In dem wohl berühmtesten Rotlichtviertel Bangkoks, Patpong, zählen Go-Go-Mädchen ihre Umsätze nach der Anzahl von Kunden Pro Tag:
„3 Inches, 3 Minuten, 3.000 Baht!“
spaßt Goi, ein 25jähriges Bargirl aus dem „Camelot Castle“ in der Patpong. Zum fest eingeplanten Umsatz eines jeden Monats gehört die Arbeit in der Bar – „Richtig Geld“ wird jedoch erst auf dem Hotelzimmer des Kunden verdient.
Nachdem jedoch aufgrund der Weltwirtschaftskrise und den politischen Unruhen in Thailand viele Touristen dem Land den Rücken kehren, geht diese Rechnung nicht mehr ganz auf. Ganze drei Besucher zählte Goy an einem Wochentag an ihrem Arbeitsplatz. Sie spricht von einem Umsatzverlust von mehr als 35%.
„Seit mehr als fünf Tagen hatte ich keinen Kunden – und ich hoffe, daß mir wenigstens jemand ein Getränk spendiert!“ schimpft Goi.
Nicht ganz anders sieht es auch in Deutschland aus. Anke Christiansen, Mitbegründerin des Hamburger Bordells „Geizhaus“, kommentierte ähnlich. Auch dort wurden seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 20% weniger Kunden verzeichnet. Stammkunden kamen vorher drei Mal die Woche, jetzt nur noch einmal – wenn überhaut. Einige Bordelle haben bereits ihre Pforten für immer geschlossen.
In der Tschechischen Republik, in der 14% der Männer zugegeben haben, mit einer Prostituierten Verkehr gehabt zu haben haben, hat bereits die Hälfte der Clubs ihre Läden geschlossen. Auch „Spezialangebote“ für eine ausgewählte Kundenschar haben nur begrenzten Erfolg.
In der Ukraine jedoch, in der die lokale Währung – der Hryania – ungefähr 35% seines Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt hat, erwartet man sich ein gutes Geschäft. Dies deckt sich auch mit den Aussagen des Innenministers Yuri Lutsenko. Man glaubt an eine Verdopplung der Umsätze – welche 1,5 Millarden Dollar bringen sollen. Frauenrechtlerinnen machen sich jedoch Sorgen, denn man erwartet sich aufgrund der Wirtschaftskrise einen Zulauf von Frauen im Rotlichtmileu.
Wieder in Bangkok, machen sich die Probleme auch abseits der Klischees bemerkbar. Pong, die Managerin eines Clubs, in dem Männer gerne der gleichgeschlechtlichen Liebe frönen, äußerte Bedenken an der Zukunft des Etablissements.
Vorher hatten wir ungefähr 800 Besucher pro Tag – jetzt sind es nur noch knapp 500. Wir verlangen ja schon gar keinen Eintritt mehr. Hereinschmecken kostet ja nichts! Laßt uns dafür beten, diese Krise zu überstehen …
Zusätzlich setzt auch die Polizei dem in Thailand eigentlich illegalem Geschäftszweig arg zu, denn zunehmend versuchen die Beamten, Mädchen vor einigen Bars zu verjagen – sie gefährdeten durch ihre Anwesenheit die Sicherheit des Straßenverkehrs…
Die Geschäftsführerin „Kaeng“ in einer der betroffenen Bars, äußerte sich mit den folgenden Worten in der Tageszeitung „The Nation“:
Warum streut die Regierung Salz in unsere Wunden – wir haben schon genug Verluste wegen der Weltwirtschaftskrise! Weibliche Parterinnen zum geselligen Sitzen an der Bar sind unsere Hauptattraktion. Wenn jemand ein Geschäft aufmacht, dann darf dieser doch mit seiner Attraktion Werbung betreiben, oder etwa nicht? In meinem Laden gibt es keine Prostitution!
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