Das neue Bangkok

Drei Jahre nach Beginn der Covid-Hysterie: Wiedersehen mit Bangkok nach fast vier Jahren

hmh. Bangkok. Ich würde fast nichts mehr wiedererkennen, war ich gewarnt worden. Aber das stimmte nicht: Ban Athit zum Beispiel steht noch. (Anmerkung: Einige Thai- und vielleicht sonst ungewohnte Begriffe werden am Ende des Artikels aufgelöst, wenn ich es nicht vergesse.) Ein neu bei uns eingezogener Termitenstamm hatte zwar kurz vor seiner eigenen Ausrottung meine Bibliothek angefressen, sich aber zum Glück die besseren und zum Teil auch wertvollen alten Bände weiter oben im Regal wohl für ein späteres Festgelage aufgespart, das nun aber nicht mehr stattfindet.

Meine Kletterpflanzen vor dem Haus sind nach fast vier Jahren in viel besserem Zustand als gedacht, ja dank unserer guten Freundin und Haushälterin Hatcha geradezu peinlich gut gepflegt und geschnitten worden. Selbst meine Rieslaner Auslesen Segnitzer Pfaffensteig vom phänomenalen Weingut Kreglinger (siehe dazu Fußnote unten) lagen unangetastet im auf 12-Grad eingestellten „Zweit-Kühlschrank“. Alles in bester Ordnung also, abgesehen davon, daß die holde Gattin zum ersten Mal seit es den Flughafen Suwannaphum gibt, bei meiner Abholung die Ausfahrt zur mautfreien Anliegerstraße („Frontage Road“) verpaßte. Wir kamen nicht um die 30 Baht Autobahngebühr in Tap Chang für den Katzensprung nach Hause herum:

„Vier Jahre sind lang“, lächelt sie wie entschuldigend.

„Macht nichts, Thirak, ich bin ja jetzt Rentner und wir haben nun wenigstens ein regelmäßiges Einkommen“, wir können uns das heute mal leisten… ;–))

Am nächsten Morgen auf in die Stadt. Ich will wissen, wie viele meiner eigenen Tipps aus „Bangkok von innen“ bzw. dem „TIP Führer Bangkok“ noch stimmen – und wie immer ein paar Neujahrsgrüße in Form von importierter Schokolade verteilen.

„Fahren die Boote noch?“

Ja, aber…“

„Na, dann ist ja alles in Ordnung!“

Start um 9.30 Uhr, Thanon Serithai, bei uns am Autobahnkreuz. Ich erwische den klimatisierten Bus 27. Innen Maskentheater, aber niemand schaut mich schräg an, als ich „ohne“ einsteige.

Freundliche Schaffnerin: „Bai nai kha?“ (Wohin?)

„Bai tha ruea khrap“ (Zum Pier)

„Sip baht kha.“ (Zehn Baht)

Ein Tag mit Boot und Bus in Bangkok
Ein Tag mit Boot und Bus in Bangkok

Unveränderter  Preis seit 2019. Nach einem Blick in die Runde der Mitfahrer im halbvollen Bus krame ich dann doch meine von der holden Gattin im Frühjahr 2020 handgenähte und seitdem wohl hundertmal gewaschene Maske aus der Hosentasche. Man gönnt sich ja sonst nichts, also heute eben mal Maskentheater.

Fahrschein vom Pier in Wat Si Bunrueang (Bangkapi) nach Phan Fa (Ratchadamnoen): 22 Baht, drei mehr als 2019. Im offenen Boot ist ebenfalls Maskentheater, aber hier pfeife ich drauf. Man sollte die höfliche Anpassung an nutzlose Bevormundungsregeln auch als anpassungsfähiger Migrant nicht übertreiben.

Ausstieg in Pratunam. Geldwechsel beim grünen „SuperRich“ – wo auch sonst in Bangkok? Kurs nur noch 35.50 Baht bei großen Scheinchen. Der Euro kann leider nicht stärker sein als unsere regierenden und propagierenden Trullas und Heinis (m/w/wtf) klug sind – einschließlich ihrer ungewählten EU-Apparatschiks, denen wir das derzeitige politische, finanzielle und intellektuelle Elend verdanken.

Ich gehe die Ratchaprasong runter, dann – rein gewohnheitsmäßig, es ist ja eigentlich „Frühlingswetter“– zur Abkühlung durch den เกษร Keson-Mall, bei Kauderwelschern auch als „Gaysorn“ Plaza bekannt. Das ist der Platz, wo zuletzt die einzige unschuldige Handtasche mit farblich dazu passenden High Heels in einem riesigen Schaufenster des „Dior“-Outlets den Gegenwert der Abschreibung dieser zwölf Quadratmeter Schaufenster plus anteilige Miete für mindestens acht Quadratmeter Ladenfläche und noch den Wochenlohn von zwei Verkäuferinnen einbringen mußte. Natürlich abgesehen vom Hersteller-Abgabepreis ab Lager Paris oder meinetwegen Dacca.

