hmh. Bangkok. Thailand ist ein farbenfrohes Land, das versteht sich von selbst. Jedem Besucher fällt sofort das bunte Fahnenmeer an öffentlichen und privaten Gebäuden auf. Aber warum ist das so?
Hiweis der Redaktion am 12. Januar 2013: Dieser exklusive TIP-Artikel wurde neun Monate später von Kollegen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) geklau… äh, Verzeihung: geschickt umgeschrieben. Näheres hier: http://thailandtip.info/2013/01/13/kleiden-sich-die-touristen-hier-kuenftig-nach-den-wochentagen-hoeherer-thailand-unsinn-in-focus-u/
Warum laufen in Thailand gestandene Männer an bestimmten Tagen mit rosa Leibchen herum und das auch noch mit stolzgeschwellter Brust? Warum scheinen an manchen Tagen sehr viele Thais zur gleichen Zeit in Gelb, Schwarz, Blau oder in anderen Farben herumzulaufen? Und warum sind an einem Tag alle öffentlichen Gebäude mit gelb beflaggt und warum sieht man an anderen Tagen das gleiche Gebäude plötzlich in Blau oder, wenn auch seltener, in einer anderen Farbe?
Farben sind hier eine ernste Sache. So ernst, daß man sich als Europäer glatt in eine für uns fast vergessene Zeit zurückversetzt fühlen kann. In Thailand können Staatsbedienstete heute noch ihren Job verlieren, wenn sie falsch beflaggen.
Das offizielle Thailand liebt Uniformen, schon im Kindergarten wird Strammstehen und Fahnenapell geübt und Paraden werden auch sehr fleißig veranstaltet. Aber die Vorliebe der Thais für gleiche Farben an gleichen Orten und zu gleichen Zeiten hat noch einen anderen Grund, der mit der immer noch zu einem großen Teil animistischen Religion der Menschen zu tun hat, die durch einen hinduistischen und buddhistischen „Überbau“ zwar beeinflußt, aber nicht grundlegend verändert wurde.
Fast alle Thais glauben fest daran, daß Farben Einfluß auf jeden einzelnen Menschen haben: Wer im richtigen Moment die richtige Farbe hat, wird Glück haben.
Alle Himmelskörper stehen in Thailand für Gottheiten. Es ist also kein Zufall, daß alle mit bloßem Auge sichtbaren Himmelskörper den Namenszusatz „Phra“ vor ihrem Namen tragen, der oft mit „heilig“ übersetzt wird. Das vorangestellte „Phra“ bedeutet allerdings nur, daß der Begriff, vor dem er steht, verehrungswürdig ist.
Verehrungswürdig kann ein Mönch, ein weiser Lehrer, der König, aber sogar ein Tier, eine Figur, ein Baum und sogar ein unbelebter Gegenstand wie etwa ein Stein sein.
Hier steht ein weiterführender Artikel zu thailändischen Wochen- und Monatstagen: http://www.phakinee.com/thailand-wochentage-monatsnamen/
Die einzelnen Himmelskörper stehen in Thailand für folgende Tage und Farben (dao = Stern):
Phra chan, der Mond, steht für Montag, Thai: Wan Chan. Seine Farbe ist gelb.
Dao phra angkhan, der Mars, steht für Dienstag, Thai: Wan Angkhan. Die Farbe: rosa.
Dao phra phut steht für den Merkur und Mittwoch, Thai: Wan Phut. Seine Farbe ist grün.
Dao phrühat, der Jupiter, steht für Donnerstag, Thai (abgekürzt): Wan Phrühat (der vollständige Name ist eigentlich Phrühatsabodi). Seine Farbe ist orange. Hier fehlt im Namen die „respektvolle“ Vorsilbe „phra“, da bereits das im Wort enthaltene altertümliche „phrü“ eine diesem Begriff nahestehende Form ist.
Dao phra suk, die Venus, steht für Freitag, Thai: Wan Suk. Ihre Farbe ist hellblau.
Dao phra sao, der Saturn, steht für Samstag, Thai: Wan Sao. Seine Farbe ist lila.
