Liederliches Thailand: Keine Literatur, keine Malerei und nur skurrile Musik

Es war eine der großen Traditionen im diplomatischen Dienst des Vereinigten Königreichs. Wann immer ein Botschafter seinen Posten verließ, durfte er sich in seinem ultimativen Telegramm nach London für einmal unverblümt äußern – über sein Gastland und die Menschen dort, über seinen Posten und natürlich auch über die Verhältnisse im Diplomatenchor ihrer Majestät.

Der britische Sender BBC hat vor kurzem einige dieser Dokumente besorgt und aufgearbeitet – für eine Radioserie, die schon aufgrund der ungewohnten Ehrlichkeit Aussicht auf große Quoten hat. Roger Pinsent, Botschafter in Nicaragua, beispielsweise schickte im Jahr 1967 ein rüdes Fazit über die Einwohner des schönen Landes an die Themse: „Es ist, wie ich fürchte, keine Frage, daß der Durchschnitts-Nicaraguaner einer der verlogensten, unzuverlässigsten, gewalttätigsten und trunksüchtigsten Lateinamerikaner ist.“

Unfreundlich klang auch das Abschiedstelegramm von Sir Anthony Rumbold aus Bangkok, dem es nie gelang, sich mit Thailand, heute eine beliebte Touristendestination, ein wenig anzufreunden. „Es ist wahr“, so schrieb er, „daß sie keine Literatur, keine Malerei und nur eine skurrile Art von Musik haben, daß ihre Skulpturen, Keramiken und Tänze von anderen entliehen sind, daß ihre Architektur eintönig ist und ihre Inneneinrichtungen abscheulich.“

Den Menschen in dem Land konnte der Ambassador offenbar ebenfalls wenig abgewinnen: „Niemand kann bestreiten, daß Glücksspiel und Golfen die wichtigsten Vergnügen der Reichen sind und daß Liederlichkeit das Hauptvergnügen von ihnen allen ist.» bazonline.ch