Aber Dior ist 2023 hier nicht mehr zu finden und auch einige sonstige Läden für diejenigen, die hier vor Geld in den Taschen kaum laufen können und Plattfüße haben, sind weg. Dafür zogen andere ein. Ein Outlet der Bäckerei mit Café des Oriental Hotels ohne einen einzigen Kunden in Rufweite (es ist Mittagszeit) bietet zum Einstieg in seine Luxusklasse Croissants zu 100 Baht pro Exemplar an, das ist der Starter-Preis, alles sonstige kostet hier mehr als einen roten Schein. Die Croissants sehen haargenau so aus wie die in der Lieblingsbäckerei der China-Touristen in Wangthonglang („Town in Town“), die 19 Baht kosten, oder wie die besten von Lidl in Allemannda für 49 Cent. Vielleicht schmecken sie sogar genauso gut.

Wo ist meine Bankfiliale?

In der Th Phloenchit finde ich meine Bank nicht. Nanu? Weit und breit keine Thanachat-Filiale. Ich laufe weiter zur Sukhumwit. Schön zu sehen, daß es immerhin in der Soi 1 AnAn noch gibt: Meine Lieblings-Lederfachfrau hat also samt ihrer Firma die China-Virus Hysterie überlebt. Leider ist AnAn gerade nicht da, aber die dunkle Schokolade, die sie am liebsten hat, ist ja beim derzeitigen Wetter auch in Bangkok lagerfähig…

Zwischen Soi 3 und Soi 5 hat es die Stadtverwaltung wider Erwarten tatsächlich geschafft, die Straßenverkäufer dauerhaft zu vergrämen. Es flaniert sich ausgezeichnet, bärtige Frömmler im luftigen weißen Kaftan in Begleitung mit dunkel verhüllten Schleiereulen jeden fruchtbaren Alters friedlich neben unfrommen Breitsandalenwatschlern in weißen Socken mit Bierbauch, händchenhaltend mit ihren mitgebrachten Angetrauten.

So soll es sein. Alles schön bunt, Friede auf Erden, Eulen nach Athen und Coals to Newcastle. Aber um die vielen Familien, die hier mindestens zu einem erklecklichen Teil ihr Einkommen durch die Touristen erzielten, tut es mir leid. Auch das Feilschen um vermeintliche Schnäppchen war hier für viele Besucher ein erfreulicher Teil des Urlaubserlebnisses.

Für Nostalgie sorgen immerhin einige freundliche freischaffende Schwalben, die jetzt außerdem viel besser zu erkennen sind als früher. Sie harren wie eh und je unter ihren „Stammbäumen“ aus und werfen allen freilaufenden Männern fragende Blicke zu. Wer die richtige Antwort kennt, hat gewonnen. Mindestens für eine Stunde oder so im ehemaligen Penthouse-Hotel um die Ecke, dessen neuer Name mir gerade nicht einfällt. Das macht aber nichts, die Schwälbchen kennen garantiert beide Namen.

Statt Straßenverkäufern fällt nun die Werbung der neuerdings legalen Drogenhändler auf. „We sell weed“ und ähnlich schreien schaufensterhoch die Buchstaben, besonders auffällig zwischen Soi 3 und Soi 7. Näheres kann ich nicht sagen, denn die letzten fast 50 Jahre – vorher wußte ich gar nicht, was „Pot“, „Dope“, „Gras“, „Marihuana“ usw. überhaupt ist – war es für mich stets das beste, solche Orte und vor allem die Leute, die dort verkehren, möglichst zu meiden.

Mike B***, der mit seinem Bruder George den einzigen Schneiderladen in der Th. Sukhumwit führt, der keine Miete zahlen muß, weil ihnen der Laden samt Grundstück gehört, empfängt mich mit großen Augen:

“You gained some weight, my friend!” (= Du hast ganz schön zugelegt, alter Sack!)

Er hat recht. Drei Jahre und neun Monate weg von Bangkok, und das erstmals seit 1981, sind mir nicht gut bekommen. Dafür wirkt Mike – wir sind gleichaltrig – schlank und verjüngt; seinen Bart hat er gefärbt. Aber die flotte Optik täuscht: Er verlor zehn Kilo vor und nach einer Gallenblasen-OP, und lag monatelang flach, wie er erzählt.

