Die Demonstranten, 19 Männer und vier Frauen, vor allem blinde und behinderte Lotterielosverkäufer, wurden zur Dusit-Polizeiwache gebracht und später auf Anweisung des Premierministers freigelassen.
Etwa 200 Menschen, unter ihnen viele Behinderte, hatten sich in den frühen Morgenstunden an der Chamai-Maruchet-Brücke an der Phitsanulok Road in der Nähe des Regierungsgebäudes versammelt, um von der Verwaltung eine Überarbeitung bei der Verteilung von Quoten bei den Lotterielosen zu fordern.
Der Präsident der Blindenvereinigung von Thailand sagte, daß die Regierung die Quoten von jeweils zwei Millionen Lottoscheinen an drei große Lotteriehändler zugeteilt hatte, während die behinderten Anbieter gar keine bekamen. Er gab an, daß die Gruppe bereits mehrfach versucht hätte, die Angelegenheit mit der Regierung zu klären aber mit der Antwort nicht zufrieden gewesen wäre. Bereits am 7. Juni wurde die Gruppe beim Finanzministerium vorstellig, um den stellvertretenden Finanzminister zu treffen. Dort wäre aber nur der Direktor des staatlichen Lotteriebüros erschienen.
Gegen Mittag entschlossen sich die Demonstranten, den Regierungssitz zu stürmen, ärgerlich darüber, daß niemand ihre Beschwerden hören wollte. Der Polizeichef beorderte zwei Kompanien zur Sicherung des Geländes. Polizeibeamte forderten die Demonstranten auf, zu ihrem Kundgebungsort an der vorerwähnten Brücke zurückzukehren und wiesen darauf hin, daß sie gegen die Notstandsverordnung verstießen, wenn sie sich in der Nähe des Regierungssitzes aufhielten mit der Absicht, in das Gelände einzudringen.
Ein Handgemenge zwischen den Demonstranten und den Polizisten brach aus, als diese versuchten, die Leiter des Protestes zu verhaften. Der Präsident der Blindenvereinigung, als Leiter der Protestveranstaltung flüchteten, indem sie in den Klong Prem Prachakron in der Nähe des Regierungssitzes sprangen. Es wurde niemand verletzt.
Premierminister Abhisit sagte, daß die Polizei in der Lage gewesen sein sollte, einen Kompromiß mit den Demonstranten zu erreichen. Auch hätte der stellvertretende Finanzminister die Lotterieverkäufer zu einem Treffen zum Nachmittag des 8. Juni eingeladen, welches jedoch abgelehnt wurde.
Einige der Händler hatten bereits in der Vergangenheit gegen die Einführung einer Online-Lotterie und deren Auswirkungen protestiert. Sie befürchten, dadurch ihre Arbeit zu verlieren. Abhisit gab jedoch am 9. Juni bekannt, daß deren Einführung ausgesetzt worden sei, da eine vorherige Untersuchung ergab, daß diese illegal sein könne. Das Amt für spezielle Untersuchungen ermittelt diesbezüglich weiter.
Der Regierung wird vom stellvertretenden Führer der Oppositionspartei vorgeworfen, bei Kundgebungen einen doppelten Standard anzuwenden. Bei einer Kundgebung der „Bunthemden“ vor dem Parlament hätte die Polizei überhaupt nicht reagiert, obwohl auch zu diesem Zeitpunkt der Ausnahmezustand galt. Weiterhin kritisierte er den Premierminister, daß die Regierung es nicht geschafft habe, mit den Demonstranten Gespräche zu führen.
Gleich und gleicher
Ein Polizeisprecher gab an, alle Demonstranten seien gleich behandelt worden. Kundgebungen rund um den Regierungssitz seien während des Ausnahmezustandes verboten, und die Beamten hätten sich an die internationale Praxis gehalten, mit den Demonstranten erst einmal zu verhandeln. Erst nachdem die Gespräche scheiterten, kam es zu Verhaftungen und die Menschen wurden zur Polizeiwache gebracht, um dort ihre Personalien zu erfassen.
Der Premierminister ordnete eine eingehende Untersuchung an, um festzustellen, ob die Polizei überreagiert haben könnte, als sie gegen die brandgefährlichen Blinden vorging. bp