BANGKOK. In einer provokanten Erklärung hat der thailändische Sicherheits- und Außenpolitikexperte Dr. Panitan Wattanayagorn eine dringende Frage an die thailändische Regierungsführung gestellt: Ist ihnen bewusst, dass sich Thailand möglicherweise im Kriegszustand mit Kambodscha befindet?
Dr. Panitan machte seine Gedanken in einem Facebook-Post öffentlich und forderte die Verantwortlichen auf, den Ernst der Lage anzuerkennen. Er argumentierte, dass die Anerkennung dieses Zustands den Weg zum Frieden ebnen könne, da Krieg und Frieden grundsätzlich miteinander verbunden seien.
Der Begriff des „totalen Krieges“, wie ihn Professor Mara Karlin von der Johns Hopkins University konzipierte, stand im Mittelpunkt von Dr. Panitans Botschaft. Laut Karlin begann der Übergang zu einem umfassenden Konflikt mit der russischen Invasion der Ukraine im Jahr 2022 und signalisierte damit ein Wiederaufflammen umfassender Kriegsführung.
Im modernen Kontext bedeute der „totale Krieg“ die Mobilisierung aller verfügbaren Ressourcen – Waffen, Personal, Geld und internationale Allianzen –, betonte Panitan. Er wies darauf hin, dass die heutigen Konflikte es erforderten, dass die Führer ihre Kriegsanstrengungen priorisierten und fortschrittliche Technologien und Marktzugang zu ihrem Vorteil nutzten, insbesondere gegen stärkere Gegner.
Dr. Panitan hob auch den langwierigen Konflikt der Ukraine mit Russland als Beispiel für die erfolgreiche Auseinandersetzung eines kleineren Landes mit einem größeren Gegner hervor. Er zog Parallelen zu den Situationen zwischen Hamas und Israel sowie den vom Iran unterstützten Houthis im Jemen, die sich internationalen Seestreitkräften gegenübersehen.
Diese Konflikte verkörpern laut Panitan eine neue, komplexere Form der Kriegsführung.
Er warnte davor, dass ähnliche Dynamiken auch in unserer Heimat zu beobachten sein könnten. Er meinte, dass es zu einer Eskalation der regionalen Spannungen kommen könnte, wenn sich die kambodschanische Armee – oder ethnische Gruppen in Myanmar und Aufständische im tiefen Süden Thailands – zu einem „totalen Krieg“ entschließen würden.
Zum Thema militärische Stärke stellte Dr. Panitan fest, dass die thailändische Armee in verschiedenen Bereichen erhebliche Vorteile gegenüber Kambodscha habe. Er stellte jedoch eine kritische Frage: Warum ist es dem thailändischen Militär nicht gelungen, die kambodschanischen Streitkräfte entscheidend zu besiegen?
Dr. Panitan glaubt, die Antwort liege in der Führung. Er fordert die thailändische Führung auf, das Konzept des totalen Krieges vollständig zu verstehen und zu akzeptieren. Er drängt sie zu der Annahme, dass Thailand möglicherweise bereits in Feindseligkeiten mit Kambodscha verwickelt ist.
Seine Kommentare haben Diskussionen über das aktuelle geopolitische Klima in Südostasien ausgelöst und sowohl Staats- als auch Bürger dazu ermutigt, Thailands strategische militärische und diplomatische Haltung zu überdenken.
Die Lage bleibt angespannt und komplex und erfordert ein umsichtiges Vorgehen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Dr. Panitans Aussagen erinnern eindringlich daran, wie schnell sich traditionelle Konfliktvorstellungen in der heutigen Welt weiterentwickeln.
In einer Region, in der historisch bedingte Spannungen häufig schwelen, dienen seine Worte als Aufruf zu mehr Klarheit und strategischer Weitsicht unter den thailändischen Politikern.
Letztendlich könnte das Verständnis und die Anerkennung der aktuellen Realitäten entscheidend sein, um das Land auf dem Weg zu dauerhaftem Frieden und Stabilität zu führen. Ob dieser Ansatz bei der thailändischen Führung Anklang findet und zu sinnvollen politischen Veränderungen führt, bleibt abzuwarten.
- Quelle: ASEAN Now, Thai PBS World