„Now I cannot eat Chocolate any more“, sagt er vorauseilend. Er weiß ja, was bei meinem ersten Besuch im Jahr kommt. Das macht aber nichts, die Duplo-Packung als Neujahrsgruß wurde schon immer auf die ganze Familie verteilt.

Es ist das erste Mal in fast 42 Jahren, daß ich ihn in einem Hemd besuche, das nicht von einem seiner Schneider genäht wurde.

Ich lasse mir zwei neue Hemden anmessen. Nur zwei. In sechs Wochen dann weiteres, bis dahin habe ich nämlich mindestens 5 Kilo weniger drauf.

“Seriously?“

“Yes, always in Bangkok. More action, movement, exercise, walking, stairs, better food… – By the way, what happened to Thanachat Bank? I didn’t find it any more.”

“Thanachat is no more, it merged with TMB.”

Thai Military Bank? ICH bin jetzt bei der Soldatenbank!??

“Yes, it is now Thanakan Thahan Thai Thanachad, for Foreigners TMB Thanachat or “ttb”. The closest branch is just out of the door on the right.

“Thank you, perfect. See you on Saturday for the fitting.”

“See you, bye.”

Konto umschreiben und neues Buch: Zehn Minuten.

“Oh, that’s a very old bankbook!”

“Yes, originally from Siam City Bank, Ko Samui Branch 1983.”

Damals war die kleine private Siam City Bank die einzige, die sich traute, auf der Pirateninsel, auf der ich fast ein Jahr lebte und zum Glück nie ein Geschäft anfing, eine Filiale zu eröffnen. Das war noch vor dem dortigen Beginn des Telefonzeitalters.

1998 überlebte die Bank nur durch staatliche Übernahme den Angriff von George Soros und seinen spekulierenden Verbrecherbanden auf die thailändische Währung und ging 2008 in die Thanachat Bank auf, die wiederum der Bank of Nova Scotia gehörte .

Leider ist meine schöne alte, leicht merkbare Kontonummer jetzt futsch.

Lunchtime in der Th. Phetburi.
Lunchtime in der Th. Phetburi.

Mit neuem Bankbuch laufe ich durch die Soi Nai Loet über die Th. Witthayu zurück nach Pratunam. Die guten Restaurants in der Phetburi Soi 31 und auf der anderen Seite entlang der Verkehrs-Entlastungsbrücke sind alle noch da und proppenvoll wie immer.  Es ist Lunchzeit, die Professionals  aus den umliegenden Hochhäusern stehen Schlange. Wo die anstehen, schmeckt es immer ausgezeichnet. Alle diese Läden sind totsichere Tipps, meiner Meinung nach jedes kulinatische Abenteuer wert. Traut euch, Leute, vergeßt das ewig gleiche, totlangweilige Hotel-Frühstück, geht lieber schon früh auf Tour und stürzt Euch danach hungrig auf solche einheimischen Eßtempel!

Ab Pratunam fahre ich den Rest meines Tickets nach Phan Fa ab. Die Hälfte der Passagiere sind hier Ausländer, niemand von denen trägt Maske, alle Thais tragen dagegen Maske auch im offenen Boot, aber niemand macht die Ausländer deswegen an oder schaut mißbilligend auf eine Gruppe Holländer und viele Osteuropäer, obwohl sie fast alle ziemlich laut sind und auch optisch alles andere als „suphap“ auftreten.

Ich stelle mir vor, wie so eine Szene in Allemannda abseits von gewissen Migrantenvierteln ablaufen würde und beschließe sofort, mir das lieber nicht weiter vorzustellen.

In Phan Fa laufe ich an den auf Touristen lauernden Dreirad-Transportiosi vorbei zur Bushaltestelle gleich rechts um die Ecke. Ich erwische den roten Rot Mae Thammada („Ordinary Bus“) 47 nach Wat Pho für 8 Baht  Die elende Touristenfalle Wat Pho bleibt an der Endstation links liegen. Gegenüber der weißen Mauern um den Hauptpalast mit der Privatkapelle des Chakkri-Clans namens Wat Phra Kaeo staune ich dann auf der Prommenade, wie sauber und rein Bangkok auch hier geworden ist. Mir fällt spontan die Ariel-Werbung vergangener Jahrzehnte ein. Irgendwie zu rein. Gar keine Verkaufsstände mehr und auch die Schlepper sind bis auf drei oder vier unentwegte „Helloh Sör, Tuktuk?“-Auswendiglerner verschwunden: Jede Strecke hier für Langnasen 200 Baht. Mindestens.

