Welttierschutzgesellschaft besorgt über Reaktionen auf Beißvorfall am Strand von Ao Nang

Stellungnahme der Welttierschutzgesellschaft zu einem Vorfall in Ao Nang

Ao Nang. Die Welttierschutzgesellschaft ist besorgt über die Reaktionen auf einen Beißvorfall auf einen 5-jährigen Jungen aus Finnland am Strand von Ao Nang. Nachfolgend lesen sie eine Stellungnahme der Welttierschutzgesellschaft zu einem Vorfall in Ao Nang, der ja in der Region und darüber hinaus kürzlich für viel Aufregung gesorgt hat.

Der Fall eines 5-jährigen Jungen aus Finnland, der im Februar in Thailand am Strand von Ao Nang von Hunden gebissen wurde, hat für nationale Schlagzeilen gesorgt. Auf Veranlassung der Provinzregierung wurden Streunerhunde, die sich regelmäßig im Bereich des Strandes aufhielten, eingefangen und in diverse Tierheime gebracht.

Die Welttierschutzgesellschaft ( WTG ) mit Sitz in Berlin, die sich gemeinsam mit ihrem lokalen Partner Lanta Animal Welfare ( LAW ) in Ao Nang und weiteren Orten Krabis für die verstärkte Impfung und Kastration von Hunden und Katzen engagiert, ist besorgt über die Reaktionen auf den Beißvorfall. Denn das bloße Entfernen der Hunde, wie es nun praktiziert wurde, begegnet allein den Symptomen einer Überpopulation, ohne Ursachen wie schlechtes Müllmanagement oder eine geringe Kastrationsquote in Angriff zu nehmen.

Eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) bestätigt, dass es keine Belege dafür gibt, dass das Entfernen von Hunden eine nachhaltige Wirkung auf die lokale Streunerdichte hat. „ Wird auf einen Schlag eine große Zahl an Hunden aus einem Gebiet entfernt, ist zu erwarten, dass das Territorium schnell von neuen Hunden besetzt wird “, sagt Tierärztin Daniela Schrudde, fachliche Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft. „ In Orten wie Ao Nang ist diese Entwicklung besonders wahrscheinlich, denn im angrenzenden Dschungel leben weitere Hundepopulationen, deren Nachwuchs regelmäßig neue Reviere sucht “.

Als weitere negative Konsequenz gefährdet das Einfangen der Streuner bisher erzielte Fortschritte bei der Kontrolle der lokalen Population. Nach Beobachtungen aus Ao Nang waren unter den eingefangenen Hunden zahlreiche bereits geimpfte und kastrierte Tiere. Wenn stattdessen Hunde aus benachbarten Gebieten einwandern, in denen bisher seltener geimpft und kastriert wurde, wird der Erfolg des langfristig angelegten Populationsmanagements gefährdet. Außerdem kann sich die Gefahr einer Verbreitung des tödlichen Tollwutvirus erhöhen.

Zudem könnte das Risiko, in Ao Nang von Hunden gebissen zu werden, durch das jetzige Vorgehen sogar eher steigen. Denn Erfahrungen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass eine hohe Kastrationsquote die Zahl der Bissvorfälle senkt. Gründe sind die insgesamt kleineren Hundepopulationen in Folge von Kastrationsprogrammen sowie die geringere Zahl von Hündinnen mit Nachwuchs, die ihre Welpen gegenüber Menschen teils aggressiv verteidigen.

Die Welttierschutzgesellschaft weist darauf hin, dass beim Umgang mit Hundepopulationen auch die lokale Bevölkerung und in Ao Nang insbesondere Touristen eine wichtige Rolle spielen. Denn wie viele Hunde es vor Ort gibt, hängt neben der Kastrationsquote maßgeblich von der verfügbaren Nahrung ab. „ Müll auf den Straßen, Essensreste rund um die Resorts sowie die gezielte Fütterung einzelner Tiere führen dazu, dass sich größere Populationen halten und mehr Welpen geboren werden “, sagt Frau Schrudde. Es sei wichtig, auf diese Zusammenhänge künftig stärker hinzuweisen. Zudem empfiehlt sie, direkten Kontakt zu den Tieren zu vermeiden, da bei Streunern meist nichts über deren Vorgeschichte, z.B. Misshandlungen durch Menschen, bekannt ist.

Hintergrund:

Seit 2017 hat LANTA Animal Welfare in Ao Nang durch Unterstützung der Welttierschutzgesellschaft vier mobile Kliniken durchgeführt, in deren Rahmen bereits etwa ein Viertel der geschätzten lokalen Hundepopulation geimpft und kastriert wurde. Diese Einsätze wurden jeweils von den lokalen Behörden mit großem Einsatz unterstützt.

 

Weitere Informationen unter:

https://welttierschutz.org/projekte/streuner/tierklinik-in-thailand/