Kiat Sriprasom ist ein stolzer Mann. Selbstbewußt trägt er ein Bäuchlein und ein Hemd in dunklem Pink. Vor seiner Brust baumeln golden gefaßte bunte Steine und ein Handy, das sich wiederholt in Erinnerung bringt. Hinter ihm wacht eine Armada von Buddhas. Kiat Sriprasom ist Manager und Anteilseigner des Seaview Resorts am Nangthong Beach am Südzipfel von Khao Lak in Thailand. Er hat ein schönes Hotel mit einem Flügel direkt zum Strand, die großen Pools zieren mächtige Elefanten aus Stein. Dort planschen Kinder mit ihren Eltern, auf den Liegen räkeln sich Gäste in der Mittagssonne. Urlaub wie im Bilderbuch.
Doch der Schein trügt. Kiat Sriprasom plagen Sorgen. Schon wieder. Er hatte eigentlich gedacht, mit der Saison 2008 wäre der Durchbruch geschafft. War doch der Start im Herbst 2006 schon so schleppend. Damals hatten die Veranstalter sein Haus noch nicht in die Kataloge genommen, sie hatten nicht so recht geglaubt, daß es fertig würde. War doch Khao Lak, das Paradies so vieler Urlauber aus Deutschland und Skandinavien, am 26. Dezember 2004 vom Tsunami weggefegt worden. Damals lag die Anlage da wie eine schlafende Prinzessin.
Und nun die zweite Katastrophe. Die Gäste bleiben wieder aus. „Sie sehen noch viele Leute draußen im Pool zwischen den Elefanten, aber es sind nur halb so viele Deutsche da wie in der vergangenen Saison”, sagt der Manager. Thailänder kämen zögernd wieder. Sonst sei der asiatische Markt komplett weggebrochen. Aber selbst die Gäste, die kommen, lassen weniger Geld da. Früher waren die Schnorchel- und Tauch-Touren zu den Similan- und Surin-Inseln immer gut gebucht. Im Moment sitzen die Mitarbeiter am Ausflugsdesk allein in der Lobby.
Kiat Sriprasom denkt längst darüber nach, wie er andere Märkte erschließen und neue Angebote machen kann – Speedboote oder andere lärmende Strandangebote fallen allerdings aus, Khao Lak will eine ruhige Destination sein.
Gerade hat sich im Seaview ein Agent aus Deutschland gemeldet und Rabatt verlangt. „Die wissen, daß wir eine schwere Zeit durchmachen und nicht handeln können”, seufzt Kiat Sriprasom. Gäste, die sich jetzt erst für Khao Lak entscheiden, haben Chancen, einen Nachlaß zu bekommen. Auch weiter im Süden, in Phuket, werden inzwischen Rabatte gewährt.
Die bescheideneren Ayara Villas am Bang Niang Beach haben in den vergangenen Jahren hinter den Strandbungalows in zweiter und dritter Reihe erweitert. Früher hatten sie 27 Zimmer, heute sind es 80. Die Saison in Khao Lak geht etwa von Ende Oktober bis April, aber davon träumen sie in diesem Winter nur. „Die Gäste sind dieses Jahr wie ein Tsunami. Sie kamen schnell und sie gingen schnell, sie waren nur von Mitte Dezember bis Mitte Januar da”, sagt Somphorn Rattanasuk. Mancher Gast hat kurzfristig abgesagt. Viele fahren jetzt lieber nach Burma, Vietnam oder Laos.
Gut läuft es im Luxusresort The Sarojin. Es liegt am White Sand Beach, hat ein eigenes Boot für Ausflüge und 56 Bungalows mit ausladenden Bädern und Pools. 95 bis 150 Quadratmeter, größer als viele Wohnungen zu Hause. Sie sind hier sehr stolz auf ihr Refugium. Und ihr Konzept scheint aufzugehen – sie sind die ganze Saison gut gebucht, sagt die Angestellte Kai zufrieden.
Kiat Sriprasom aber zieht erst mal die Notbremse. Er geht zur Bank. Umschulden. Er schätzt seine Lage gut ein, bessere Kreditkonditionen bei der Staatsbank aushandeln zu können, er hat ein großes Haus. Dann wirft er einen halb ironischen, halb hoffenden Blick auf seine stattliche Buddhasammlung. Hilfe ist von überall willkommen.
Für andere Häuser sieht das ganz anders aus. An vielen Stellen werben Schilder: „Land zu verkaufen”, „Häuser zu verkaufen”. Und trotzdem wird an einigen Ecken noch kräftig weitergebaut. Tagesspiegel