Thailands Einwohner verlieren immer mehr Land an Hotels und Nationalparks

Thailands Einwohner verlieren immer mehr Land an Hotels und Nationalparks

Bangkok. Am Freitag (27. September) warnten Menschenrechtsgruppen davor, dass Thailands Einwohner immer mehr Land an Hotels, Resort Betreiber und Nationalparks verlieren. Ein Grund dafür ist der ungebremste Tourismusboom, der die Einwohner immer mehr an den Rand gedrängt hat.

Bangkok war im letzten Jahr 2018 zum vierten Mal die meistbesuchte Stadt der Welt. Laut Mastercard zählten sie fast 23 Millionen Besucher in der Hauptstadt Thailands. Viele Touristen besuchen neben Bangkok aber auch noch die schönen Sandstrände Thailands im Süden und die Nationalparks im Norden.

Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Land für Hotels und andere Tourismuseinrichtungen zielen die Behörden immer öfter auf einheimisches Land ab, sagte Emilie Pradichit, die Direktorin der Menschenrechtsgruppe Manushya Foundation, die diese Woche einen Bericht über die Rechte der thailändischen Ureinwohner veröffentlichte.

„Die Indigenen Völker haben keine rechtliche Anerkennung ihrer kollektiven und individuellen Land- und Ressourcenrechte, so dass sie häufig den Zwangsräumungen ausgesetzt sind“, sagte sie.

„Die Behörden versprechen ihnen zwar im Ausgleich Arbeitsplätze in der Tourismusbranche, aber diese gleichen den Verlust ihres Landes bei weitem nicht mehr aus“, sagte sie.

Frau Emilie Pradichit wollte zu ihrem Bericht auch die thailändische Tourismusbehörde befragen. Laut ihren Angaben war die thailändische Tourismusbehörde aber nicht dazu bereit, ihre Anfrage zu beantworten. Kein Kommentar – lautete die Antwort.

In Thailand leben etwa 6 Millionen Ureinwohner, was über 9 % der Bevölkerung des Landes entspricht, sagt Frau Pradichit.

Im Laufe der letzten Jahre wurden große Landstriche im ganzen Land als Waldreservate und als Nationalparks ausgewiesen. Dadurch wurden viele Gemeinden um ihre landesüblichen Rechte gebracht und mehr oder weniger um ihr Land beraubt, sagte Frau Pradichit.

In der Zwischenzeit wurden Hunderte von Ureinwohnern wegen Missbrauchs angeklagt und im Rahmen der Waldgewinnungsverordnung von 2014 von ihrem ursprünglichen Land vertrieben, fügte sie hinzu.

Das Gesetz über Nationalparks zur Förderung des Naturschutzes sieht zusätzlich auch noch strenge Strafen für die einstiegen Waldbewohner vor.

Die Urak Lawoi Indianergemeinde in Phuket, einer der wichtigsten Tourismusdestinationen, hat jahrelang mit legalen Petitionen gegen die Räumungen geklagt und gekämpft.

„Wir möchten, dass unsere Kinder im Land unserer Vorfahren leben, aber wir haben keine Dokumente für dieses Land, sodass wir jederzeit wieder vertrieben werden können“, sagte Jitti Pramongkrit aus dem Dorf Sampum auf Phuket.

Eine 2010 im thailändischen Kabinett verabschiedete Resolution, die die Traditionen der Ureinwohner der Karen und der Chao Laien respektieren und ihnen den Zugang zu den Nationalparks ermöglichen sollten, wurde allerdings bis heute nicht umgesetzt, sagten Landrechtsaktivisten.

Im vergangenen Monat teilte der Umweltminister der Thomson Reuters Foundation (Stiftung) mit, dass die Regierung widersprüchliche Landansprüche in Nationalparks prüfen und eine Arbeitsgruppe zur Beilegung von Fällen der einheimischen Völker einrichten werde.

Weltweit besitzen indigene und lokale Gemeinschaften mehr als die Hälfte des Landes unter dem üblichen Recht. Laut der in Washington DC ansässigen Interessenvertretung Rights and Resources Initiative haben sie jedoch nur sichere gesetzliche Rechte von gerade einmal 10 %.

Palmölgüter in Indonesien und Ananasplantagen auf den Philippinen haben indigene Völker aus ihrem Land vertrieben, teilten Menschenrechtsgruppen ebenfalls in dieser Woche mit.

Sie sind auch Gewalt ausgesetzt: Laut der Interessenvertretung Protection International wurden in den letzten 20 Jahren mehr als 59 thailändische Land- und Umweltaktivisten getötet oder sind spurlos vom Erdboden verschwunden.

Anfang des Monats teilte die thailändische Polizei mit, ein Schädelfragment, das in einem versengten Ölfass in einem Reservoir gefunden wurde, gehöre Pholachi „Billy“ Rakchongcharoen, einem indigenen Landrechtsaktivisten der Karen, der bereits seit 2014 vermisst wurde.

Pholachi hatte im Kaeng Krachan Nationalpark gegen die Räumungen protestiert. Die Behörden wollten den Kaeng Krachan Nationalpark zum Weltkulturerbe erklären, um dadurch höhere Einnahmen zu erzielen und noch mehr Touristen anzulocken.

„Die Behörden sagen, wir können gute Jobs bekommen, aber sie wollen nur, dass wir uns für die Touristen verkleiden und für sie vor der Kamera posieren“, sagte Noraeri Tungmuangtong, Co-Vorsitzende des Indigenen Frauennetzwerks von Thailand.

„Wir gehören hierher, und die Regierung muss unsere Kultur und unser Recht auf Land respektieren“, sagte sie.

 

  • Quelle: Thomson Reuters Foundation, die gemeinnützige Organisation von Thomson Reuters, die sich mit humanitären Nachrichten, Frauen- und LGBT + -Rechten, Menschenhandel, Eigentumsrechten und Klimawandel befasst.