Die Situation auf den Straßen der thailändischen Hauptstadt ist äußerst angespannt: Soldaten sind in der gesamten Innenstadt Bangkoks postiert, Polizisten haben an allen Zufahrtsstraßen zur Demo-Meile der „Rothemden“ an der Kreuzung Ratchaprasong Kontrollposten errichtet.
Am 28. April haben die Proteste ein weiteres Todesopfer gefordert: Rund 2000 Demonstranten waren gegen Mittag in einem langen Auto- und Motorradkorso aus der Innenstadt aufgebrochen, um an einer Protestkundgebung in Pathum Thani nördlich von Bangkok teilzunehmen.
Noch im Stadtgebiet in der Nähe des Flughafens Don Mueang stellten sich ihnen starke Verbände von Soldaten und Armee in den Weg. Es kam zu schweren Zusammenstößen. Polizisten und Soldaten feuerten auf die Demonstranten, angeblich zunächst nur mit Gummigeschossen.
Offenbar erwiderten einige Protestler das Feuer. Zumindest sollen sie aber mit Steinen geworfen und Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte geworden haben.
Berichte von Augenzeugen und am Abend veröffentlichte Aufnahmen legen nahe, daß sich während einer Feuerpause Soldaten auf einem Motorrad genähert haben, auf die daraufhin irrtümlicherweise von anderen Soldaten das Feuer eröffneten. Ein Gefreiter aus Kanchanaburi wurde dabei tödlich am Kopf getroffen. Er ist damit das 27. Todesopfer seit Beginn der Proteste vor sechs Wochen. 18 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.
Bislang äußerte sich die Regierung nicht zu dem Vorfall. Doch erst am 27. April hatte es seitens des Notstandsstabes von Premierminister Abhisit geheißen, die Sicherheitskräfte seien ermächtigt, mit scharfer Munition auf Demonstranten zu schießen, sofern sie sich „bedroht“ fühlten: Wenn sich ein Angreifer auf 100 Meter nähere, feuerten die Beamten zunächst Tränengas. Wenn er sich weiter nähere, dürften ab einer Entfernung von 30 Metern Schußwaffen gebraucht werden.
Auch eine weitere Erklärung deutet auf eine Verschärfung der Lage hin. Anfang der Woche sagten Regierungsvertreter, sie hätten Beweise gesammelt, wonach die Demonstranten die Monarchie abschaffen wollten. Das könnte schwerwiegende Folgen haben: Bereits mehrmals wurden in der Vergangenheit solche Vorwürfe dazu genutzt, Demonstrationen blutig niederzuschlagen. Die Presse, Focus, bp