Am Tha Chang ist gar nichts mehr wie es war. Neu geschaffen wurde eine riesige Freifläche über den Fluß gebaut, ein optisch bemerkenswerter Wurf.

„Mitchaophraya“—„Die Freunde des Chaophraya“ gibt es nicht mehr, meine Transportiosi der Wahl, mit denen die holde Gattin mehr als 20 Jahre lang zahlreiche Ausflüge für uns und unsere Freunde auf dem Fluß organisiert hat. Die Firma war unauffindbar und herumfragen wollte ich nicht, ich werde aber die alten Visitenkarten ausgraben und alle Telefonnummern darauf ausprobieren.

Immerhin, Jintana O. gibt es noch, die Frau, die mir vor bald 20 Jahren an ihrem damals noch privaten Holzsteg nördlich des alten Tha Ruea Tha Chang für die erste Auflage von „Bangkok von innen“ die  Routentipps für Ausflüge mit den regulären Linienbooten auf den Khlongs im Westen Bangkoks gab (die inzwischen fast allesamt verschwunden sind). Sie hatte Glück, ihr Pier wurde in die große neue Freifläche sozusagen einbezogen, ihre Firma hat dort weiterhin ihren Platz, wie mir schien, offenbar als einzige.

Bei ihr werde ich meine letzte Schokolade los für heute, weiße Schweizer Schoggi mit Nüssen.

Bangkoks neue Unterwelt

Die neueste Bangkoker Sehenswürdigkeit
Die neueste Bangkoker Sehenswürdigkeit

Kurzer Abstecher in die neu geschaffene „Unterwelt“ zwischen Hauptpalast und dem City Pillar Museum. Hier wurde richtig geklotzt. Marmor und Granit. Klimaanlage. Rolltreppen. DIE neue Sehenswürdigkeit. Jede Chinesische Reisegruppe muß unbedingt hier durch! Eine Mischung aus Moskauer U-Bahn und Central Station in Los Angeles, nur moderner und mit viiiiiielen, viiiiiielen hinreißenden Bildern der Engelshauptstadt. Wer will da noch oben in der Mittagshitze zu den eigentlichen Sehenswürdigkeiten laufen?

Jeder patriotische Thai ist moralisch verpflichtet, hier mindestens ein Selfie zu machen und umgehend auf Facebook und Line zu verbreiten, schon als Dank für die Klimaanlagen in den neuen Unterführungen, unterirdischen Plätzen und Verbindungstunneln.

Moralische Pflicht zum Selfie.
Selfie ist Pflicht!

Auf dem Heimweg noch die kleine Tempel-Tour aus meinem eigenen Bangkok-Führer als Abkürzung des Rückwegs nach Phan Fa.

Der Wihan des wie immer vollkommen touristenfreien Wat Ratchapradit ist heute geöffnet, was selten vorkommt. Es ist aber auch sonst niemand da, außer wohl einigen Handwerkern, die außen herumwerkeln. Ein einsamer Mönch predigt nun mir als einzigen Gast im Wihan vor seinem Lautsprecher etwas, das  man jedenfalls bis auf die Straße hört. Er sitzt links, ihm gegenüber steht das Abbild von König Mongkut, der den Tempel bauen ließ und dessen Asche hier gleich nebenan ruht. Ich verabschiede mich schnell wieder rückwärts aus der Türe, laufe zwischen den Kutis der Mönche durch den Hinterausgang zum Khlong Lot und überquere diesen auf der Fußbrücke neben dem „Schweinchendenkmal“ zu Ehren der 1878 bei einem Bootsunglück ertrunkenen 19jährigen Sunantha Kumarirat, einer Lieblingsfrau und Halbschwester von König Chulalongkon, die in einem Jahr des Schweines geboren war. Das gegenüberliegende Wat Ratchabophit ist derzeit eine Baustelle, lohnt aber trotzdem wie immer jeden Besuch. Auch die überwiegend im neugotischen Stil (!) gehaltenen Grabdenkmäler verstorbener königlicher Mätressen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden renoviert. Dann laufe ich weiter an dem nach dem Tempel benannten Khlong Wat Ratchabophit entlang zum schon in den 1970er Jahren mit deutschen Geldern maßgeblich renovierten Wat Suthat, in dem ich mit gutem Gewissen noch nie Eintritt bezahlt habe.

Schleichweg durch das Wat Rachapradit zum Khlong Lot.
Schleichweg durch das Wat Rachapradit zum Khlong Lot.

Man findet immer noch leicht einen offenen Hintereingang zu diesem großen Tempelgelände. Meine schon vor vielen Jahren auf Thai auswendig gelernte Ausrede für den Notfall „Ich hole die Kinder in der Musikschule ab“ habe ich dort noch nie benötigt.

