„Alle Augen sind auf Quebec gerichtet“

titelte die „Bangkok Post“ am 5. Juli ohne weiteren nachdenklichen Kommentar in einem Artikel über die neuesten Entwicklungen in dem Fall des kambodschanischen Tempels Preah Vihear.

Am 6. Juli wird ein 21köpfiges UNESCO-Komitee über das weitere Schicksal des Tempels entscheiden. Länder haben Anträge auf Listung als Weltkulturerbe von 13 Nationalparks und 34 Gebäuden bei der UNESCO eingereicht.

Die Bangkok Post ist der Meinung, das Komitee in Quebec müsse sich ganz genau mit dem Antrag Kambodschas befassen und spricht von neuen und alten Karten (letztere könnten dem UNESCO-Komitee „untergejubelt“ werden), von Unterschriften und einstweiligen Verfügungen. Den Redakteuren der „Bangkok Post“ scheint wohl entgangen zu sein, daß vor fast 50 Jahren ein internationales Gericht den Tempel, der von Khmers gebaut wurde, Kambodscha zugesprochen wurde.

Die „Bangkok Post“ bringt es in ihrem Artikel sogar fertig, die national-faschistische Stimmung weiter anzuheizen, denn sie erinnert an 2003, als wütende Kambodschaner die thailändische Botschaft in Phnom Penh stürmten. Grund des Aufruhrs: Eine kambodschanische Zeitung hatte berichtet, eine thailändische Schauspielerin habe behauptet, Angkor Wat gehöre Thailand und solle an das Königreich zurückgegeben werden…

Daß die Tempelfrage „Preah Vihear“ gar keine ist, sondern von thailändischen Nationalisten ins Spiel gebracht wurde, darüber berichtet die “Bangkok Post“ nicht. Da muß man sich als weggetreuer Nationalist wundern, weshalb in der thailändischen Presse für den Tempel immer der kambodschanische Name und nicht der thailändische „Prasat Kao Phra Viharn” gebraucht wird.