ThailandTIP

Hun Sens Wutausbruch sei von Angst und nicht von Patriotismus getrieben, sagt kambodschanischer Oppositionsführer

PHNOM PENH / BANGKOK. Hun Sens Wutausbruch gegen Thailand sei kein Akt des Patriotismus, sondern eine persönliche und politische Reaktion, die auf Angst basiere, heißt es in einer Erklärung von Sam Rainsy, dem Führer der kambodschanischen Opposition.

Rainsy veröffentlichte die Erklärung gestern am Samstag auf seiner Facebook-Seite und behauptete, der kambodschanische Senatspräsident gerate wegen des möglichen Zusammenbruchs eines Regimes, das tief in internationale kriminelle Netzwerke verstrickt sei, in Panik.

Die Erklärung lautet wie folgt:

Hun Sens derzeitige Wut auf Thailand rührt nicht von Nationalstolz her, sondern von der wachsenden Bedrohung der illegalen Einnahmequellen, die seine Macht sichern – nämlich der von der chinesischen Mafia kontrollierten Verbrechersyndikate, die entlang der kambodschanischen Grenze operieren. Diese Netzwerke sehen sich nun einem beispiellosen Vorgehen der thailändischen Behörden ausgesetzt.

Hun Sens antithailändische Rhetorik ist nichts weiter als ein politischer Nebelvorhang. Er stellt den Konflikt als einen historischen Missstand und eine Frage der nationalen Würde dar, doch der wahre Grund für seine Empörung ist Thailands konzertierte Anstrengung, chinesische Cyberbetrugsoperationen in den Grenzgebieten zu zerschlagen – Operationen, die für das derzeitige Regime in Phnom Penh zu einer wichtigen illegalen Finanzierungsquelle geworden sind.

Diese Betrügereien generieren Schätzungen zufolge jährlich über 12 Milliarden US-Dollar (389,96 Milliarden Baht) – fast die Hälfte des kambodschanischen BIP – und werden von mächtigen Akteuren innerhalb des kambodschanischen Staates geschützt, darunter auch Mitglieder von Hun Sens eigener Familie.

Da traditionelle Einnahmequellen wie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Vergabe von Landkonzessionen durch jahrelange systemische Korruption erschöpft sind, ist das Regime immer stärker auf diese kriminellen Machenschaften angewiesen.

Thailands hartes Vorgehen stellt eine direkte Bedrohung für diese finanzielle Lebensader dar. Als Reaktion darauf nutzt Hun Sen erneut nationalistische Stimmungen, um die Öffentlichkeit abzulenken und Unterstützung zu mobilisieren.

 

Hun Sens Wutausbruch gegen Thailand sei kein Akt des Patriotismus, sondern eine persönliche und politische Reaktion, die auf Angst basiere, heißt es in einer Erklärung von Sam Rainsy, dem Führer der kambodschanischen Opposition.

 

Diese Taktik ist nicht neu. 2003 schürte Hun Sen nach einer fingierten Affäre um eine thailändische Schauspielerin antithailändische Stimmungen, die zu tödlichen Unruhen in Phnom Penh führten. 2011 nutzte er einen Grenzkonflikt im Tempel Preah Vihear, um nationalistisch motivierte Unzufriedenheit im eigenen Land zu schüren. In beiden Fällen diente der Nationalismus als Mittel, um politische Verletzlichkeit zu verschleiern.

Auch seine selektive Empörung ist aufschlussreich. Während Hun Sen Thailand lautstark verurteilt, schweigt er auffällig zu sensiblen Territorialfragen, die Vietnam – Kambodschas langjährigen Schutzpatron – betreffen, obwohl es seit langem Beschwerden über Land- und Ressourcenmissbrauch gibt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hun Sens Ausbruch nichts mit dem Schutz der Souveränität Kambodschas zu tun hat. Es geht ihm darum, sein eigenes korruptes Regime vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Das kambodschanische Volk und die internationalen Verbündeten müssen die Bemühungen zur Zerschlagung dieser kriminellen Strukturen unterstützen, auch wenn dies den politischen Status quo in Phnom Penh gefährden könnte.

 

Die mobile Version verlassen