Nach dem Entfernen der Garküchen gleicht Thong Lor einer Geisterstadt

Nach dem Entfernen der Garküchen gleicht Thong Lor einer Geisterstadt

Bangkok. Seit Montag dieser Woche gilt in Bangkok ein neues Gesetz für die Betreiber von Garküchen und Thong Lor ist eine der Straßen, die davon betroffen ist. Demnach dürfen sie ihre Essensstände sowie ihre kleinen Tische und Stühle nicht mehr auf den Bürgersteigen der Hauptstraßen aufbauen und dort ihre Waren und Lebensmittel anbieten.

Trotz zahlreicher Beschwerden der Kunden, die sich hier täglich vor, während und nach der Arbeit mit ihrem lebensnotwendigen Essen versorgen müssen, hat die Bangkoker Stadtverwaltung (BMA) laut ihren eigenen Angaben auch auf die vielen Anwohner gehört, die sich täglich auf ihrem Weg zur Arbeit durch die überfüllten Bürgersteige kämpfen müssen und dadurch sehr oft gezwungen sind, den Verkaufsständen und Garküchen auf den Bürgersteigen auszuweichen und ihren Weg zur Arbeit zu Fuß auf der gefährlichen Straße fortzusetzen müssen.

Reporter von Coconut Bangkok haben sich deswegen am Abend auf den Weg gemacht um zu sehen, ob diese neue Anordnung von den Straßenhändlern und Garküchen Betreibern auch tatsächlich eingehalten werden.

Die Reporter von Coconut Bangkok sind zunächst davon ausgegangen, dass zumindest einige hartnäckige Betreiber sich nicht an die Aufforderung der BMA halten und trotzdem versuchen, ihren Standort zu verteidigen. Schließlich sind viele von ihnen Mobil und können beim Auftauchen der Polizei mit ihrem Karren weiter ziehen.

Aber, die Reporter mussten zugeben, dass sie sich geirrt hatten. Die Straßen rund um Thong Lor (Sukhumvit Soi 55) waren leer und Verlassen und nicht ein einziger Garküchen Betreiber war auf der Straße zu sehen. Im Vergleich zu letzter Woche sieht Bangkok aus wie eine Geisterstadt, berichten die Reporter vor Ort.

Die Straßen und Bürgersteige der Hauptstadt, die sonst in der Regel von den Lebensmittel Ständen verstopft und überfüllt sind, waren so leer, dass man auf den Bürgersteigen genügend Platz hatte und nicht mehr auf die gefährliche Straße ausweichen musste.

Die meisten Leute, die von den Reporten befragt wurden schienen sich noch gar nicht bewusst zu sein, dass das neue Gesetz bereits in Kraft getreten war und wunderten sich nur, warum die Straßen und Bürgersteige auf einmal so geisterhaft leer waren.

Viele von ihnen sagten auf Nachfrage der Reporter: „Oh nein! Es gibt kein neues Gesetz. Es ist Montag, da ist es ganz normal dass die Garküchen einfach geschlossen haben“. Als sie von den Reportern darauf hingewiesen wurden, dass an dieser Tag nicht Montag ist, sahen sie verwirrt aus und zuckten zum Teil nur mit den Achseln.

Andere sagten, dass die Verkäufer einfach noch in Urlaub sind und einfach ihren freien Tag verlängern, da sich der Dienstag nach einem langen Wochenende immer wie ein Montag anfühlen würde. Die Reporter waren über die Aussagen der Bürger erstaunt und konnten ihnen nur berichten, dass heute eben kein Montag ist und die Straßen und Bürgersteige am jetzt jeden Tag wie Montag aussehen.

Außerdem, so erklärten sie den erstaunten Fußgängern, wäre es schon sehr merkwürdig, dass sich auf einmal alle Straßenverkäufer abgesprochen und ihren freien Tag einfach verlängert hätten.

