Überfälle in Rawai gehen weiter

Das letzte Opfer der Wegelagerer war die 38 Jahre alte Holländerin Sandra Ullrich, die bei einem Überfall am 25. September gegen 13 Uhr einen doppelten Schädelbruch erlitt. Die Holländerin, die seit vier Jahren in Phuket lebt, fuhr mit ihrem Motorrad zur Kreuzung Saiyuan/Wiset Road, als die Täter zuschlugen.

Ihr Ehemann, Hans Ullrich, berichtete, er sei über die Reaktion der Polizei von Chalong erzürnt und werde die „Angelegenheit in die eigenen Hände nehmen”, falls es den Beamten nicht möglich sein sollte, die Täter zu verhaften.

„Ich war gerade auf dem Polizeirevier”, berichtete Ullrich der Phuket Gazette. „Wenn diese Typen sich nicht dafür interessieren, dann werde ich total ausrasten. Ich werde mit ein paar Freunden in den Büschen warten und mich um die Sache kümmern, denn das ist doch totaler Wahnsinn. Sie unternehmen überhaupt nichts.”

Ullrich, der als Taucher arbeitet, sagte, er wisse von mindestens drei weiteren Überfällen, die sich in den letzten sechs Wochen ereigneten.

Als Ullrich den Vorfall im Polizeirevier von Chalong zu Protokoll gab, wurden ihm zwei ähnliche Einträge im Register gezeigt, die sich innerhalb von zwei Tagen zugetragen hatten.

Der Angriff auf seine Frau erfolgte etwas über einen Monat, nachdem ihre beste Freundin, die Amerikanerin Sheila McCormick, überfallen worden war. Fast an der gleichen Stelle, an der der Norweger Knudsen knapp ein Jahr zuvor ermordet worden war.

McCormick befand sich auf der Viewpoint Road, als sie zwei Männer bemerkte, die offensichtlich betrunken waren. Als sie merkte, daß sie verfolgt wurde, drückte sie aufs Gas.

Der Mann auf dem Sozius griff nach ihrer Handtasche, aber verfehlte. Der Fahrer, der mit etwa 100 Stundenkilometern unterwegs war, verlor die Kontrolle über das Motorrad und raste in eine Leitplanke.

„Sie haben meine Tasche nicht bekommen, und sie haben sich ganz schön verletzt”, sagte McCormick. Doch auch sie stürzte bei dem Vorfall und verletzte sich. „Das Gebiet hat einen schlechten Ruf, was Überfälle gegen ein Uhr nachts betrifft”, fuhr McCormick fort.

Doch inzwischen passieren die Überfälle zu jeder Tages- und Nachtzeit: „Als ich bei der Polizei war, fand ich heraus, daß eine andere Ausländerin wenige Stunden zuvor an der gleichen Stelle überfallen worden war. Das muß gegen 19 Uhr gewesen sein.”

McCormick plädiert dafür, einfach die Polizeipatrouillen zu verstärken. Das würde die Wegelagerer von Überfällen abhalten. „Die Polizei von Chalong weigerte sich, den Überfall zu protokollieren, obwohl ich dreimal vorstellig wurde. Das war alles. Sie taten nichts für mich und sie taten nichts für Sandra [Ullrich].

Die Polizei würde ab und zu in den gefährdeten Gebieten patrouillieren, wie beispielsweise zwischen Rawai und dem Kata-Aussichtspunkt, aber nur in der Hochsaison und nur, wenn ein Fall internationale Schlagzeilen machte wie beispielsweise der Mord an Knudsen.

Sandra Ullrich liegt auf der Intensivstation des Phuket International Hospital, die Ärzte rechnen damit, daß sie sich vollständig erholen wird. Die Schädelverletzungen resultierten von der Art und Weise, wie sie vom Motorrad fiel. Der Helm, den sie trug, konnte den doppelten Schädelbruch nicht verhindern.

