Phuket 2009: Die Katastrophen-Vorschau

Jetzt hat sich das Bild vollkommen gewandelt – zum Negativen, die Hochsaison wird bereits als „Höllensaison” tituliert. Die PAD hat den Sieg verkündet, bevor sie von den belagerten Flughäfen abzog, aber was soll das für ein Sieg sein? Wie sehen Behörden und Geschäftsleute die Lage?

Preecha Ruangjan, Gouverneur von Phuket: Phuket wird von der Besetzung der Flughäfen in Bangkok betroffen sein, und auch von der Weltwirtschaftskrise. Linien- und Charterflüge steuern Phuket direkt an, daher muß man sich wegen etwaiger zukünftiger Probleme auf Bangkoks Flughäfen nicht allzu große Sorgen machen. Die Anzahl der Touristen sank bereits vor der Blockade. Phuket ist ein schönes Reiseziel für Touristen und wird überleben, genau so, wie die Insel Probleme in der Vergangenheit überstanden hat. Einige Mitarbeiter in Spas verloren bereits ihren Job, weil weniger Chinesen und Japaner herkommen. Die Situation der Weltwirtschaft wird auf Phuket aber mehr Auswirkungen haben als die PAD-Proteste.

Bill Owen, Oriental Leisure: Leider haben sich die letzten vier oder fünf Monate sehr schlecht auf die Tourismusindustrie ausgewirkt, und als Höhepunkt wurden die Flughäfen in Bangkok besetzt. Das war der letzte Sargnagel, der noch fehlte. Unser Geschäft, insbesondere mit den MICE (Delegierte von Konferenzen und Ausstellungen), ist praktisch zum Stillstand gekommen. Für Phuket wurden bislang vier Veranstaltungen abgesagt, eine verschoben, und für Bangkok gibt es eine Absage.

Meist war es uns möglich, alle Veranstaltungen in andere Länder in Südostasien wie Hongkong, Singapur oder Vietnam zu verlegen. Unser Geschäft in Thailand ist jetzt am Nullpunkt angelangt, das wird noch einige Monate so bleiben.

Zur Zeit läuft eine von uns organisierte MICE-Veranstaltung in Barcelona, die Thailand und insbesondere Phuket promoten soll. Aber die Kunden sind momentan nicht interessiert, sie haben das Vertrauen verloren und halten das Land für instabil – sowohl politisch als auch, was den Sicherheitsaspekt anbelangt.

Ich glaube, die Delegierten selbst, also die tatsächlichen Kunden, würden gerne früher oder später nach Thailand zurückkehren, aber die letzten Tage waren für Agenten derartig schmerzhaft, daß sie den thailändischen Markt brachliegen lassen und lieber Veranstaltungen in anderen Ländern wie Malaysia durchführen werden. Andere Länder werden jetzt von den Zuständen in Thailand profitieren, da bin ich mir sicher.

Kurzfristig ist das Geschäft zerstört. Mittelfristig, mit ein wenig Hilfe von Hotels, die ihre Zimmerpreise senken müssen, und viel harter Arbeit auf den südostasiatischen Märkten, wird es uns gelingen, einige MICE zurückzubekommen. Das wird mindestens vier oder sechs Monate dauern. Langfristig wird es ein Jahr dauern, bis das Vertrauen wieder hergestellt ist, um große und internationale Konferenz- und Ausstellungsorganisatoren zurückzugewinnen.

Ich will nicht bestreiten, daß ich Sympathien für die Ziele der PAD hegte, aber die Besetzung der Flughäfen in Bangkok war eine Harakiri-Aktion. Ein bereits zurückgehender Markt für MICE, der von der Weltwirtschaftskrise betroffen ist, wurde zerstört. Phuket muß nun zu seinen Wurzeln zurückkehren. Bei Firmen in anderen asiatischen Ländern Klinken putzen und ganz von vorne beginnen.

Das Geschäft betreibe ich auf Phuket seit Anfang der 90er Jahre. Es gab die Vogelgrippe, mehrere Putsche, den Tsunami, Einbrüche der Wirtschaft, zwei Kriege im Nahen Osten und anderes mehr. Die starken und professionellen Firmen werden überleben und noch stärker werden. Die schwachen und unprofessionellen werden verschwinden.

Claire Ratcliffe, Speedboat Charter: Die Firma mußte bislang innerhalb einer Woche vier Stornierungen hinnehmen, und für die laufende Hochsaison liegen 50% weniger Buchungen vor als vor einem Jahr. Wir hoffen, daß die Leute in der asiatisch-pazifischen Region Last-Minute-Angebote in Anspruch nehmen, die Hotelpreise werden mit Sicherheit sinken.

Wir werden uns in unseren Werbekampagnen insbesondere auf Leute konzentrieren, die in Phuket wohnen. Unser drittes Kind wird bald geboren, wir waren gezwungen, den Arzt zu wechseln. Unsere ersten beiden Söhne sind immer im Bumrungrad Hospital in Bangkok zur Welt gekommen. Unser Recht auf freie Ärztewahl ist eingeschränkt worden. Der Unterschied zum Tsunami 2004 ist, daß damals die Leute kamen, weil sie helfen wollten.

Promchote Traivate, Direktor des Büros für Tourismus und Sport in Phuket: Viele Touristen haben ihre Reservierungen storniert. Weitere Stornierungen werden zwischen jetzt und Februar erfolgen. Einige auch, weil nicht mehr so viele Fluglinien nach Bangkok fliegen werden wie vor der Blockade. Doch einige Touristen werden herkommen, vorausgesetzt natürlich, die Flughäfen bleiben geöffnet.

