Kein Gefängnis für einen Thai, der einen Deutschen bei einem Verkehrsunfall auf Phuket tötete

Kein Gefängnis für einen Thai, der einen Deutschen bei einem Verkehrsunfall auf Phuket tötete

Phuket. Am 3. Dezember 2015 wurde der 47 Jahre alte deutsche Staatsbürger Herr Andreas Walter bei einem Verkehrsunfall auf Phuket getötet. Der deutscher Lufthansa Techniker wurde zusammen mit seiner thailändischen Frau nach dem Einkauf eines Snacks in einem 7-Eleven Geschäft auf Phuket auf ihrem Motorrad von hinten von einem PKW Überfahren. Der ThailandTIP hatte darüber berichtet.

deutscher-bei-unfall-auf-phuket-getoetet_03Die thailändische Ehefrau Patcharin Lammai berichtete nach dem Unfall der lokalen Presse von ihrem Krankenbett im Bangkok Phuket Hospital. „Die Straße und die Sicht war vollkommen klar, als wir plötzlich unerwartet von hinten von einem PKW überfahren wurden“.

„Bei dem Unfall überfuhr das Rad des PKW meinen Mann“, erinnert sie sich. „Mein Mann blieb bei dem Unfall unter dem linken Rad des PKW stecken. Trotzdem versuchte die Fahrerin zu entkommen und gab immer wieder vorwärts und rückwärts Vollgas. Aber mein Mann war zu groß für den PKW und der Wagen schaffte es nicht ihn zu überrollen“, erzählte sie unter Tränen der lokalen Presse.

deutscher-bei-unfall-auf-phuket-getoetet_04„Andere Menschen, die vor Ort waren und den Unfall beobachtet hatten stellten sich um den PKW und trommelten auf das Fahrzeug ein“, berichtet sie immer noch geschockt weiter. „Ich erinnere mich an einen Tuk-Tuk-Fahrer der wie wild gegen die Fahrerfensterscheibe hämmerte und die Fahrerin anbrüllte „Stop Stop, da liegt noch ein Mann unter ihrem Auto“.

Das dramatische Gerichtsverfahren über den Tod von Herrn Andreas Walter und der schweren Verletzung seiner Thai Partnerin  Patcharin Lammai endete am 6. Oktober vor dem Landgericht auf Phuket.

Anmerkung der Redaktion:

Bei den ersten Berichten zu dem Unfall erklärten die Augenzeugen, dass eine Frau den Unfall-PKW gesteuert haben soll. In den heutigen Berichten ist dagegen von einem Mann die Rede.

Jakarin Rodpradit, die Fahrerin (oder der Fahrer) des Fahrzeugs, die nach der Kollision mit dem Paar mehrmals über Herrn Andreas Walter gefahren war, wurde von dem Landgericht zu einer Strafe von 7.500 Baht verurteilt. Zusätzlich muss sie eine Entschädigung von 1,8 Millionen Baht zahlen. Zum Erstaunen der Ankläger erhielt sie dagegen „nur“ eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung.

Wie bekannt wurde, hatte die Polizei bei dem Unfall am 3. Dezember den Führerschein der Unfallfahrerin eingezogen. Trotzdem ließ man sie nach dem Unfall zu ihrem Fahrzeug zurück und sie konnte ohne einen Alkoholtest den Unfallort verlassen, meldet die lokale Presse.

deutscher-bei-unfall-auf-phuket-getoetet_02Allerdings hatte Frau Patcharin behauptet, dass Herr Jakarin Zeugen gegenüber gesagt habe, dass er in der Tat vor dem Vorfall getrunken hatte, aber das er trotzdem nicht betrunken war.

In einem anschließenden Interview der lokalen Presse mit der Polizei am 8. Dezember, lehnte Herr Jakarin den Berichten zufolge jegliche Verantwortung für den Unfall ab. Die Polizei erklärte dazu, dass Herr Walter in der Tat rücksichtslos gefahren sei und den PKW abgeschnitten habe.

Etwa eine Woche später, machte sich Frau Patcharin zusammen mit den Aufnahmen der Sicherheitskameras und weiteren Augenzeugen auf den Weg zur Polizei um zu beweisen, dass ihr Ehemann unschuldig in den Unfall verwickelt wurde.

