Angesichts des starken Baht wird Thailand die Regeln für Kapitalabflüsse vor Jahresende weiter lockern

Angesichts des starken Baht wird Thailand die Regeln für Kapitalabflüsse vor Jahresende weiter lockern

Bangkok. Angesichts des starken Baht, der in diesem Jahr Asiens beste Währung war, wird Thailand die Regeln für Kapitalabflüsse vor Jahresende weiter lockern, teilte der Gouverneur der thailändischen Zentralbank am Freitag (4. Oktober) mit.

Veerathai Santiprabhob der Gouverneur der thailändischen Zentralbank sagte am Freitag gegenüber Reuters in einem Interview, dass er die Geldpolitik derzeit für akkommodierend hält. Die Zentralbank ist jedoch dazu bereit ist, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Wir werden alle weiteren globalen Schocks im Auge behalten, sagte Herr Veerathai.

Das geldpolitische Komitee der Bank of Thailand (BOT) hielt letzte Woche nach einer Senkung der Leitzinsen im August die Leitzinsen stabil, stufte jedoch seine Wachstumsaussichten für 2019 angesichts der gestiegenen globalen Risiken und eines starken Baht weiter herab.

„Für die aktuellen Projektionen denke ich, dass der aktuelle Leitzins akkommodierend ist“, sagte Herr Veerathai.

„Wenn wir jedoch eine Verschlechterung der Wirtschaftstätigkeit sehen, die über unsere Prognosen hinausgeht, sind wir sofort dazu bereit, unsere Geldpolitik zu überprüfen“, sagte er.

„Wenn sich die weltwirtschaftliche Lage weiter verschlechtert, wäre dies einer der Hauptfaktoren. Ich denke sogar, das es der größte Faktor ist“, fügte er weiter hinzu.

Die Risiken für die finanzielle Stabilität seien nach wie vor ein Problem für den politischen Ausschuss, sagte er weiter.

„Wenn die Zinssätze lange Zeit niedrig waren, hat dies einen gewissen Einfluss auf die Hebelwirkung der gesamten Wirtschaft. Wir müssen uns auch dieser Auswirkungen auf die Finanzstabilität bewusst sein“.

Die hohe Verschuldung der privaten Haushalte – Ende Juni waren es 78,7 % des BIP – sei „nicht gesund“, sagte Veerathai und hoffte, dass sie sinken oder zumindest aufhören wird.

Die jüngsten staatlichen Anreizmaßnahmen seien dabei sehr hilfreich, und es würden weitere erwartet, sagte Veerathai. Er lehnte es ab, genaue Angaben zu machen, was er erwartete, sagte aber, es gehe nicht nur darum, Geld auszugeben.

Am 25. September hielt die Bank von Thailand (BOT) ihren Leitzins THCBIR = ECI unverändert bei 1,50 % – nur einen Viertelpunkt über dem Rekordtief.

Das für 2019 prognostizierte Wirtschaftswachstum wurde jedoch von 3,3 % auf 2,8 % gesenkt, was dem niedrigsten Stand seit 2014 entspricht, und es wurden auch noch weiter sinkende Exporte prognostiziert. Das Wachstum im letzten Jahr betrug dagegen noch 4,1 %.

Von April bis Juni 2019 wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft Südostasiens mit nur 2,3 %. Das ist das schwächste Wachstum seit fast fünf Jahren, fügte er weiter hinzu.

Die Zinssenkung hat die Stärke des Baht bisher allerdings nur wenig gebremst. Angesichts der geringen Inflation und des schwachen Wachstums erwarten einige Analysten daher im Laufe dieses Jahres noch weitere Zinssenkungen.

Die Zentralbank wird die Bewegung des Baht genau beobachten und ist bereit, Maßnahmen gegen weitere „unerwünschte Zuflüsse“ zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Bewegung des Baht nicht die Wirtschaft schädigt, sagte Herr Veerathai.

Noch vor Jahresende werde die Zentralbank eine stärkere Liberalisierung der Kapitalabflüsse für thailändische Investoren ankündigen, damit diese im Ausland investieren können, um das Gleichgewicht zwischen Zu- und Abflüssen zu verbessern, sagte Veerathai.

Dies werde eine „erhebliche Erhöhung“ der Obergrenzen bedeuten, die es Anlegern wie Investmentfonds ermöglichen, im Ausland zu investieren, während das Limit, das thailändischen Anlegern erlaubt, direkt in Übersee zu investieren, ebenfalls erhöht werde, sagte er.

Zusätzlich werden es noch weitere Maßnahmen geben, die es den Exporteuren ermöglichen, Devisen flexibler im Ausland zu halten, anstatt sie nach Thailand zurückzubringen, sagte Veerathai.

Der Baht ist in diesem Jahr (2019) die Währung mit der besten Wertentwicklung in Asien und legte gegenüber dem Dollar um fast 7 % zu, was die exportgetriebene Wirtschaft Thailands weiter unter Druck setzte.

Herr Veerathai sagte, er habe nicht erwartet, dass die Gesamtinflation negativ sein werde, und sie sollte nächstes Jahr wieder in den Zielbereich der Zentralbank von 1 bis 4 % zurückkehren.

Die Zentralbank werde zum Jahresende entscheiden, ob eine Obergrenze für die Schuldendienstquote festgelegt werden müsse, sagte er.

 

  • Quelle: Thai Visa, Nachrichten Agentur Reuters