Thailand rutscht mit seiner Wirtschaft immer weiter hinter seinen Nachbarn ab

Thailand rutscht mit seiner Wirtschaft immer weiter hinter seinen Nachbarn ab

Bangkok. Nachdem wieder einmal die Provinzen im Norden und Nordosten von einem schweren Hochwasser getroffen wurden, erlebt die Wirtschaft ein mittlerweile siebenmonatiges Tief. Seitdem das Land seit mehr als drei Jahren von der Militär Junta regiert wird, kämpft die Regierung Prayuth noch immer an der wirtschaftlichen Front um Popularität, während die längerfristigen strukturellen Fragen des Landes weiter ungelöst bleiben.

Der thailändische Handelskammer-Verbrauchers-Vertrauens-Index fiel im Juli weiter auf 73,9 Punkte und zeigte damit ein mittlerweile deutliches siebenmonatiges Tief an. Schuld an dem Tief im Juli sind aber auch die schweren Überschwemmungen im Norden und Nordosten des Landes, die von dem Hochwasser schwer getroffen wurden.

Der Juli-Index fiel für den dritten Monat in Folge aufgrund der schwachen Agrarpreise, vor allem für Reis, Tapioka, Gummi, Mais und Ananas, was zu weniger Kaufkraft für ein riesiges Segment der Provinz Bevölkerung führte.

Vor dem Hintergrund einer relativ schwachen makroökonomischen Erholung äußern die Konsumenten auch in den verbleibenden Monaten dieses Jahres ihre Sorgen um ihr Wohlbefinden. Dazu tragen die weiterhin gestiegenen oder stabilen Lebenshaltungskosten bei, während die Einkommen weiter fallen.

Das BIP des Landes wird voraussichtlich in diesem Jahr um 3 bis 3,5 Prozent wachsen, was auf eine relativ schwache Erholung im Vergleich zu den anderen südostasiatischen Ländern hindeutet. In der Tat ist Thailand hinter den meisten seiner Nachbarn in Bezug auf die Wirtschaftswachstumsraten in den letzten zehn Jahren zurückgeblieben.

Banyong Pongpanich, der Vorstandsvorsitzender der Kiatnakin Bank, malte ein düsteres Bild auf einem jüngsten Seminar der Chulalongkorn-Universität über die Wirtschaftsaussichten des Landes.

Aufgrund des längeren Zeitraums mit relativ niedrigen Wachstumsraten wird das BIP in Thailand in den nächsten Jahren wahrscheinlich sogar schon von Malaysia übertroffen. Derzeit beträgt das thailändische BIP etwa 400 Milliarden US-Dollar und ist damit die zweitgrößte Volkswirtschaft dieser Region nach Indonesien. Die Zahl ist weit höher als Malaysias 296 Milliarden US-Dollar, aber die jährliche Wachstumsrate des Landes ist mittlerweile höher als die von Thailand.

Das BIP der Philippinen hat im Jahr 2016 einen Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar erreicht. Damit haben auch die Philippinen eine höheren BIP Rate als Thailand, so dass es uns ebenfalls schon dicht auf den Fersen ist.

Zu guter Letzt kommt Vietnam, dessen BIP im Jahr 2016 etwa 200 Milliarden US-Dollar wert war, eine weitere wachstumsstarke Wirtschaft in Südostasien.

Von 2000 bis 2016 wuchs die vietnamesische Wirtschaft um durchschnittlich 6,19 Prozent, so dass das vietnamesische BIP in den nächsten Jahren auch das von Thailand übertreffen kann, wenn wir weiter in einer wachstumsstarken Wirtschaft hinterher hinken.

Tatsächlich ist Thailand im vergangenen Jahrzehnt mit einer durchschnittlichen Zunahme von 4,8 Prozent im Durchschnitt aller ASEAN-Volkswirtschaften gewachsen, was aber vor allem auf strukturelle und Einkommens-Ungleichheiten sowie auf ein ungünstiges politisches Klima zurückzuführen ist.

Die strukturellen Herausforderungen des Landes sind sowohl wirtschaftlich als auch pädagogisch, was zu einer Unfähigkeit führt, über die 3 bis 3,5-prozentige Reichweite in den letzten zehn Jahren hinauszugehen. Insgesamt sind wirksame wirtschafts- und pädagogische Reformen entscheidend für die längerfristige Wettbewerbsfähigkeit des Königreichs, doch die für die Reform geforderten Aufgaben sind erschreckend und zeitaufwändig.

Darüber hinaus steht Thailand vor einer zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit aufgrund der ungleichen Verteilung der wirtschaftlichen Vorteile. Dies belegt die Tatsache, dass die an der Börse von Thailand notierten Unternehmen im vergangenen Jahr einen enormen Anstieg um 31 Prozent im kombinierten Ergebnis verzeichneten

Dagegen können die mittel- und einkommensschwachen Personen nur mit einem spärlichen Anstieg bzw. mit gar keinem Wachstum rechnen.

Mit anderen Worten, die Aktionäre der thailändischen Unternehmen, deren kombiniertes Ergebnis 25 Prozent des thailändischen BIP ausmachten, erhielten einen überdimensionierten Anteil an wirtschaftlichen Gewinnen, obwohl die gesamte Volkswirtschaft mit nur 3,5 Prozent anstieg.

Dieser Trend ist nicht nachhaltig und kann nur durch effektive strukturelle Reformen korrigiert werden, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und die inländische Ungleichheit reduzieren.

 

  • Quelle: Thai Visa, The Nation