Aktivisten verhaftet als er Prayuth eine Petition übergeben will

Aktivisten verhaftet als er Prayuth eine Petition übergeben will

Bangkok. Offensichtlich geht die Junta auch drei Jahre nach dem Putsch im Mai 2014 noch immer aggressiv gegen jeden Aktivisten vor, der seine freie Meinung äußern möchte. Zumindest deuten die Details darauf hin, berichtet die Khao Sod, wenn es darum geht, einen festen Deckel auf die Meinung der Dissidenten zu legen.

Der erste der beiden Fälle. Die am Dienstag bekannt wurden betrifft den politischen Aktivist Ekachai Hongkanwan. Herr Hongkanwan wurde am Dienstag von vier in Zivil gekleideten Sicherheitsoffizieren vor dem Regierungshaus am helllichten Tag in ein unscheinbares Auto gezogen und abtransportiert. Herr Hongkanwan hatte zuvor erklärt, dass er nur eine Petition an den Junta-Führer Prayuth Chan-ocha übergeben möchte.

Ekachai Hongkanwan wollte in seiner Petition den Premierminister nur darum bitten, den Besitzer einer geheimnisvollen, royalistischen Plakette ausfindig zu machen, die früher in diesem Monat bei einer „Nacht und Nebel Aktion“ durch eine andere ersetzt wurde. Auf der ursprünglichen Plakette wurde an die Revolution von 1932 erinnert.

In dem von Ekachai unterzeichneten Brief, ein ehemaliger Lese Majeste Täter, der fast drei Jahre im Gefängnis gesessen hatte, forderte er Premierminister Prayuth auf, die neue Plakette zu entfernen, wenn innerhalb von sieben Tagen kein Besitzer gefunden wurde.

Gegen 9 Uhr warteten bereits ein dutzend darauf, dass Ekachai vor dem Regierungshaus ankam. Keiner von ihnen identifizierte sich, obwohl Ekachai sagte, er habe durch ihre Uniformen ableiten können, wer sie waren. Er schrie laut um Hilfe und wollte seiner Verhaftung widerstehen, als er von den Männern in ein weißes Auto gezwungen wurde.

„Sie zerrten an meinen Armen und drückten meinen Kopf nach unten, um mich in das Auto zu drängen“, sagte Ekachai einen Tag nach dem Vorfall am Mittwoch gegenüber der Presse.

Herr Ekachai berichtet weiter, dass mindestens ein Dutzend Personen und auch Presseleute die filmten um ihn herum standen, aber niemand kam ihm zu Hilfe, als er von den Männern an Händen und Füßen gepackt und in das Auto gezerrt wurde. Dann erfuhr er, dass er zum 11. Armeekreis gebracht wird, wo man ihn zu einem „Gespräch eingeladen“ hatte.

„Die ganze Situation war für mich sehr beunruhigend“ sagte er weiter und beschrieb die Aktion als eine öffentliche Entführung am helllichten Tag. Im inneren des Fahrzeugs nahmen ihm die Männer als erstes sein Telefon ab, berichtet er weiter. Während der Fahrt sprachen die Männer nicht viel und überreichten ihm schließlich vor dem Eintreffen auf dem Militärgelände ein rosa Tuch, mit dem er sich selber die Augen verbinden sollte.

Nicht alle wurden so schlecht behandelt. Am selben Tag, nur wenige Stunden später, wurde der Rothemden-Aktivist Anurak Jeantawanich oder Ford Red Path von einem Militär Humvee in seinem Wohnsitz in der Provinz Samut Prakarn südöstlich von Bangkok abgeholt. Vor der Ankunft des gepanzerten Fahrzeugs, das von zwei uniformierten Soldaten angetrieben wurde, ging ein Anruf von Vertretern der Junta in der Provinz bei ihm ein bei dem ihm mitgeteilt wurde, dass der Chef ihn gerne für „Gespräche“ treffen würde.

Laut der thailändischen Presse war das Militär anscheinend von Anuraks Kommentaren auf seiner Facebook Seite nicht sehr begeistert. Anurak hat sich dort bereits mehrfach über die Vorgehensweise  der Junta und ihrem Führer General Prayuth lustig gemacht.

Rothemden Aktivist Anurak
Rothemden Aktivist Anurak

Anurak hat im Laufe der Jahre einige Berichte über „Treffen“ mit lokalen Junta-Repräsentanten im Netz veröffentlicht und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. In diesem Fall hatte er sogar während der Rückfahrt in dem gepanzerten Militär Humvee sein Handy gezückt und ein Selfie (Selbstportrait) gemacht, dass er ebenfalls später auf seiner Facebook Seite veröffentlichte.