Eine Verhaftung gelungen

Nachdem die Serie von Überfällen in Rawai durch Wegelagerer Schlagzeilen machten, sieht sich die Polizei von Chalong erheblichem Druck ausgesetzt, die Täter zu verhaften.

Einen ersten Durchbruch gab es Ende September, als die Verhaftung eines Bauarbeiters gelang, der sich „Nop” nennt.

Nop hatte die Handtasche einer Thai gestohlen. Gegen zwei Uhr morgens fuhr sie nach Hause, verfolgt wurde sie von dem Täter auf einem gestohlenen Motorrad. Zuerst begann er, während der Fahrt nach ihrem Motorrad zu treten, dann entriß er ihr die Handtasche, die über 1000 Baht enthielt sowie eine wertvolle Sonnenbrille, die der deutsche Freund der jungen Frau spendiert hatte.

Am nächsten Tag machte er sich auf die Suche nach einem neuen Opfer.

Zwischenzeitlich hatte die Polizei aber Informationen über das Nummernschild des Motorrades. Als Nop versuchte, eine Angestellte des Orchid Resort Hotels in ähnlicher Weise berauben wollte, schnappte die Falle zu. Wegen verstärkter Polizeipräsenz auf den Straßen gab Nop Gas, verlor die Kontrolle über das Motorrad und fuhr in einen Pick-up. Der Mann wurde vor seiner Verhaftung in einem Krankenhaus behandelt.

Nop sagte später aus, er habe Alkohol getrunken und Yabah genommen, daher sei der Unfall nicht zu vermeiden gewesen.

Das Motorrad mit dem steckenden Zündschlüssel sei zu verführerisch gewesen, daher habe er es genommen und sei nach Kata gefahren, um dort „etwas Spaß” zu haben.

Bereits in Bangkok habe sich Nop seinen Lebensunterhalt auf diese Weise verdient, er könne aber nicht sagen, wie viele Überfälle er bereits begangen hatte. Als er in Klong Toey verhaftet wurde, fand die Polizei in seinem Zimmer Wertgegenstände im Wert von 800 000 Baht. Er wurde zu drei Jahren verurteilt und nach zwei Jahren wegen guter Führung entlassen.

In Bangkok habe er es nach seiner Verhaftung auf die Titelseite der Zeitungen geschafft, er wolle aber nicht noch einmal berühmt werden. Dieses Vorhaben ist Nop nicht gelungen.

Auf Nachfrage sagte er, er habe sich auf Thais spezialisiert. Er würde keine Ausländer überfallen, weil das der Tourismusindustrie schade. Daher stehle er nur von Thai-Mädchen.

Eine glatteLüge, denn Nop wurde später von der vorerwähnten Amerikanerin Sheila McCormick als einer der Täter identifiziert.

„Meine Frau ist im achten Monat schwanger”, erzählte Nop. „Meine Ex-Frau verließ mich, als ich in Bangkok verhaftet wurde. Ich glaube, meine neue Frau wird loyaler sein.” Es wurde nicht bekannt, ob er auf einem Yabah-Trip war, als er diese Aussage zu Protokoll gab.

Die Polizei von Chalong teilte im Zuge der Verhaftung Nops mit, daß man aktiv dabei sei, den Wegelagerern in Rawai und Kata das Handwerk zu legen. Es sei aber schwierig, sie zu erwischen, weil, so der Polizeioffizier, die Diebe aus anderen Provinzen kämen und gemietete Motorräder für ihre Überfälle benutzten. Oft würden sie nach der Tat die Insel verlassen….

Am 4. Oktober stellte die Polizei Checkpoints auf den Zufahrten zum ehemaligen Chalong-Kreisverkehr auf und intensivierte Patrouillenfahrten in Rawai. Im Rahmen dieser Aktion sei es zwar nicht gelungen, Wegelagerer festzunehmen, dafür aber zwei Ausländer, die sich im Besitz von Marihuana befanden…