Strafgefangene in Bangkok säubern die Kanäle vor dem nächsten Hochwasser

Strafgefangene in Bangkok säubern vor dem nächsten Hochwasser die Abwasserkanäle

Bangkok. Das nächste Hochwasser in Bangkok kommt bestimmt, da sind sich die Stadtverwaltung, die Bewohner und auch Strafgefangene in den Haftanstalten ausnahmsweise mal einig. Ebenso ist klar, dass in erster Linie saubere und freie Abwasserkanäle für ein schnelles Abfließen des Hochwassers unverzichtbar sind.

Daher steigen jeden Tag die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in den Untergrund und versuchen die verstopften Kanäle von Dreck, Schlamm und Plastikabfall zu reinigen. Unterstützt werden sie dabei von freiwilligen Strafgefangenen, die sich durch eine Hafterleichterung oder sogar einer Verkürzung ihrer Haftstrafe versprechen.

Diese Arbeit ist bestimmt kein Zuckerschlecken, da die Arbeiter meist bis zu den Knöcheln in einer dicken Schicht aus stinkenden Abfallschlamm stecken und ihm mühsam Eimer für Eimer an die Oberfläche bringen müssen.

Ein großes Problem sind dabei vor allem die Kunststoffabfälle, die laut den Angaben der Behörden von Jahr zu Jahr zunehmen. Kunststoff ist überhaupt eine große Geisel für das unterirdische Abwasser Netzwerk der Hauptstadt. Während der Plastikmüll in den Abwasserkanälen noch halbwegs zähflüssig weitergespült wird, ist spätestens an der nächsten Pumpstation Feierabend für den Plastikmüll.

Es dauert nicht lange, und die Pumpstationen müssen ihren Dienst aufgeben, da die Zuflüsse von dem Plastik verstopft werden und so kein Wasser mehr weiterfließen kann. Vor allem während der saisonalen Regengüsse während der Monsunzeit sorgen diese Verstopfungen dann innerhalb von kürzester Zeit dafür, dass der Rückstau des Wassers aus den Kanälen auf die Straßen der Hauptstadt überlaufen. Verkehrsteilnehmer in Bangkok kennen dieses Problem während der Regenzeit nur zu gut und stecken deswegen oft stundenlang im Stau fest.

Daher sind die Mitarbeiter der Stadtverwaltung zusammen mit den freiwilligen Sträflingen jeden Tag unterwegs, um die Kanäle von dem Plastikmüll zu befreien.

Meistens beginnt die Arbeit der freiwilligen Helfer in einer kleinen Seitenstraße. Als erstes müssen sie einen schweren Betondeckel anheben und entfernen und dabei schon einer ganzen Armee von Kakerlaken aus dem Weg gehen. Dann dürfen sie mit Gummistiefeln, einer Wathose und einem blauen T-Shirt bekleidet in den Untergrund steigen.

Hier verwendet die Gruppe dann Blecheimer, um den Schleim, den Schlamm und den Schutt von den Drainagerohren mühsam abzukratzen. Dabei stehen sie oft Stundenlang in der dreckigen und stinkenden Brühe und verrichten hier ihre Arbeit.

„Die Arbeit ist nicht allzu schwer“, sagt einer der Häftlinge, der hier an sechs Tagen in der Woche seine Arbeit macht. „Wenn ich keinen Mist baue, kann ich damit rechnen, dass mir so ein Teil meiner Haftstrafe erlassen wird und ich wieder früher nach Hause gehen kann“, berichtet er.

Jeden Tag, den die Gefangenen im Untergrund arbeiten, wird ihnen einer bestimmter Satz auf ihre Haftzeit angerechnet, sagt er weiter.

Offiziellen Zahlen zufolge fallen in Bangkok jeden Tag 11.500 Tonnen Müll an. Davon ist mindestens eine Tonne Plastikmüll, die jedes Jahr um weitere 10 Prozent anwächst.