Erst nachdem Herr Jakarin mit dem neuen Beweisen konfrontiert wurde, gestand Herr Jakarin und wurde wegen rücksichtslosem Fahren mit Todesfolge sowie wegen der Verletzungen der Ehefrau und wegen Unfall ohne zu stoppen (Fahrerflucht) angeklagt. Er wurde später auf Kaution freigelassen.

“ Wenn es ein normaler Unfall gewesen wäre, und der Mann mit seinem PKW sofort stehen geblieben wäre, könnte Andreas noch am Leben sein“, sagte seine Ehefrau. „Vielleicht dachte der Fahrer nur, dass ich ein einfaches Bar-Mädchen mit einem Touristen bin und es war ihm völlig egal, was mit uns passiert“, fügte sie unter Tränen hinzu.

deutscher-bei-unfall-auf-phuket-getoetet_05Angehörige von Herrn Walter in Deutschland beauftragten einen Anwalt, der den Fall für sie vor Gericht vertrat. Sie forderten 1,3 Millionen Baht Entschädigung für Herrn Walters Tod. Frau Patcharin verlangte ebenfalls eine 800.000 Baht Entschädigung für ihre Verletzungen.

Herr Jakarin bat um einen Zeitraum von einem Monat, um die Anforderungen der Kläger zu berücksichtigen. Eine endgültige Lösung wurde dann erreicht, nachdem die Verwandten von Herrn Walter in Deutschland mit der Auszahlung der 1,3 Millionen Baht zufrieden waren. Frau Patcharin wurde eine Entschädigung für ihre Verletzungen von 500.000 Baht zugesprochen.

Die Verwandten von Frau Patcharin erklärten nach dem Verfahren, dass sie über das endgültige Urteil des Gerichts sehr erstaunt waren. Sie hatten eigentlich eine mehrjährige Haftstrafe für den schuldigen Autofahrer erwartet.

„Wirklich, er muss für keine Zeit ins Gefängnis? Er tötete jemand, wenn auch unbeabsichtigt, und ein anderer wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Ich kann nicht glauben, dass er nur 7.500 Baht Strafe zu zahlen hat und nicht eingesperrt wird. Eine zweijährige Bewährungsstrafe ist nichts! Ich verstehe nicht, warum das Gericht so entschieden hat“, sagte Frau Patcharin nachdem das Urteil des Gerichts verlesen wurde.

Frau Patcharin fügte hinzu, dass sie keine Berufung einlegen wird und stattdessen versuchen würde, Vergebung zu üben.

„Das Geld kann mir meinen Partner nicht zurück bringen. Trotzdem bekomme ich nichts davon. Es ist alles für seine Verwandten in Deutschland. Ich bin jedoch Buddhist, deshalb ist Vergebung für mich wichtiger“, sagte sie.

Frau Patcharin erzählte weiter, dass der schuldige Autofahrer ebenso wie er anfangs seine Schuld geleugnet hatte, zusammen mit seiner Familie behauptet habe, dass sie nur ein einfaches Barmädchen sei und es auf das Geld des Ausländers abgesehen habe.

„Sie sahen sich auf mich herab und sagten, ich sei nur hinter dem Geld eines Ausländers hinterher, und würde versuchen, es nach seinem Tod zu erhalten“, sagte sie. „Ich kann nicht verstehen, warum Thais auf andere Thais so herabschauen. Deshalb habe ich mein eigenes Geld verwendet, um einen Anwalt einzuschalten und für den Fall zu kämpfen“, fügte sie hinzu.

“ Wenigstens wurde der Fall abgeschlossen und beendet. Auch wenn Herr Jakarin keine Zeit im Gefängnis verbringen muss, wird es ihm eine Lektion fürs Leben sein. Er musste seine Zeit und Geld für seine Verteidigung aufbringen. Ich hoffe nur, dass er in Zukunft mehr Verantwortung zeigt“, fügte sie hinzu.

Nach Abschluss dem Abschluß des Gerichtsverfahrens brachte Herr Jakarin sein Bedauern ebenso wie eine Dankbarkeit zum Ausdruck, dass der Fall nun friedlich abgeschlossen wurde.

„Ich muss mich für den Verlust entschuldigen. Obwohl ich keine Zeit im Knast verbringen muss, hat es mich viel gekostet. Ich werde diesen Vorfall nicht so schnell vergessen“, sagte er.

 

Quellen: