubt, dass Mikrokredite die Haushaltsschulden nicht weiter erhöhen würden, sich jedoch die Anzahl Haushalte, die sich an Kredithaie verschuldet haben, reduziert werden könnte.

„Wir müssen alles tun, um das Problem der Verschuldung bei illegalen Geldverleihern zu lösen, und da denke ich, dass der Mikrokredit die letzte Möglichkeit ist, dieses Problem in den Griff zu bekommen“, sagte Herr Sommai zum Schluss.

Es gibt aber auch Kritik an den Mikrokrediten. Aus Wikipedia kann man entnehmen, dass Gerhard Klas, Verfasser von "Die Mikrofinanz-Industrie – Die große Illusion oder das Geschäft mit der Armut", kalkuliert, dass die Mikrofinanzinstitutionen im weltweiten Durchschnitt Zinsen in Höhe von 38 % pro Jahr verlangen. Begründet wird dies mit hohen Transaktionskosten, langen Anfahrtswegen usw. Insbesondere in der Landwirtschaft sei die Rückzahlung (die oft wöchentlich erfolgen muss, was die hohen Transaktionskosten weiter in die Höhe treibt) daher kaum zu leisten.

Die Ärmsten der Armen kämen als Kreditnehmer auch von Mikrokrediten nicht mehr infrage, da es ihnen an Möglichkeiten mangele, Einkommen zu erzielen und Kredite zurückzuzahlen. Die Fokussierung auf die reine Kreditvergabe ohne Ergänzung einer Spar-Möglichkeit führe häufig auch zu einer Schuldenfalle, aus der gerade die weibliche Hauptzielgruppe nur schwer herauskomme.

Überdies verändere die Vergabe von Mikrokrediten nicht die wirtschaftlichen Makrostrukturen und fördere auch keine transformativen Rahmenbedingungen. Im Herbst 2010 nahmen sich im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh innerhalb von zwei Monaten mindestens 54 Mikrokreditnehmer das Leben. In diesem Zusammenhang wurde berichtet, dass der Mikrokredit-Sektor dort mehr und mehr den Kredithaien gleiche, von denen er die Armen einst erlösen wollte.

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