Pipe, ein Student im dritten Jahr, der in Nana lebt, besucht sehr oft Thong Lor. Er war die erste Person, die vollkommen überrascht war als er feststellen musste, dass weit und breit kein einziger Essensstand zu sehen war. Auch er dachte zunächst, dass es vielleicht doch Montag sei.

Als er von den Verkäufern darauf hingewiesen wurde, sagte er, dass er die Garküchen etwa vier bis fünf Mal pro Woche besucht und hier seine Nahrung zu sich nimmt. Er war ziemlich unglücklich darüber, dass damit jetzt auf einmal Schluss sein soll.

„Ich denke, dass diese Anordnung der Stadtverwaltung BMA nicht angebracht ist. Die Garküchen auf den Straßen sind ein Teil von Thailands Kultur und sollten uns erhalten bleiben. Wenn sie mich fragen, ob dieses Gesetz richtig oder falsch ist kann ich nicht sagen, dass es falsch ist. Ich denke, dass dieses Gesetz von der Gegend und von der Straße abhängen sollte“, fügte er hinzu.

Eine junge Frau namens Mook, die als Barista in einem Kaffee Club in Thong Lor arbeitet hatte ebenfalls noch nichts von dem neuen Gesetz gehört. Sie dachte ebenso wie viele andere Leute auf der Straße, dass die Garküchen Betreiber einfach nur ihren Songkran Urlaub verlängert hätten und später wieder zurück in die Hauptstadt kommen.

Seino, ein Japaner der bereits seit 20 Jahren in Thong Lor lebt, war einer der wenigen Menschen, der verwundert auf der leeren Straße entlanglief, die sonst von den Garküchen und Lebensmittelverkäufern überfüllt sind. Er sagte, dass er selten in der Nacht unterwegs ist, um etwas zu essen. Als er von den Reportern auf das neue Gesetz angesprochen wurde blieb er hartnäckig und sagte, dass es ein solches Gesetz nicht gebe.

Er erklärte den Reportern: „Kommen sie am Wochenende wieder und dann werden sie schon selber sehen, dass alle Lebensmittelverkäufer zurückkommen und die Straßen wieder genau so wie früher aussehen werden“.

Ein italienischer Expat, der bereits seit sieben Jahren in Thong Lor lebt sagte: „Ich wohne schon sehr lange hier und habe in dieser Zeit in dieser Straße schon sehr viele Änderungen kommen und gehen sehen. Als wir hier noch keine internationale Ketten und Restaurants hatten, waren die Lebensmittelstände der einzige Ort, wo du nach Feierabend günstig etwas essen oder deine Freunde mal zu einem Bier einladen konntest“.

„Jetzt sieht es anders aus und wir müssen in einem Restaurant essen gehen konntest. Die Preise sind dabei an vielen Orten so hoch wie bei uns in Europa, wenn nicht sogar zum Teil noch höher. Aber meine Sorge gilt nicht den Expats sondern eher den Einheimischen Arbeiten und Freunden aus der Nachbarschaft. Sie können die Preise in einem Restaurant nicht bezahlen. Wo sollen sie jetzt essen gehen“?

Außerdem, so sagte er weiter, können die Anwohner nicht jeden Tag zu 7-Eleven oder einem der anderen Anbieter gehen, um dort etwas zu essen. „So verrückt es sich auch anhören mag“, sagte er, „aber viele dieser Straßenküchen verkaufen ein gesundes und ausgewogenes Essen, das sich zudem fast jeder ärmere Bürger leisten kann, der nicht genügend Geld für ein Restaurant hat. Ich weiß dass deshalb so genau, wie ich mich selber von den Garküchen ernährt habe, als es mit finanziell noch nicht so gut ging. Die Straßenküchen haben mich gerettet, als ich mein tägliches Budget im Auge behalten musste“, fügte er hinzu.

„Was mich dabei am meisten erschreckt ist, dass die Straße mit nur großen und luxuriösen Hotels enden wird und niemand weiß, was dann aus den Einheimischen wird, die jetzt hier wohnen“.

 

  • Quelle: Coconuts Bangkok