Selbstmord oder Mord – Kolumne TIP 12/1/2008

WIPLALA, eines unserer Forenmitglieder, bürgerlicher Name Michael Schwingenschlögl, hat angeblich Selbstmord begangen auf Pattaya-Art: Fenstersturz aus dem View Talay Condo. Seine treusorgende, obwohl nach Angaben von Freunden rauschgiftsüchtige Frau befand sich zur Zeit des Aufschlags im Erdgeschoß. Vier Thais, die angeblich eine Webkamera installieren sollten, waren an der Arbeit, als Wiplala zum letztenmal mit einem anderen Forenmitglied in Kontakt trat.

Selbstmord – das glaube ich vorerst noch nicht. Es fehlen mir noch die Beweise für eine ordnungsgemäße Ermittlungsarbeit. Ein Forenmitglied grumpelte geheimnisvoll als Insider und plädierte für den festen Glauben an Selbstmord, weil – von ihm geforderte, aber nicht genannte – Indizien das angeblich felsenfest belegen.

Andere sabberten pietätvoll unpassend über „Breittreten von Intimitäten“ und Sensationsmache, Hexenjagd und andere nicht unter der Pflicht der logischen Begründbarkeit stehenden Argumente. Sie wollten den „zuständigen Organen“ die gesamte Ermittlungsarbeit gläubig überlassen, obwohl die Zeitungen mit Selbstmord-Leichen gefüllt sind.

Es gingen vor einiger Zeit Hilferufe voraus, ebenfalls im TIP-Forum und anderen Foren gepostet. Nach Berichten einiger Leute, die ihn näher kannten, war Wiplala psychisch ziemlich labil und auch dem Alkohol nicht gerade abgeneigt.  Letzteres kann aber nicht die Ursache für seine plötzlich öffentlich in Foren verbreiteten Hilferufe gewesen sein, denn die einwandfreien Formulierungen seiner Hilferufe entsprachen dabei keinesfalls denen eines etwa unter Alkoholeinfluß stehenden und dann unsinnige Sachen schreibenden Menschen.

Ich faßte nach und provozierte, um ggf. Leute mit mehr Detailwissen aus der Reserve zu locken, damit auch weitere Infos für die zunächst von Wiplala über seine Probleme informierte Öffentlichkeit verfügbar werden. Schließlich hatte Wiplala die Angst vor einer Ermordung durch oder ggf. auf Veranlassung seiner Frau ebenfalls öffentlich geäußert. 

Daraufhin wurde ich zuerst sanft und durch die Blume, dann ziemlich deutlich von besagtem Forenmitglied darauf hingewiesen, daß es gefährlich sei, sich weiterhin mit diesem Thema zu befassen, die Behörden hätten „seiner Meinung nach“ sauber recherchiert: …man(n) sollte eine zu nichts führende Diskussion beizeiten abbrechen… denn … die Gefahr einer sich selbstzerstörenden Wirkung für mögliche Initiatoren (kann) nicht ausgeschlossen werden…

Natürlich kam keine Antwort auf meine Frage, aus welchem Grund er dieser Meinung ist und warum er die Diskussion über diesen Selbstmord oder Mord abwürgen lassen will.

Und dann folgt eine klare Drohung in einer privaten E-Mail, mit Hinweisen auf direkte Beziehungen zu höchsten Offizieren und berüchtigten Namen: Wenn das nicht aufhören würde, dann würde er nicht tatenlos zusehen.

Seltsamerweise hatte er auch Verbindung zu dem letzten Fall, als mir jemand drohte, meine gesamten Artikel im Netz zu sammeln, zu übersetzen und sie an die Behörden weiterzuleiten…

Meine Bemühungen, auf noch unbeantwortete Fragen im laut Behördenmeinung  „Selbstmordfall“ aufmerksam zu machen, haben ihren Zweck erfüllt.  Der gute Mann, der mich unter drohendem Hinweis auf seinen kurzen Dienstweg zu „Höheren Kreisen“ der Thai-Gesellschaft vor allzu freier Meinungsäußerung warnte, darf die seinige weiter posten. Ein Selbstporträt gab er schon ab mit einem Reservoir an Schimpfworten über mich. Leider ist es aber nur kopiert und zeigt keinerlei eigene Fantasie… Na ja, wo er herkommt, ist das Mangelware. Das beweist sein Vorgehen.