Die Weltwirtschaftslage wird einen weiteren negativen Effekt auf die Tourismusbranche im nächsten Jahr haben, aber begüterten Reisenden wird es nach wie vor möglich sein, nach Phuket zu kommen. Charterflüge sind gut für Phuket, denn sie steuern den Flughafen hier direkt an. Insgesamt wird ein Rückgang zu verzeichnen sein.

Sethaphan Bubbhani, Direktor des Fremdenverkehrsamtes TAT, Region Andamanen: Man kann es nicht leugnen: Die Buchungen in Phuket haben um 25% abgenommen. Reisende machen sich Gedanken, was in Thailand als nächstes passieren könnte. Etwa 60% der Touristen waren schon einmal in Phuket. Sie kennen und lieben die Insel und werde vermutlich wieder herkommen. Das schöne ist, daß wir einige Festivitäten für das Frühjahr geplant haben. Genaue Zahlen werden in zwei Monaten vorliegen, erst dann läßt sich abschätzen, wie die Hochsaison 2009/10 verlaufen könnte. Die Hotelbelegungsrate sank in Phuket während der Blockade von 80% auf 50%. Reservierungen sackten auf dramatische 25% ab.

Die Stornierungen bei den Resorts

Twinpalms Phuket: 30% der Reservierungen wurden storniert. 10% der Gäste haben ihre Reise verschoben. 20% der Gäste machten wegen der Flughafenschließung Zwangsurlaub, davon die meisten aus Dänemark und der Schweiz.

Das Resort hat 97 Zimmer, die im November und Dezember 2007 ausgebucht waren. Im November 2008 waren es 83%, und im Dezember bisher gar nur 65%.

Mövenpick Resort: Dieses Hotel gab sich etwas bedeckter, was Aukünfte betrifft. Hauptsächlich hätten Gäste aus Europa und Asien storniert. Die Belegungsrate der 364 Zimmer ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Club Andaman Beach Resort: Bislang liegen 61 Stornierungen vor, die Belegungsrate sei im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 2007 sei für das Hotel seit dem Tsunami das beste Jahr gewesen. Doch seit Beginn der Proteste in Bangkok sei die Belegungsrate kontinuierlich gesunken. Das betrifft vor allem asiatische Touristen. Im November und Dezember gingen die Reservierungen um bis zu 20% zurück.

Sala Phuket: In diesem Komplex gibt es 79 Luxusvillen, bislang haben zehn Gäste storniert. 15 verschoben ihre Reise. Das Resort, das erst vor elf Monaten eröffnet wurde, hoffte auf eine Belegungsrate von 80%. Das Ziel wird nicht erreicht werden, mehr als 50% werden es nicht sein.

Viele Kunden, die stornierten, sagten, sie könnten ihren Urlaub nicht verschieben und seien daher nach Bali oder Hongkong geflogen. Vier Gäste, alle aus Großbritannien, machten in dem Resort verlängerten Zwangsurlaub.

Reiseveranstalter mit Problemen

Nicht nur die Hotels, auch die Reiseveranstalter sind betroffen. Der Geschäftsführer von Asia Web Direct, über das man Hotels buchen kann, berichtete von Massenstornierungen an dem Tag, als der Flughafen in Bangkok besetzt wurde. Neue Reservierungen laufen seitdem schleppend. Ein anderer Reiseveranstalter sprach von etwa 20% Buchungsrückgängen. Die Kunden würden nach Vietnam, Kabodscha und Malaysia ausweichen.

Immer mehr stellt sich heraus, daß Thailands Nachbarn die ganz großen Gewinner der politischen Krise sind.

Eine Mitarbeiterin von Asia Sensations Travel berichtet, daß die Reservierungen um 50% zurückgegangen seien.

Die Managerin vom Phuket Butterfly Garden verzeichnet einen Besucherrückgang von 60%. Sie rechnet mit einem weiteren Rückgang und sagte, sie wisse nicht, ob die Touristen jemals zurückkommen.

Was sagt die PAD zu den Vorwürfen?

Der PAD-Führer von Phuket, Natjarong Aakpemsub, sieht die ganze Angelegenheit mit anderen Augen: Die PAD sei für die Auswirkungen der Flughafenblockade nicht verantwortlich zu machen.

„In Kriegen werden manchmal Menschen verletzt.” Die PAD müsse die Interessen Thailands über alles stellen. „Sicherlich gibt es Nebenwirkungen, aber nur kurzfristig, keine längerfristigen. Die Touristen werden nächstes Jahr zurückkehren.” Er machte die USA für die Krise verantwortlich, dort hatte die Wirtschaftskrise mit einer Finanzkrise begonnen. Darunter würde Thailand leiden, nicht unter den Maßnahmen der PAD. Die Führer der PAD seien bemüht, die Bürger über ihre Ziele zu informieren und zu belehren.

Einige PAD-Mitglieder seien von den Geschehnissen betroffen. Diesen Leuten würde von anderen PAD-Mitgliedern geholfen, einen neuen Job zu finden. Alle Hoteliers, alle Besitzer von Kautschukplantagen und Geschäftsleute auf Phuket hätten ein Interesse daran, die PAD zu unterstützen.

Es müsse ein hoher Preis gezahlt werden, um die „Neue Politik” in Thailand einzuführen…