Waffenstillstand hält nicht — Weitere Gefechte — Teile des Weltkulturerbes zerstört?

Hinweis: Die aktuellsten Informationen zum Thema finden sie von Beobachtern vor Ort in einem eigenen Thema im TIP Forum: http://forum.thailandtip.de/topic=9910

hmh. (Eig. Ber.) Bangkok/Phnom Penh. "Es ist [für die bedrängte Thai-Regierung der sogenannten "Demokratischen Partei" um Premierminster อภิสิทธิ์ เวชชาชีวะ Aphisit Wetchachiwa] der ideale Zeitpunkt, um von innenpolitischen Problemen abzulenken." brachte kurz vor Mitternacht ein Beobachter im TIP Forum auf den Punkt, was derzeit rund um das Weltkulturerbe Preah Vihear, unbestritten ein Zeugnis der Kultur des alten Kambodscha, geschieht.

Seit Einbruch der Dunkelheit wurde offenbar der erst kurz zuvor ausgemachte Waffenstillstand nicht mehr eingehalten, Mit einer kurzen Pause von einer Stunde ab 21.45 Uhr Ortszeit wurde die ganze Nacht über geschossen.

Dabei soll, wie eine Stunde später gemeldetet wurde, auch ein Seitenflügel der Tempelanlage nach kambodschanischen Angaben "schwer in Mitleidenschaft genommen" worden sein.

Der letzte Stand am frühen Morgen war, daß der Premierminister des militärisch hoffnungslos unterlegenen Kambodscha den Weltsicherheitsrat um Vermittlung gebeten hat. Regierungschef Hun Sen forderte eine Dringlichkeitssitzung des Gremiums, um "die Invasion durch Thailand zu stoppen."

Worum geht es eigentlich bei dem Streit?

Schon vor fast drei Jahren stand dazu im TIP folgender Kommentar:

Wie routinemäßig man in Thailand historische Tatsachen zu ignorieren versteht, wird im aktuellen Streit [= Mitte 2008] um den kambodschanischen Tempel deutlich (Thai: Phra Wihan [prá¿ wí¿ ha:n? ]; Khmer: Preah Vihear), der in der thailändischen patriotischen Presse natürlich sehr bewußt als ‹Hindu Tempel› bezeichnet wird, schon um jede Assoziation mit den eigentlichen Erbauern zu vermeiden.
    International gesehen existiert gar kein Streit, denn es ist eindeutig, daß der Tempel nicht nur 1. eine große kulturelle Leistung des alten Reiches Angkor ist, in das die ‹braunen siamesischen Horden› erst viel später eingefallen waren, sondern daß der von den Thais ebenso wie Sukhothai und viele andere ehemalige Kerngebiete des alten Kambodscha annektierte Tempelgrund 2. auch auf kambodschanischen Gebiet liegt. Darüber gibt es internationale Verträge, die Thailand unterzeichnet hat.
    Dennoch hindert das gewisse (militärisch hochgerüstete) Chauvinisten im thailändischen Militär nicht, wegen einer Landfläche von der Größe eines besseren Parkplatzesböse Kriegsdrohungen gegen das kleinere Nachbarland auszustoßen, dessen Kultur man sich zwar einst übergestülpt hat, auf das man aber dennoch oft geradezu verächtlich herabsieht:
    Von Kambodscha sprechen patriotische Thais, gerade diejenigen der winzigen, für ihre Arroganz bei ihren Nachbarvölkern berüchtigten thailändischen Elite, schon seit Jahrhunderten
    ‹…mit dem Lächeln, das Hellenen aufsetzen, wenn sie von Barbaren sprechen. Denn die Siamesen sind sich ihrer Überlegenheit über die Kambodschaner bewußt.› — Martin Hürlimann: Die Wunder Asiens. Berlin 1931, 170.