Peking. Der chinesische Konzern Fosun hat die Marke Thomas Cook für 11 Millionen Pfund (14,2 Millionen US-Dollar) gekauft, Wochen nachdem die renommierte britische Reisegruppe Pleite gegangen war und Hunderttausende von Urlaubern im Ausland gestrandet waren.
Der Tod von Thomas Cook im September 2019 löste weltweit nicht nur die Verluste von 22.000 Arbeitsplätzen aus, sondern sorgte gleichzeitig auch für die größte Rückführung Großbritanniens seit dem Zweiten Weltkrieg aus. Die Regierung bezahlte mehr als 140.000 Touristen, um wieder zurück nach Hause fliegen zu können.
Die 178-jährige britische Institution Thomas Cook hatte im September 2019 Insolvenz angemeldet, nachdem der Versuch, 250 Millionen Dollar von privaten Investoren zu sichern, gescheitert war.
Das an der Hongkonger Börse notierte Unternehmen Fosun, das bereits der größte Anteilseigner von Thomas Cook war und auch den in Frankreich ansässigen Resort Riesen Club Med besitzt, hatte sich aus dem Elf Stunden Geschäft zurückgezogen, um das von Schulden geplagte Unternehmen am Leben zu erhalten.
Fosun wird nun die Markenrechte an Thomas Cook sowie an den Tochterhotelketten Casa Cook und Cook’s Club im Rahmen des Kaufvertrags übernehmen, hieß es in einer Erklärung am späten Freitag (1. November 2019).
Die Akquisition würde auf den bestehenden touristischen Beständen von Fosun und „der robusten Wachstumsdynamik des chinesischen Auslandstourismus“ aufbauen, sagte Qian Jiannong, der Vorsitzende von Fosuns Reisezweig.
Thomas Cook hatte einige Zeit gegen den harten Online Wettbewerb gekämpft und die Unsicherheit des Brexit für einen Rückgang der Buchungen vor dessen Zusammenbruch verantwortlich gemacht.
Der Konkurs des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook trifft auch den thailändischen Tourismus und wird sich bis Ende des Jahres auch noch negativ auf die Zahl der britischen Touristen auswirken, berichten die thailändischen Medien.
Nach Einschätzung des Gouverneurs der staatlichen Tourismusbehörde (TAT), Yuthasak Supasorn, wird die für 2019 prognostizierte Zahl von einer Million Briten nicht mehr erreicht werden. Im Vorjahr 2018 kamen insgesamt mehr als 954.000 Touristen aus Großbritannien nach Thailand. Durch den Konkurs von Thoma Cook dürfte es daher schwer werden, diese Besucherzahlen in diesem Jahr noch zu toppen.
Herr Yuthasak erklärte gegenüber den nationalen Medien, dass der Konkurs von Thomas Cook vor allem auch die Agentur Asian Trail treffen wird. Die Agentur betreut vor allem die Briten auf Phuket, auf Phang Nga und auf Ko Samui. Dazu kommen noch die besonders auf britische Touristen eingestellten Hotels wie Dusit Thani, Anantara und Mandara dazu.
Allerdings, so lenkt TAT Gouverneur Yuthasak ein, würden die Einnahmeausfälle in der jetzigen Nebensaison noch überschaubar bleiben.
Laut den deutschsprachigen Medien gingen nach dem Zusammenbruch von Thomas Cook zahlreiche Berichte von unzähligen Hotelgästen aus Thailand ein, die nach ihren eigenen Angaben dazu gezwungen worden waren, ihre Unterkünfte vor Ort selbst zu bezahlen. Einige Hotelgäste mussten laut den Meldungen in Thailand mehr als 1000 – 2500 Euro auf den Tisch ihres Hotels legen.
Laut einem deutschen Paar, dem 29-jährigen Kevin H. und der 23 Jahre alten Chiara L. erlebten sie ihr persönliches Drama in einem Hotel in Khao Lak. Die beiden mussten auf den schon längst überwiesenen Pauschalpreis von 3.450 Euro nochmals 1.600 Euro drauflegen, bevor sie aus ihrenm Hotel wieder auschecken konnten.
Die beiden mussten also für nur 10 Tage Urlaub fast 5.050 Euro bezahlen. Das Hotel, in diesem Fall „The Haven“ in Khao Lak, bestätigte im Nachhinein, dass es bei Thomas Cook Kunden auf der Zahlung direkt vor Ort bestanden hatte.
Der Manager der Hotelanlage Herr James Nuimang sagte: „Wir haben von Thomas Cook zum letzten Mal im Juni 2019 Geld gesehen. Im Juli und im August ging nicht eine einzige Zahlung bei uns ein. Weil Thomas Cook nun pleite ist, müssen wir uns an unsere Richtlinien halten und uns eben direkt an die Gäste wenden“, sagte er. Für den Fall, dass sich doch jemand weigert zu bezahlen fügte er hinzu: „Wir werden die Gäste nicht auschecken lassen. Wir werden die Polizei rufen“.
Wie viele deutsche Urlauber von der Thomas Cook Pleite in Thailand betroffen waren, wusste niemand so genau. Mitte September hieß es noch von Seiten des Unternehmens, es befänden sich 783 deutsche Thomas Cook Kunden in Thailand. Der Deutsche Reiseverband (DRV) und der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatten diese Vorgehensweisen bereits scharf kritisiert.
Die beiden Fosun Unternehmen waren bereits mit zusammen 18,1 % an der Thomas Cook Gruppe beteiligt und machten das Konglomerat damit zum größten Anteilseigner des britischen Unternehmens.
Fosun, zu dem auch die Club Med Resort Kette sowie die kanadische Zirkusfirma Cirque du Soleil gehören, betreibt auch ein Joint Venture für Kinderclubs mit der Spielwarenfirma Mattel. Fosun hat sich 2015 erstmals an Thomas Cook beteiligt. Die beiden haben ein Joint Venture Reisebüro in China.
Während Peking eine Reihe anderer privater chinesischer Großkonzerne, darunter die HNA Group und Anbang Insurance, gezwungen hat, vom Kauf ausländischer Unternehmen zum Verkauf von Vermögenswerten überzugehen, ist Fosun weiterhin ein aktiver Käufer in Sektoren, die von Finanzen bis hin zu Pharmazeutika reichen. Es wurde kürzlich von Tickled Media gekauft, einer singapurischen Online- nformationsplattform für Eltern.
- Quelle: Bangkok Post, Nikkei Asian Review