Am Haupteingang, wo Langnasen inzwischen 100 Baht zahlen dürfen (anders als noch 2019 kommen sie dafür aber jetzt auch ins Bot und in den Wihan rein, ohne nochmal extra zu löhnen) geht es wieder auf die Straße, an der Riesenschaukel und am dazugehörigen Brahmanenschrein Thewasathan vorbei in die Th. Dinso bis zur Trok Sin. Große Erleichterung: „Mae Pranom“, mein Lieblingsrestaurant in diesem Teil der Innenstadt seit einem Vierteljahrhundert, ist noch da. „Mütterchen Dienstbereit“ wie ich die Gründerin vor Jahren in einem Artikel taufte („pranom“ liegt in Wirklichkeit aber zwischen „einlenken“ und „im Streit vermitteln“, was ebenfalls sehr zu der freundlichen alten Dame paßt) ist sogar selbst anwesend.

Sie sitzt in einem Liegestuhl mitten im kleinen Betrieb, denn schon seit etwa acht Jahren werkelt hier die Tochter. Die Auswahl ist großartig wie immer. Ich habe meinen Hunger aufgespart und bestelle einen Teller Reis mit einer Auswahl von drei der über 30 angebotenen Gerichte. Es schmeckt wunderbar, zumal nach fast vier Jahren; die Rechnung: 90 Baht einschließlich Eis und das kostenlos gereichte Wasser. Solange es diesen Laden gibt, werde ich bei jeder Gelegenheit hier einkehren.

Ich verabschiede mich bei Mae Pranom, wünsche ihr noch viele gesunde Jahre und laufe gut gefüllt mit etwas schwereren Schritten nun durch die gleich gegenüberliegende Trok Wat Ratchanatda, einen der Schleichwege durch den hier fast dörflich-stillen Hinterhof der Innenstadt, zurück nach Phan Fa ans Pier.

Von dort mit Umstieg in Pratunam in 55 Minuten per Boot zurück nach Bangkapi, quer durch den dortigen Mall, im Durchlauf noch eine neue Zahnbürste und einen Kamm besorgt, die in Allemannda vergessen wurden. Rückkunft in Ban Athit kurz nach 17 Uhr. Kosten des Tagesausflugs: Zwei mal 22 Baht für das Boot in die Stadt, zwei Bustickets zu zehn und eines zu acht Baht. Essen und Trinken 90 Baht und einen frisch gepreßten Orangensaft beim fliegenden Händler in der Th. Maharat am Tha Chang für 30 Baht, macht zusammen 194 Baht.

Morgen geht es nach Minburi zum Markt, mal sehen, ob die Linienboote auf dem Khlong Sam Wa noch fahren; mittags nach Lat Krabang zum „Entenmeister“ Khunsin (Soi 7, die beste Adresse für gebratene Ente zwischen Hongkong und Penang), und auf dem Rückweg besuche ich meinen alten Nepal- und Tibet-Reisegefährten Albin in der Sammakon Siedlung am Rande der Th. Ramkhamhaeng.

Danach werde ich ungefähr auf dem Laufenden sein, was in Bangkok nach fast vier Jahren so alles abgeht und welche von den alten Geschichten, nicht nur über die Engelshauptstadt, immer noch gelten. ;–))

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Ban Athit: Wörtlich „Haus Sonne“. „Athit“ ist allerdings auch der Chue Len, also der Thai-„Spielname“ des Autors, hier also: Athits Haus, jedenfalls seit der offiziellen Taufe durch die holde Gattin, der es eigentlich gehört, 1989.

Thirak: Liebling.

Thanon, abgekürzt Th.: Straße.

Trok (dtrÒ:g): Gasse.

Kreglinger: Gianni Creglingi, die Figur in Italo Svevos Roman Una Vita, beruht auf einem Segnitzer Bürgermeister des 19. Jahrhunderts, Johann Kreglinger (*1836, †1921), den Svevo (*1861 †1928) als Internatszögling in diesem Ort 1874-1878 sicher kannte, denn er war ein Freund seines Lehrers und väterlichen Freundes Samuel Spier (*1838, †1903). Kreglinger , der Name leitet sich von Creglingen ab, ist heute ein hervorragendes Weingut mit besten Südlagen, an denen auch die schwierig zu kultivierende, aber unvergleichliche, seltene Rebsorte Rieslaner wächst, die 1300 Sonnenstunden braucht, um auszureifen.

Suphap: „Der höflichen Form entsprechend“, entspricht dem, wie sich einige, in jedem Falle zu viele Touristen in Thailand leider oft aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit nicht kleiden und äußern.