Trotz Monsunzeit nimmt der Wasserstand des Mekong weiter ab

Trotz Monsunzeit nimmt der Wasserstand des Mekong weiter ab

Bangkok. Zu dieser Jahreszeit sollte der Mekong mit dem Monsunregen eigentlich stetig ansteigen und den Fischern eine Menge fetter Fische bringen. In Wirklichkeit sieht es allerdings ganz anders aus. Stattdessen ist das Flusswasser des Mekong in Thailand noch weiter gefallen. Lokale Fischer berichten, dass sich kaum noch jemand daran erinnern kann, dass der Pegel des Mekong so tief gesunken war. Dazu kommt, dass die paar Fische, die jetzt noch im Mekong zu finden sind, winzig klein sind.

Wissenschaftler und die Menschen, die entlang des Flusses leben, befürchten, dass die Auswirkungen der schlimmsten Dürre seit Jahren durch die vorgelagerten Dämme sogar noch weiter verstärkt werden. Sie haben Angst, dass mittlerweile die Aussicht auf einen irreversiblen Wandel auf dem Fluss besteht, der schon bald nicht mehr aufgehalten werden kann. Dabei sind die Regionen rund um den Mekong eines der wichtigsten Reisanbaugebiete in Südostasien.

Ein chinesisches Versprechen, mehr Dammwasser freizusetzen, um die Krise zu lindern, hat nur noch mehr Bedenken aufgeworfen, inwieweit die natürlichen Kreisläufe des Flusses – und die Gemeinden, die seit Generationen darauf angewiesen sind und hier ihren Lebensunterhalt verdienen – für immer gestört wurden.

“ Jetzt hat China die vollständige Kontrolle über das Wasser des Mekong „, sagte Premrudee Deoruong von „ Laos Dam Investment Monitor „ , einem Umweltkonzern.

“ Von nun an geht es darum, dass das Wasser von den Dammbauern kontrolliert wird „, fügte er weiter hinzu.

In der nordöstlichen thailändischen Provinz Nakhon Phanom, wo der jetzt träge Fluss die Grenze zu Laos bildet, fiel die gemessene Tiefe des Mekong diese Woche unter 1,5 Meter. Die durchschnittliche Tiefe beträgt dort zur gleichen Jahreszeit normalerweise rund acht Meter.

“ Was ich in diesem Jahr gesehen habe, ist bisher noch nie passiert „, sagte Sun Prompakdee, der seit fast 60 Jahren im Dorf Ban Nong Chan fischt. “ Jetzt bekommen wir nur noch kleine Fische, es gibt einfach keine großen Fische mehr, wenn das Wasser so niedrig ist wie jetzt „.

Der Einbruch des Wasserspiegels ist zum Teil auch auf die Trockenheit zurückzuführen – mit Niederschlägen in den letzten 60 Tagen, die mehr als 40 Prozent unter dem für diese Jahreszeit sonst üblichen Wert liegen.

Es liegt aber natürlich auch daran, dass die Staudämme das Wasser genau dann abschneiden, wenn es in den tiefer liegenden Gebieten am dringendsten gebraucht wurde. Die Betreiber von Chinas Wasserkraftwerk Jinghong sagten Anfang Juli, es sei mehr als die Hälfte der Durchflussrate für die sogenannte “ Netzwartung “ auf dem Lancang Fluss in China.

 

 

Am 15. Juli 2019 begann der neue Xayaburi Damm in Laos, der von einem thailändischen Unternehmen in Laos gebaut wurde, um Thailand mit Strom zu versorgen, mit seinen Testläufen.

Der Forscher Brian Eyler, Autor von “ Letzten Tage des Mächtigen Mekong “ sagte: „ Dies ist ein weiterer Hinweis auf die Schwierigkeiten, solche Megaprojekte in einem System zu starten und zu betreiben, das in seiner Saison ohnehin schon anfällig für wilde Schwankungen ist. Dazu kommt noch, dass sich die Testphase des Xayaburi Damm in einer Zeit abzeichnet, in der sich die Auswirkungen des Klimawandels zusätzlich noch negativ abzeichnen „.

Es ist genau die Art von Albtraum, die die nachgelagerten Länder – Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam – befürchten, in denen sich Millionen von Menschen seit Jahren auf einen Fluss stützen, aus dem schon die alten Königreiche der Region entstanden sind.

Angesichts der Wasserknappheit in den Städten und auf den Feldern hat Thailand seinen Landwirten geraten, den Anbau von noch mehr Reis in der Region einzustellen.

Das thailändische Außenministerium sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, es habe den chinesischen Botschafter eingeladen, um zusammen mit ihm “ über die Wege zur Lösung der Mekong Krise in Bezug auf den Klimawandel und die Dürre zu diskutieren „.

Die chinesische Botschaft antwortete allerdings erst gar nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Treffen oder dem Wassermangel.

Nur zwei Wochen vor dem Beginn der Krise veröffentlichte die Botschaft noch eine Erklärung, in der sie Chinas Fürsorge für einen Fluss versprach, der “ eine natürliche Bindung der gegenseitigen Unterstützung verkörpert „.