Ich hege eine instinktive Abneigung gegen Einschleimer, die sich als Insider präsentieren und ehrenamtlich als Zuträger und Hilsfssheriffs wirken, um bei Bedarf unliebsame Landsleute einzuschüchtern resp. abzuzocken. Landsleuten, die sich mit solchen kurzen Dienstwegen ausstatten (wollen), um den Respekt zu erheischen, den sie selbst nicht ausstrahlen, genießen meine volle Verachtung. Ich selbst habe es Zeit meines Aufenthalts in diesem ansonsten wunderschönen Land vermieden, mich mit der Bekanntschaft wichtiger Persönlichkeiten zu verunzieren. Aus gutem Grund: Versuchen Sie mal einen Tigerritt abzubrechen…

Nun würde mich die Meinung der Leser interessieren: Was ist falsch an einer Diskussion im Forum, wenn ein Mitglied Selbstmord begangen hat? Auch in Thailand sind bis jetzt noch an den Ergebnissen polizeilicher Ermittlungen durchaus nicht verboten. Nur Gerichtsurteile sind wie Gottesurteile zu akzeptieren und nicht zu kritisieren… eine spezielle Thai-Version der Demokratie.

Selbst wenn nicht genügend Indizien zusammenkommen sollten, welche Zweifel am offiziellen polizeilichen Ermittlungsergebnis aufkommen lassen könnten, sollten in einer Forendiskussion immerhin Warnungen vor kritikloser Akzeptanz polizeilicher Verlautbarungen ausgesprochen werden und Zweifel geäußert werden dürfen. 

Aber viele Farangs brauchen keine Warnungen. Ihre Angetraute ist sowieso anders, sie pflegen nur Kontakt mit aller-höchsten, einflußreichen Kreisen und diskutieren mit diesen selbstverständlich auf Augenhöhe. Oft sind sie auch an irgendwelchen wohltätigen Spendenobjekten als PR-Berater beteiligt…

Meist präsentieren sie sich patriotisch in vorauseilendem Gehorsam gegenüber den jeweiligen Machthabern. Sie zeigen sich „integriert“. Ihr Erkennungs-Wahlspruch ist: „Wenn es Dir nicht paßt, dann hau doch ab!“ Als „Freunde Thailands“ fühlen sie sich verpflichtet, ihre Gastgeber vor „Nestbeschmutzern“ zu schützen, die auch ihren vorbildlichen Ruf und ihren selbstlosen Einsatz für die Gastgeber gefährden.

Die Behörden fordern ja dazu auf und weisen darauf hin, daß jeder Denunziant willkommen ist und Verhaftungen nicht nur auf Anzeige, sondern auch auf verantwortungsbewußte Hinweise aus der Bevölkerung erfolgen. Ein Paradies für ordnungsliebende Nachbarn und deutsche Blockwarte… da kommen alle bekannten braunen und roten Grundfärbungen durch die Wolle…

Normalerweise bin ich gegen Drohungen dieser Art durch Farangs bisher immer immun gewesen. In diesen Zeiten aber, in denen die Elefanten kämpfen, leben die Farang-Ameisen gefährlich.

Doch wie sagt Erich Kästner:

Wird’s besser? Wird’s schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer lebensgefährlich.

Das gilt besonders für Journalisten. Und verstärkt im LOS. Lassen wir es laufen. Die letzte TIP-Nummer ist schon seit Jahren geschrieben und wird gegebenenfalls irgendwann erscheinen… doch ich bin eigentlich sicher, daß ich lebend und aktiv den Entscheidenden viel weniger stinke als umgekehrt.

Wenn mir Zeit bleibt, werde ich mal alle sogenannten Selbstmorde in Pattaya aus dem in sicheren Truhen ruhenden TIP-Archiv der letzten Jahre sammeln.

Ein guter Bekannter, den ich kontaktierte ob dieses Vorfalls, holte sich Auskünfte ein über meinen speziellen Freund mit den kurzen Dienstwegen und meinte: Vorsicht ist angesagt. Bei Adolf wird früher auch schon ein „Schmierzettel“ an die Gestapo ausreichend gewesen sein, um eine Aktion gegen vermeintliche Staatsfeinde auszulösen. In Thailand lebt ein vermeintlicher „ausländischer Staatsfeind“ heute wohl ähnlich gefährlich. Mit andern Worten: Halt die Schnauze, jetzt haben die Trittbrettfahrer, die „Wohltäter“, wozu unser Freund auch gehört, und die Denunzianten die Hohe Zeit.

Ich bin aber bekannt dafür, daß ich kritikresistent bin und keine besonders gutgemeinten Ratschläge befolge, mögen sie vielleicht auch richtig sein. Wat mutt dat mutt, dann muß ich eben weg. Und wer dies als „Privatkrieg“ bezeichnet, der tut mir leid.

Ich verabschiede mich jetzt vorerst bis zum nächstenmal mit der Wiederholung des sinnigen Spruches:

Der größte Lump in diesem Land,

das ist fürwahr der Denunziant!

Unser Mann mit den kurzen Dienstwegen hat wohl in Psychologie versagt und die falsche Strategie gewählt, meint

Euer Roy