Wer von den beiden spricht die Wahrheit? Prayuth oder Suthep?

Wer von den beiden spricht die Wahrheit? Prayuth oder Suthep?

Bangkok. Seit knapp 1.000 Tagen versucht das Militärregime in Thailand alles zu tun, um seinen Staatstreich zu rechtfertigen. Angeblich war dieser Putsch nötig, um das Volk durch eine nationale Versöhnung wieder glücklich zu machen, hatte der damalige General Prayuth Chan-o-cha bereits mehr als einmal in den Medien erklärt.

Aus diesem Grund hatte der Generalpräsident ein 98-köpfiges, dreistufiges Komitee von ansonsten arbeitslosen zwei, drei, und vier Sternen „Grünhemden“ ins Leben gerufen, die dadurch ein ordentliches Tagegeld erzielten und die Aufgabe hatten, wieder eine Einheit herbeizuführen.

Seit dieser Zeit war es um den damaligen Anführer der Blockaden in Bangkok, Suthep Thaugsuban ruhig geworden. Der ehemalige „gute Freund“ von General Prayuth hatte sich eine Auszeit verschrieben und sich in einem Kloster als Mönch eingeschrieben.

Dabei begann die Geschichte zwischen Suthep Thaugsuban und General Prayuth Chan-o-cha bereits im Jahr 2010. Das war der Zeitpunkt, als die Rothemden im Zentrum von Bangkok für zahlreiche Unruhen und Demonstrationen sorgten. Herr Suthep war zu diesem Zeitpunkt der stellvertretende Ministerpräsident, der für die nationale Sicherheit zuständig war. General Prayuth war der Generalstabschef des Heeres, der damit beauftragt wurde, den Frieden in Bangkok wieder herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Der heutige Premierminister Prayuth hat auf Fragen zu der damaligen Zeit und den Umständen bisher nie richtig geantwortet, geschweige denn sich auf irgendwelche Diskussionen zu diesem Thema eingelassen. Der Ex-Minister Suthep hat ebenfalls im Laufe der Zeit nur unklare Erklärungen abgegeben und tröpfchenweise zu Fragen geantwortet bzw. Stellung bezogen.

Das einzige, in dem sich die beiden damals anscheinend einig waren war die Tatsache, dass sie Thaksin Shinawatra die Schuld für die Ereignisse in die Schuhe schoben. Ihrer Meinung nach hatte er aus dem Ausland heraus die Dinge in Thailand physisch und tatsächlich kontrolliert.

Suthep erklärte damals zu den Demonstrationen der Rothemden in Bangkok, dass er wenn nötig, die Rothemden auch mit Gewalt aus der Hauptstadt entfernen würde. Im folgenden Jahr verstärkte sich seine Entschlossenheit gegen Thaksin und verwandelte sich schon fast in eine Vendetta, nachdem Thaksin seine kleine Schwester Yingluck in den Stuhl des Premierministers manipulierte. (Dies soll die damalige Aussage von Suthep gewesen sein)

Danach startete Suthep dann sein Volksdemokratisches Reform Committee (PDRC), und begann im Mai 2014 die Straßen in Bangkok zu blockieren. Was anfangs nur wie ein kleines Zwischenspiel von Suthep aussah, entwicklete sich dann sehr schnell in einen länger andauernden Prozess, der laut den Analysten alleine in Bangkok einen Schaden von rund 1,4 Milliarden Baht anrichtete.

Auf dem Höhepunkt der Blockaden in Bangkok befahl dann der damalige General Prayuth eine Welle von Beamten und Soldaten nach Bangkok zu schicken, um sich der PDRC anzuschließen. Im Gegenzug, („und das ist wirklich war“ berichtet die Bangkok Post) drängte Prayuth dann Suthep dazu, dass Militär ebenfalls zu unterstützen umso Yingluck von ihrem Ministerposten zu stürzen.

Dabei hatte Suthep schon kurz nach dem Putsch im Mai 2014 vor rund 100 PdRC-Anhängern im Pacific-Club in Bangkok erklärt, dass er seit 2010 im Kontakt mit General Prayuth stünde und sich regelmäßig mit ihm über die Anwendung „Line“ unterhalten habe. Angeblich soll Prayuth ihm kurz vor dem Putsch gesagt haben, dass es nun Zeit für die Armee sei, um einzugreifen und die Aufgabe zu übernehmen.

Kurz darauf reagierte General Prayuth auf die Anspielungen Sutheps und erklärte öffentlich, dass er den Mund halten solle. Oberst Winthai Suwaree, der stellvertretende Sprecher des Nationalen Rates für Frieden und Ordnung (NCPO) hatte kurz darauf erklärt, dass General Prayuth weder privat, noch geheim mit Suthep gesprochen oder irgendwelche Nachrichten ausgetaucht habe.

Gelichzeitig betonte Oberst Winthai Suvari: „Es ist nicht wahr, dass sich Herr Suthep und General Prayuth zu geheimen Gesprächen getroffen haben“.

Einer der beiden Herren muss demzufolge „nicht ganz“ die Wahrheit gesagt haben. Jedenfalls wurde in der Öffentlichkeit sehr schnell klar, dass die beiden angeblichen Freunde sich offensichtlich nichts mehr zu sagen hatten und sich gegenseitig der Unwahrheit beschuldigten. Wie auch immer, Suthep verschwand dann aus der Öffentlichkeit und verbrachte die nächste Zeit in einem Kloster als Mönch.  

Letzte Woche tauchte dann Suthep erneut aus der Versenkung auf, nachdem Premierminister Prayuth den Vorschlag gemacht hatte, dass er alle politischen Parteien und Gruppen, die an den Konflikten in den letzten zehn Jahren beteiligt waren, auffordern werde, ihren Streit endlich beizulegen und eine Einheitsvereinbarung der Regierung zu unterzeichnen.

Der ehemalige Protestführer Suthep Thaugsuban, der jetzt der Vorsitzende der Muan Maha Prachachon für die Reform Stiftung ist, war einer der ersten, der auf die Ankündigung von Prayuth reagierte.

Dabei erklärte er ganz offen seinem ehemaligen Freund, dass weder er noch seine Kollegen eine Einheitsvereinbarung unterzeichnen, die von der Regierung initiiert wurde.

„Nein“, war seine klare Antwort zu diesem Thema. „Ich werde eine solche Einheitsvereinbarung auf keinen Fall unterzeichnen“, betonte er.

 

  • Quelle: Bangkok Post, The Nation