In Peking sagte die chinesische Außenministerin Hua Chunying: “ Ich weiß, dass China in Bezug auf die Zusammenarbeit am Mekong in engem Kontakt mit den Ländern der „ Greater Mekong Subregion „ gestanden hat „. Laut ihren Angaben soll Thailand Laos sogar darum gebeten haben, den Xayaburi Damm zu öffnen.

Sowohl China als auch Laos hatten vorab vereinbart, Wasser freizugeben, um den unmittelbaren Wassermangel in den betroffenen Gebieten zu beheben, teilte das thailändische Außenministerium mit. Seitdem ist der Wasserstand in Nakhon Phanom wieder etwas gestiegen.

Umweltschützer sagen allerdings, dass der plötzliche Wassermangel ein Warnsignal für die Zukunft des Mekong und seiner Flora und Fauna sei. Dazu gehört auch der mittlerweile vom Aussterben bedrohte Riesenwels, der normalerweise im Mekong vorkommt.

Chinas 11 Mekong Staudämme mit einer Leistung von mehr als 21.300 MW stellen die seiner Nachbarn bei weitem in den Schatten.

 

 

Weitere 8 Staudämme für das Einzugsgebiet – den Hauptfluss und seine Nebenflüsse – könnten laut dem in Washington ansässigen Stimson Center eine weitere Kapazität von fast 6.000 MW schaffen.

Die Staudämme in Laos sind dagegen viel kleiner und die derzeitigen 64 erzeugen weniger als 5.700 MW. Allerdings werden noch weitere 63 gebaut und es werden sogar noch mehr Vorschläge unterbreitet, mehr als 300 weitere Staudämme hinzuzufügen. Damit soll dann die Stromkapazität von seinem Teil des Mekong Beckens die von China sogar noch übertreffen.

“ Es nutzt den Fluss nur für eine Nutzung – die Wasserkraft – und die anderen Nutzer werden dabei einfach ausgegrenzt“, sagte Pianporn Deetes von der International Rivers Group.

Die Tatsache, dass China sagte, die Dämme könnten dazu beitragen, den Wasserstand im Mekong zu regulieren – und damit mehr Wasser in der Trockenzeit bereitzustellen und es im Monsun zu speichern -, sei selbst schon besorgniserregend.

Das Leben des Flusses hat sich an die Monsunfluten angepasst, die Schlick bringen und die Migration von Fischen ermöglichen. Aber auch in der Trockenzeit, werden die „ Trockengebiete „ und das Land von den Vögeln genutzt, um dort zu brüten, sagte Herr Pianporn von der International Rivers Group.

Der Versuch, den Flussverlauf durch geplante Freisetzungen von Dämmen zu steuern, kann zu unvorhersehbaren Schwankungen führen, die die Boote der Fischer oder das Vieh, das am Ufer weidet, plötzlich wegspülen.

Die Fischer von Nakhon Phanom haben bereits damit begonnen, kleinere Maschennetze und feinere Schnüre zu verwenden, da die Fische jetzt wesentlich kleiner als bisher sind. Sie gehen seltener zum Fischfang auf den Mekong und verdienen dadurch natürlich auch viel weniger Geld.

“ Ich wünschte, das saisonale Muster würde zurückkehren, damit die Fische wieder wie bisher ihre Eier legen können, wie sie es auch schon früher getan haben „, sagte der 47-jährige Fischer Chai Haikamsri. “ Ich wünschte, die Dämme würden das Leben und den Wasserverlauf des Mekong nicht mehr stören „, fügte er weiter hinzu.

Seit dem Beginn der Testphase des Xayaburi Staudamms am 15. Juli ist der Wasserstand des Mekong dramatisch gesunken. Experten warnen davor, dass die riesigen Staudämme, die entlang des Mekong die Wassermassen kontrollieren sollen, nicht nur die Ökosysteme des Mekong zerstören, sondern gleichzeitig auch den Millionen von Menschen, die vom Mekong Fluss abhängig sind, dauerhaften Schaden zufügen.

 

 

Mitte Juli schlugen die Experten bereits Alarm und warnten davor, dass das Wasser in den vier großen Staudämmen des Landes nur noch für die nächsten 40 Tage reichen wird. Dafür spricht auch die Tatsache, dass alleine in der letzten Woche der Pegel des Mekong an der Grenze zwischen Laos und Thailand im Nordosten mit alarmierender Geschwindigkeit abgenommen hat.

Der Grund dafür ist laut den Experten, dass der chinesische Jinghong Damm seine Einleitungen in den Mekong verringerte und der Xayaburi Wasserkraftdamm in Laos den Probebetrieb aufgenommen hat.

Trotz aller deutlich sichtbaren Warnsignale haben die Vertreter der laotischen Regierung und der Bauherr des Xayaburi – Staudamms in einer Pressekonferenz die Vorwürfe von zahlreichen Kritikern und Politikern zurückgewiesen, dass die Wasserretention am Damm – durch den Probebetrieb von Stromerzeugern – einer der Gründe dafür ist, dass sich der Wasserspiegel im Mekong in den Abschnitten unterhalb des Staudamms so stark abgesenkt hat.

 

  • Quelle: The Nation Thailand, Nachrichten Agentur Reuters