Phra athit, die Sonne, steht für den Sonntag, Thai: Wan Athit. Ihre Farbe ist rot.
Kein Mensch weiß heute mehr, wer einmal die Farben für die jeweiligen Tage festgelegt hat. Nichtsdestotrotz gehen viele Thais felsenfest davon aus, daß die entsprechenden Farben und Tage Einfluß auf jeden Menschen haben und machen eine regelrechte Wissenschaft daraus.
So glauben viele Thais zum Beispiel, daß Montagskinder, die unter dem Symbol des Mondes (gelb) geboren wurden, auch vom Planeten Mars unterstützt werden, dessen Farbe rosa ist.
Die Farbe rosa soll bei den entsprechenden Menschen angeblich für körperliches und seelisches Gleichgewicht sorgen.
Entsprechend legte der königliche Hof vor einigen Jahren sehr großen Wert darauf, daß der erkrankte König Phumiphon punktgenau an einem Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
Die Aktion wurde generalstabsmäßig vorbereitet, der König erhielt sogar ein maßgeschneidertes rosa Jakett.
Vermutlich deshalb, damit der vielbeschäftigte Mars auch wirklich sofort bemerken würde, wer hier gesundheitliche Unterstützung benötigte…
Als Beispiel einige Farben und Fahnen der Königsfamilie in Thailand (siehe auch Bilder oben) und ihre Bedeutung:
1. König Phumiphon Adunlayadet (so korrekt nach dem Royal Thai General System of Transcription, RTGS, geschrieben) wurde an einem Montag geboren. Die Farbe dieses Tages ist gelb, das Tagessymbol ist der Mond. Entsprechend ist die königliche Flagge gelb. Es gibt allerdings zu jedem wichtigen Fest und Jubiläum des Königs eine eigene Flagge mit einem neuen, unterschiedlichen Symbol. Das macht die Beflaggung zu einer äußerst heiklen Angelegenheit für Staatsbedienstete, welche die schwere Verantwortung für die äußerst wichtige Frage der korrekten Farben an öffentlichen Gebäuden tragen. Nicht einfacher wird diese Aufgabe dadurch, daß Kronprinz Wachiralongkon die gleiche persönliche Farbe hat wie sein Vater, da er ebenfalls an einem Montag geboren wurde. Allerdings ist das für ihn aufgestickte Symbol selbstverständlich ein anderes.
2. Königin Sirikit wurde an einem Freitag geboren. Die Farbe dieses Tages ist blau, das Symbol ist die Venus.
3. Prinzessin Sirinthon wurde an einem Samstag geboren. Das Symbol dieses Tages ist der Saturn, also ist ihre Farbe lila.
4. Zuletzt noch die Flagge von Ubon Rattana Ratchakanya (kürzer: Ubonrat), der ältesten Tochter von König Phumiphon und Königin Sirikit. Diese ist nämlich besonders interessant. Die ehemalige Prinzessin Ubonrat, geschiedene Jensen, wurde an einem Sonntag geboren. Das Symbol dieses Tages ist die Sonne, die Farbe ist also rot. Nach ihrer für den Hof enttäuschenden Heirat mit einem minderwertigen Ausländer wurden ihr von ihrem Vater sämtliche königlichen Titel aberkannt und ihr auch nicht verziehen, als sie (erst!) acht Jahre später erstmals wieder nach Thailand zu Besuch kam und sich ihm zu Füßen warf; deshalb trägt ihr Symbol keine Krone. Das Volk und die Presse scheren sich allerdings wenig darum und beziehen sich trotzdem meistens mit „Königliche Hoheit“ auf sie. Das ist zwar falsch, aber bei Begegnungen fallen gewöhnliche Sterbliche dennoch oft ehrfurchtsvoll vor ihr in den Staub, wie sich das in Thailand wieder gehört nach der stillschweigenden Wiedereinführung der von König Chulalongkon vor fast 150 Jahren als für ein modernes Land als unwürdig abgeschafften Regeln für Begegnungen der allerhöchsten Söhne und Töchter des Landes mit den unwürdigen Vertretern des niedrigen Volkes.