Dem politischen Aktivist Ekachai Hongkanwan wurde bei einem sechsstündigen Verhör damit gedroht, dass er für sieben Tage nach Artikel 44, ohne Kontakt zur Außenwelt verhaftet werden könnte. Ekachai wurde aufgefordert, ein „Memorandum of Understanding oder MoU“ zu unterzeichnen, bevor er am späten Dienstagnachmittag wieder freigelassen wurde.

In der „Vereinbarung“ musste er sich verpflichten, sich nicht in eine künftige politische Tätigkeit einzulassen und vor einer Reise ins Ausland beim Nationalen Rat für Frieden und Ordnung (NCPO) um Erlaubnis zu bitten. Wenn Ekachai in Zukunft gegen diese Vertragsbedingungen verstößt, wird er strafrechtlich verfolgt werden, sagte er gegenüber der Presse.

„Ich habe nicht nach einer Kopie des MoU gefragt. Ich glaube, sie würden mir sowieso keine geben“, sagte Ekachai nach seiner Freilassung. Der 42-jährige Mann, der jetzt arbeitet. um politische Gefangene zu unterstützen, fragte die Offiziere, was passieren würde, wenn er in der Zukunft doch an politischen Aktivitäten teilnehmen würde.

„Tu es einfach still und leise. Aber wenn du gefangen wirst, werden wir dich wieder hierher zurückbringen“, sagte ein Offizier. Dabei erklärten sie ihm auch, dass sie sich mit Fragen der Monarchie auseinandersetzen.

Ekachai sagte weiter, dass sich keiner der Offiziere ihm jemals offiziell vorgestellt habe. Nach einer Beratung mit seinem Menschenrechtsanwalt am Mittwoch wurde Ekachai aufgefordert, eine Polizei-Beschwerde einzureichen. Er wäre durch die Unterzeichnung des MoU getäuscht worden, da in der „Vereinbarung“ nicht angeben wurde, welche Strafe ihn erwartet, falls er gegen die Bedingungen verstößt.

„Mein Anwalt sagte mir, dass ich laut dem NCPO-Befehl 44/2014 ein Maximum von zwei Jahren Haftstrafe zu erwarten habe, wenn ich die Bedingungen verletze. Aber ich selber hatte keine Ahnung, was ich da unterschrieben habe, betonte er.

Ekachai sagte weiter: „Der Anwalt hat mir gesagt, ich solle bei der Polizei Bericht erstatten, da ich getäuscht wurde.

Vor der Unterzeichnung erinnerte sich Ekachai daran, dass er von einem offiziellen Polizisten dazu aufgefordert wurde, Thailand zu verlassen, wenn er nicht damit zufrieden sei, was in dem Königreich passiert.

„Die thailändische Gesellschaft hat diesen Rahmen und die Bürger müssen damit leben. Es ist, wie es ist „, sagte Ekachai und versuchte sich dabei an den genauen Wortlaut der Polizei so genau wie möglich zu erinnern. „Wenn du nicht zufrieden bist, solltest du im Ausland leben!“

Für Anurak schien der Deal mit den Soldaten, die ihn zu den „freundlichen Gesprächen eingeladen hatten einfacher zu sein. Auf der Fahrt zum Provinz Büro der Junta wurde er darum gebeten, einen Kommentar auf Facebook zu löschen.

In dem Post hatte sich Anurak über die Menschen lustig gemacht, die unter der angeblichen wirtschaftlichen Härte unter Prayuth leiden. Die Männer hätten ihm erklärt, dass dieser Kommentar zu hart sei.

„Sie wollen nicht, dass die Gesellschaft darüber Bescheid weiß“, sagte Anurak und fügte hinzu, dass es nur ihr Gefühl der Unsicherheit widerspiegele.

Er musste sich schließlich widerwillig dazu verpflichten , den Kommentar zu löschen. Allerdings konnten vorher noch zahlreiche Nutzer ein Bildschirmfoto von dem Kommentar machen und ihn in den sozialen Netzwerken teilen.

Später am Mittwoch schrieb Ekachai auf Facebook einen neuen Kommentar und sagte, dass Thailand zunehmend der von George Orwell in seinem Roman 1984 beschriebenen Gesellschaft ähnelt.

 

  • Quelle: Khao Sod