Kein neuer evangelischer Pfarrer wegen Unruhen

Aus dem Rundbrief an die Gemeinde:

Liebe Gemeinde-Mitglieder in Bangkok,

Sie haben mir mit Ihrer Wahl am 7. März die große und schöne Chance gegeben, für sechs Jahre Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde deutscher Sprache in Bangkok, Thailand zu werden.

Der Kirchengemeinderat hat mich am 10.5. herzlich aufgenommen und mir viel Mut für die Aufgabe gemacht. Das Pfarrer-Ehepaar Bartel hat mir die Gemeindearbeit bestens bestellt übergeben und mich für die Zukunft gut beraten. Ich selbst bin als Pfarrer von den Themen und Aufgaben dauerhaft begeistert, fühle mich auch verpflichtet und fähig sie anzunehmen. Liebevoll und auch ein wenig besorgt wurde unser Abschied in der Thomaskirche in Düsseldorf vorbereitet.

Wie Sie aber wissen, gab es schlimme politische Unruhen, gerade zu dem Zeitpunkt, als ich zur Vorbereitung dort war. Sie weiteten sich auch auf das Stadtviertel aus, in dem wir als Familie leben wollten – nicht wirklich gravierend aber immerhin. Die Sorgen über die ungelösten Konflikte in der thailändischen Gesellschaft mit jährlichen Konfrontationen gestatten uns nicht, ein Leben als Familie dort für sechs Jahre zu planen.

Die reale Gefährdung schätzen wir als gering ein. Aber auch auf ein geringes Risiko wollten wir es, Ende Mai noch einmal vor die Wahl gestellt, nicht ankommen lassen. Wie würden Sie entscheiden?

Wir haben schweren Herzens abgesagt. Nun wird die EKD einen Ersatz finden, der die Pfarrstelle übergangsweise bis zur Neubesetzung verwaltet.

Wir werden also in Düsseldorf bleiben. Es tut gut, von Leitung und Mitarbeitern der Thomaskirche ein warmherziges „Willkommen zurück“ zu erhalten.

Wir sind selbst sehr traurig, dass es für uns bei Ihnen nicht geklappt hat und müssen uns in Gewissen, Gemeinde und Familie neu sortieren. Das ist ganz richtig so und wird auch hart.

Ich bitte alle um Vergebung, die durch meinen Rückzug enttäuscht und mutlos sind. Den Mitgliedern Ihres Kirchengemeinderates möchte ich hier noch einmal für die tolle Aufnahme am 10. Mai danken.

Ich bin im Übrigen gewiss, dass die Zukunft der Gemeinde nicht an einem einzigen Pfarrer hängt, sondern am Zusammenhalt Vieler, an der Gemeinschaft in der weltweiten Kirche und am Segen und Schutz Gottes.

Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, darüber auch persönlich noch einmal in Kontakt zu kommen. Es würde mich freuen.

Herzliche Grüße,

Christoph Dielmann, Pfarrer