Affront gegen die Bergstämme

Das Netzwerk sowie Unterstützer der Bergstämme hatten einen offiziellen Brief an das Ministerium für Soziale Entwicklung gesandt mit dem Vorschlag, daß Regierungsvertreter der Eröffnungsveranstaltung vorsitzen könnten.

Das Ministerium hat aber nicht nur keinen Beamten entsandt, man erachtete es dort nicht einmal für nötig, den Brief zu beantworten und zumindest eine Absage zu erteilen.

Der Gouverneur von Chiang Mai erschien ebenfalls nicht, er schickte auch keinen Vize oder einen anderen Vertreter. Immerhin antwortete der Gouverneur und sagte, er habe keine Zeit, er sei beschäftigt.

Die Entscheidung ist ganz klar politisch ausgerichtet, weil auf dem Festival die Anerkennung der Rechte von Minderheiten verlangt wurde.

Vertreter von 25 verschiedenen ethnischen Gruppen nahmen an dem Festival teil, Akademiker verschiedener Universitäten sowie über 50 Entwicklungshilfeorganisationen aus dem privaten und öffentlichen Sektor.

Waiying Thongbue, Berater des Nationalen Wirtschafts- und Gesellschaftsrates, sagte, die Regierung solle die Gouverneure dazu anhalten, mehr Wert auf die ethnischen Minderheiten zu legen. Diese seien weltweit laut einer Liste der Vereinten Nationen als Minderheiten anerkannt.

Da die thailändische Tourismusindustrie, allen voran das Fremdenverkehrsamt TAT, mit den ethnischen Minderheiten (Stichwort Langhals-Karen) weltweit Reklame macht und sie dazu „benutzt“, Touristen nach Thailand zu bringen, sollten die Rechte der Bergstämme auch beachtet werden.

80% der Einnahmen aus der Tourismusindustrie im Norden hängen direkt oder indirekt mit den Bergstämmen zusammen, sagte Waiying. Er könne nicht verstehen, weshalb weder die Kommunal- noch die Staatsbehörden die Bergstämme derartig mit Mißachtung strafen.

3 Millionen Bergstamm-Angehörige leben in Armut

Eine drei Jahre lang andauernde Studie der UNESCO kam zu dem Ergebnis, daß die Bewohner von 192 Dörfern in den Provinzen Chiang Mai, Chiang Rai und Mae Hong Son in bitterster Armut leben. Die Bewohner gehören ausschließlich den Bergstämmen an.

Den Bewohnern werden thailändische Personalausweise verweigert, sie sind quasi staatenlos. Sie haben keinen Zugang zu Schulen (Bildung nur für Thais!), Ärzten (Krankenhäuser auch nur für Thais!), sie dürfen keine Immobilien erwerben und nicht wählen. Auch diese Privilegien sind allein Thais vorbehalten.

Ein Forscherteam interviewte 63 000 Anwohner in 192 Dörfern im Norden. Weitere 700 Dörfer durfte die UNESCO nicht betreten, sie liegen an der Grenze zu Burma und sind militärisches Sperrgebiet.

David Feingold, Anthropologe und Experte mit Spezialkenntnissen betreffend Praktiken im Menschenhandel, sagte, daß die Bergstämme Menschenhändlern und Ausbeutung hilflos ausgeliefert seien, weil Thailand sie nicht als Staatsbürger anerkennen wolle. Es sei daher wenig verwunderlich, wenn Männer, die Bergstämmen angehören, mit Drogen handeln oder als Drogenkuriere eingesetzt werden, weil sie keine anderen Arbeitsmöglichkeiten hätten.

Ein ehemaliger Senator aus der Provinz Chiang Rai nahm zu den Vorwürfen Stellung und sagte, es sei äußerst schwierig, zwischen neuangekommenen burmesischen Flüchtlingen und Mitgliedern von Berstämmen, die seit Generationen in Thailand leben, zu unterscheiden. Die neuen Gesetze seien komplex, einige Beamte hätten bezüglich der Problematik „eine schlechte innere Einstellung“.

Immerhin kam die Studie zu dem Ergebnis, daß im Jahre 2006 50 000 ethnischen Schülern Personalausweise ausgehändigt wurden, so daß sie reisen und eine Schule besuchen dürfen.

Ein weiteres Problem ist, daß viele Angehörige von Bergstämmen sich nicht darüber im klaren sind, daß sie sehr wohl Rechte haben. Ein Akha-Expertin forderte die Regierung auf, Seminare abzuhalten, damit sowohl Bergstämme als auch Regierungsbeamte über deren Rechte informiert werden würden.

Sie beklagte, daß viele Beamte ihre persönliche Einstellung in ihre Entscheidungsbefugnisse einfließen ließen.

Wer sich nach den Buchstaben des Gesetzes richtet, muß bis zu zehn Jahre auf Antragsbescheidung auf Staatsangehörigkeit warten. Das sei für viele zu lange und sie würden zwischendurch aufgeben und sich der Prostitution verschreiben. „Ohne die thailändische Staatsangehörigkeit sind alle Türen verschlossen“, sagte sie.